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Die Hure Und Der Moench

Die Hure Und Der Moench

Titel: Die Hure Und Der Moench Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christa S. Lotz
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schnarchte leise, als Angelina sich auszog und ins Bett schlüpfte. Sie starrte über sich in die Dunkelheit. Bilder tanzten vor ihren Augen, rote und gelbe Flecken, die sich zu Gesichtern verdichteten. Sie sah ihre Eltern vorüberziehen, traurig blickten sie Angelina an, ihre Geschwister spielten im Nebenzimmer, während die Köchin das Essen zubereitete. Francesco kam auf sie zu, zog sie in seine Arme. Angelina wich zurück, streckte gleich darauf die Arme nach ihm aus. Andere Gesichter tauchten auf und verschwanden. Schließlich kam ein |207| Mann im Kapuzenmantel auf sie zu. Sie versuchte sein Gesicht zu erkennen, doch sie sah nichts. Die Feuchtigkeit der Mauer kroch auf sie zu, nahm ihr den Atem. Angelina war in einem Verlies gefangen, sie konnte sich nicht bewegen. Jemand hatte sie an einen Balken gefesselt. Wo war sie, um Himmels willen? Die Nässe der Wände nahm zu, die Mauern rückten immer näher, drohten Angelina zu zerquetschen. Mit einem Schrei fuhr sie auf. Sie war schweißgebadet. Jemand strich ihr mit der Hand über die Stirn.
    »Hast du etwas Schlimmes geträumt?«, fragte Pallina.
    »Ich … ich war gefangen, in einem Keller glaube ich.«
    »Wir sind ja auch fast in einem Keller, Angelina. Möglicherweise war das hier einmal ein Verlies für Ketzer oder Hexen.«
    »Du machst mir Angst, Pallina!«
    »Es war nur ein Scherz«, beruhigte Pallina sie. »Und nun schlaf, Angelina.«

|208| 26.
    Über San Polo, Passo dei Pecorai und Greve gelangte Francesco nach Castellina in Chianti. In Greve hatte er das Triptychon des Bicci di Lorenzo in der Kirche Santa Croce angeschaut. Eine Madonna umgeben von Heiligen. Merkwürdig, dachte er, während er im Abendlicht auf die Hügel von Castellina zuschritt, überall gleichen sich die Bilder und Figuren in den Kirchen. Lag es daran, das sie alle ›heilig‹ waren und keine Menschen aus Fleisch und Blut? Während er Angelina gemalt hatte, war ihm ihre Fraulichkeit immer bewusster geworden. Sie war ein Mensch aus Fleisch und Blut, den er heftiger liebte und begehrte, als er jemals eine Frau in seinem Leben begehrt hatte. Es war ihm nicht leichtgefallen, aus Florenz wegzugehen. Schon einmal hatte er Angelina verloren und musste sie jetzt wieder in einer ungewissen Lage zurücklassen.
    Aber die pekuniäre Lage war für ihn doch sehr angespannt. Er zögerte, Botticelli zu verlassen, weil er nicht die Mittel für eine eigene Werkstatt hatte. Es gab jetzt weniger Bürger in Florenz, welche die sakralen Gemälde aus Botticellis Werkstatt kauften. Und der Meister selbst war ständig den Tränen nahe, weil sein verehrter Herr Savonarola so sehr in Bedrängnis geraten war. So hatte er Francesco mit einigen Bildrollen nach Rom geschickt, um dort Käufer zu gewinnen. Das Bild von Angelina stand in einem versteckten Winkel des Hauses, mit Decken und Tüchern verhüllt. Hoffentlich fiel es den
Fanciulli
nicht ein, dort nachzusehen. Aber die Werkstatt galt als rein von jeder Sünde, Botticelli hatte dafür gesorgt, dass es auch bekannt wurde.
    Francesco sog tief die würzige Abendluft ein. Der Ort Castellano bestand aus einigen wenigen Häusern, zumeist von Bauern und Winzern bewohnt. Rauch kräuselte sich aus den Schornsteinen. |209| Die Reben standen verwaist mit Resten von vertrocknetem Laub. Wie schön war es, an einen Ort zu kommen, an dem die Menschen einfach friedlich miteinander lebten! In einer Taverne erhielt er Unterkunft und ritt am nächsten Tag weiter nach Siena. Dort traf er unvermutet auf Sebastiano di Torre, der inmitten einer Schar von Malern auf dem Domplatz stand und das Wort führte. Sein Haar wallte in Locken auf seinen pelzverbrämten Mantel. Also war er noch nicht weit gekommen und konnte er es auch hier nicht lassen, sich mit anderen anzulegen! Das Gespräch schien aber friedlich zu verlaufen, denn Sebastiano breitete, als er Francescos ansichtig wurde, die Arme aus, drückte ihn an sich und rief den anderen zu:
    »Das ist ein Malerfreund aus Florenz, das ich vor einigen Tagen, in heller Wut, wie ich gestehe, verlassen habe.« Er ließ Francesco los und sagte:
    »Du kannst bei uns wohnen, alter Freund, hier in Siena teilen wir uns alles, die Wohnung, die Farben, das Essen und die Frauen.« Er lachte dröhnend, die anderen Männer stimmten ein. Die Blicke der Vorübergehenden waren freundlich, allenfalls neugierig. Nachdem Francesco sein Bündel in die Wohnung der Maler gebracht hatte, trafen sich alle in einer Trattoria zum Abendessen. Es war schummrig und

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