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Die Hure Und Der Moench

Die Hure Und Der Moench

Titel: Die Hure Und Der Moench Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christa S. Lotz
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eingeführt«, begrüßte Sonia sie, nahm sie in den Arm und küsste sie auf beide Wangen. Lucas streckte ihr die Hand entgegen.
    »Dank deiner freundlichen Vermittlung, Sonia«, gab Angelina zurück. »Du hast wirklich sehr gute Freunde.«
    »Dann müssen wir uns um dich ja keine Sorgen mehr machen«, fügte Lucas hinzu.
    »Aber ich mache mir Sorgen«, begann Angelina. Gleich darauf hätte sie sich auf die Zunge beißen können. Sie hatte doch mit ihrer Vergangenheit abschließen wollen.
    »Du willst wissen, was mit Francesco ist«, sagte Sonia und senkte dabei die Stimme. »Wir haben gestern Botticelli getroffen. Er berichtete uns, dass Francesco nach Rom gegangen sei, um Bilder zu verkaufen und neue Aufträge auszuhandeln.«
    Angelinas Herz begann schneller zu klopfen. Im Raum wurde es ganz still, so schien es ihr, und im nächsten Moment gingen das Reden und das Rufen der Gäste umso lauter weiter.
    Warum hatte Francesco ihr nichts davon gesagt? Nun, schließlich hatte sie ihn verlassen, war vor ihm davongelaufen, da war es kein Wunder, wenn er keine Rücksicht mehr auf sie nahm.
    |205| »Ach ja?«, sagte Angelina beiläufig. »Hat er vielleicht sogar vom Papst einen Auftrag erhalten? Das würde Botticelli aber nicht gefallen!«
    »Vom Papst gewiss nicht«, meinte Sonia. »Aber möglicherweise soll er in Botticellis Auftrag etwas auskundschaften. Könnte ich mir denken«, fügte sie hinzu.
    »Was kann er schon auskundschaften?«, fuhr Angelina auf.
    »Na ja, beispielsweise könnte er mit möglichen Käufern von Bildern verhandeln«, warf Lucas ein. »Botticelli dürfte noch einiges in seiner Werkstatt stehen haben, das einem Kunstliebhaber wohl gefallen würde.«
    »Savonarola aber um so weniger«, setzte Angelina dagegen. »Botticelli würde seine angeblich sündigen Bilder lieber dem Scheiterhaufen überantworten, als sie zu veräußern!«
    Rinaldo steckte seinen Kopf aus der Küche.
    »Angelina, Ihr müsst kommen, wir schaffen es sonst nicht mit den Bestellungen!«
    »Entschuldigt mich«, sagte Angelina und stand auf. »Wir werden später noch darüber sprechen.«
    »Wir müssen gehen«, sagte Sonia bedauernd, stand ebenfalls auf und umarmte Angelina.
    »Achte darauf, dass die fröhlichen Abende bei euch nicht zu sehr bekannt werden!«, meinte Lucas. »Die
Fanciulli
schlafen nicht, sie denunzieren auch Wirte, bei denen es gutes Essen gibt und die das Glücksspiel zulassen.«
    »Ich denke doch, dass unsere Gäste verschwiegen sind«, sagte Angelina und wandte sich zur Küche. Es wurde spät an diesem Abend. Als die Glocke von Santa Croce elf Uhr schlug, gab Angelina das letzte Essen an Pallina, die es, schon etwas müde, in den Gastraum trug. Der Lärm hatte immer mehr zugenommen, es roch nach gegartem Fleisch und Bier. In einer Ecke hatten sich die Spieler versammelt; sie spielten Karten, die Münzen klimperten auf dem Tisch. Rinaldo kam hinter seiner Theke hervor und bat die Gäste um mehr Ruhe. Ein Grölen war die Antwort.
    |206| »Wenn Ihr Euch nicht benehmen könnt, muss ich Euch leider bitten, mein Lokal zu verlassen«, sagte er mit lauterer Stimme. Die Gäste lachten und schlugen sich auf die Schenkel.
    »Noch eine Runde Bier!«, rief einer Pallina zu. Pallina schaute abwartend auf ihren Vater.
    »Wenn Ihr wollt, dass die
Fanciulli
kommen und uns bei der Signoria anzeigen, dann macht nur so weiter!«, rief Rinaldo. Betretenes Schweigen folgte. Einer nach dem anderen zahlte, nahm seinen Hut in die Hand und schlich hinaus. Als die Glocke eine halbe Stunde zur Mitternacht schlug, war der Gastraum leer.
    »Geht ihr schon mal ins Bett, ich räume hier noch ein wenig auf«, sagte Rinaldo zu seinen Töchtern. Die Mädchen sagten gute Nacht und machten sich auf zu ihrem Turm. Rinaldo bat Angelina, noch einen Augenblick dazubleiben. Verlegen knetete er seine Hände.
    »Angelina, Ihr …« Er stockte. Wollte er ihr etwa einen Heiratsantrag machen?
    »Angelina«, begann er erneut. »Ich habe Euch in der kurzen Zeit sehr zu schätzen gelernt.«
    »Ich schätze Euch ebenfalls sehr, Signor Rinaldo, aber ich bin jetzt sehr müde und möchte schlafen gehen.«
    »Ich wollte Euch nur sagen, dass … dass ich mich seit dem Tod meiner Frau nicht mehr so wohl gefühlt habe«, brachte Rinaldo hervor. »Und jetzt schlaft gut, Signorina.«
    Angelina überquerte die Straße. Ein feiner Nieselregen ging nieder. Ihr war kalt. Während sie die Tür zum Turm aufschloss, hörte sie von fern den Gesang der
Fanciulli
. Pallina

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