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Die Hure Und Der Moench

Die Hure Und Der Moench

Titel: Die Hure Und Der Moench Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christa S. Lotz
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herabgefallen. Durch das Fenster schien der Mond herein. Vielleicht bin ich mondsüchtig, dachte sie. Und doch war es ihr, als hätte sie das alles schon einmal erlebt. Signora Girondo schaute sie besorgt an, als sie zum Frühstück erschien. Der Vater war wie immer schon in sein Handelshaus gegangen.
    »Du bist so bleich, hast du schlecht geschlafen?«, fragte ihre Mutter.
    »Ich hatte einen wirren Traum«, antwortete Angelina. »Sagt, Frau Mutter, war ich jemals mondsüchtig?«
    »Wieso?«, fragte ihre Mutter und runzelte die Stirn. »Ich glaube nicht.«
    Angelina wollte ihr nichts Näheres erzählen, auch von den Gesprächen mit dem Priester nicht. Mit schlechtem Gewissen dachte sie an Francesco. Was mochte er von ihr denken! Aber der Weg war ihr vorgezeichnet, sie musste heute wieder zu dem Priester gehen, um dem Geheimnis auf den Grund zu kommen.
    Nach dem Frühstück wurden ihre Geschwister von Signora Girondo unterrichtet, und eigentlich hätte Angelina sie dabei unterstützen sollen, aber sie sagte, dass sie auf den Markt gehen wolle, um etwas für das Mittagessen zu besorgen. Das könnten doch die Dienstboten erledigen, meinte ihre Mutter. Aber Angelina bestand darauf.
    »Es gibt heute
Trippa
mit Kräutern, Pecorinokäse und Brot«, |371| sagte Signora Girondo. »Geh zum besten Metzger und besorge die Kuttelflecken. Die Kräuter bekommst du am Gemüsestand und das Brot, na du weißt schon. Achte aber darauf, dass es nicht von gestern ist.«
    Sie drückte Angelina Geld in die Hand, gab ihr einen Korb und küsste sie auf beide Wangen.
    »Achte auf dich, ich will dich gesund wiedersehen«, meinte sie.
    Angelina ließ alles über sich ergehen, wenn sie nur von zu Hause fortkam. Sie durchquerte die Gassen bis zur Piazza della Signoria und weiter zum Ponte Vecchio, der Brücke der Metzger und Gerber. Vom Fluss stieg der Geruch nach Verwesung und nach der Beize der Gerber herauf. Die Mädchen mit den grell geschminkten Lippen und den Ausschnitten, die fast alles von ihren Rundungen sehen ließen, waren wieder da. Nein, hier würde sie die Kutteln nicht kaufen.
    Sie ging zum Ufer hinunter und schlenderte auf dem Weg dahin. Es war alles so verdorben! Und sie, Angelina, hatte sich so malen lassen, wie diese Dirnen es aller Welt zeigten. Die Schamröte stieg ihr ins Gesicht. Der Teufel musste tatsächlich in sie gefahren sein, als sie sich darauf einließ. Dafür waren sie und andere bitter bestraft worden. Aber gleichzeitig erregte sie der Gedanke an das Bild. Am liebsten wäre sie zu Tomasio gelaufen, hätte es an sich genommen und aller Welt gezeigt.
    Angelina merkte nicht, dass sie sich immer weiter von zu Hause entfernte. Sie kaufte frisch gekochte Kutteln bei einem Metzger und fand sich kurz darauf vor einem Gemüseladen wieder. Aber das war ja … es war der Laden von Lucas und Sonia, gegenüber von Botticellis Werkstatt!
    Angelina sah Clementina vor sich, wie sie zu dem Gemüsehändler hinübergegangen war und wie Francesco sie, Angelina, gemalt hatte. Sie schwankte. Dann gab sie sich einen Ruck und betrat den Laden. Ein alter Mann war damit beschäftigt, Getreide aus einem großen in kleinere Säcke umzufüllen. Er richtete sich mühsam auf und fragte, was sie wolle. Angelina sah, dass auf einem Regal auch |372| Käselaibe lagen. Sie kaufte ein Stück Pecorino und einen Strauß Petersilie, Rosmarin und Portulak. Während er mit einem gewaltigen Messer den Käselaib anschnitt, fragte sie ihn nach den Vorbesitzern des Ladens.
    »Die haben mir geschrieben, dass sie demnächst zurückkommen wollen«, antwortete der Mann. »Jetzt, wo Savonarola im Kerker sitzt. Und das ist mir auch ganz recht so, ich will mich lieber auf mein Altenteil setzen. Die beiden haben mir zugesagt, dass sie mich auszahlen.«
    Angelina freute sich, das zu hören. Bis dahin musste sie aber ihre Aufgabe erfüllt haben. Sie legte ihre Einkäufe in den Korb, verließ den Laden und nahm wieder den Weg am Fluss entlang. Das Wasser glitzerte in der Sonne. Aus den Hinterhöfen der Häuser duftete der Weißdorn. Angelina hielt den Korb an sich gepresst und beschleunigte ihre Schritte. Sie war weit abgekommen und musste die Waren vor dem Mittag zu Hause abliefern. Danach würde sie zu dem Priester in den Dom gehen. Von Zweifeln geplagt, durchwanderte sie die Straßen, die von buntem Leben erfüllt waren, und gelangte schließlich zu ihrem Elternhaus.
    »Du warst lange weg«, stellte ihre Mutter fest.
    »Ich bin zu einem Metzger gegangen, der weiter

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