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Die Hure Und Der Moench

Die Hure Und Der Moench

Titel: Die Hure Und Der Moench Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christa S. Lotz
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waren schon heikler, schließlich hatten sie dazu geführt, dass Angelina ihnen misstraute. Die Ereignisse, auf die sie sich bezogen, lagen schon lange zurück. Wer sollte schon Kenntnis davon erlangt haben? Das größte Rätsel aber waren für ihn die Andeutungen, die Angelina gemacht hatte. Welches dunkle Geheimnis aus ihrem früheren Leben trug sie mit sich herum? Er hatte sie nie genauer danach zu fragen gewagt. Vielleicht sollte er es einmal tun, wenn er aus Rom zurück war. Davon, dass sie dann noch da sein würde, war er überzeugt, denn er wusste, dass sie ihn liebte. Am |212| nächsten Morgen machte Francesco sich auf den Weg nach Rom. Sebastiano hatte sich dazu entschlossen, ihn zu begleiten.
    »Rom ist unsere Stadt«, sagte Sebastiano vergnügt. »Dort werden wir genügend Käufer und auch neue Auftraggeber finden, dessen bin ich mir gewiss!«
    »Nur dürfen wir uns nicht als Maler aus Botticellis Werkstatt ausgeben«, wandte Francesco ein. »Du weißt ja, Rom ist überwiegend papsttreu.«
    »Dann nenne ich mich eben Piedro de la Fontana«, lachte Sebastiano. »Und du wirst Filippo Lupo.«
    »Der Wolf?«
    »Ja, warum nicht? Wir werden eine schöne Reise miteinander machen.«
    Mit Bangen dachte Francesco an die lange Zeit, die er von Angelina getrennt sein würde. Sie ritten zur Porta Romana, dem südlichen Stadttor, hinaus und kamen in die Ebene des Arbia-Flusses, der hier schöne Auen mit Erlen und Weidenbüschen bildete. Das Kloster Abbazia di Sant’Antimo erreichten sie am Abend. Die Klosteranlage lag in einer Talmulde, inmitten eines Olivenhains. Der Pförtner wies ihnen den Weg. Francesco und Sebastiano sahen die Mönche, die gerade mit dem Abendessen fertig waren, im Kreuzgang schweigend umhergehen. Nach kurzem Warten empfing sie ein älterer Mönch und fragt sie nach ihren Wünschen.
    »Mein Name ist Piedro de la Fontana, und das ist Filippo Lupo«, antwortete Sebastiano. »Wir sind auf dem Weg nach Rom und suchen nach einer Unterkunft für die Nacht.«
    Der Mönch wies auf eine Herberge, die hinter einem Garten mit Oliven und Pinien stand. Nachdem die beiden sich eingerichtet hatten, kehrten sie zur Abtei zurück. An der Außenseite des Klosters waren Skulpturen, Wasserspeier und Ecksteine in Form von Tierfiguren angebracht. Francesco musste an die Klöster von Florenz denken, an Savonarola, an Botticelli und seine Malergesellen. Wie sehr Angelina ihm fehlte! Er wäre gern bei ihr gewesen, um sie zu beschützen. Aber er konnte nicht umkehren, noch nicht. Sie |213| hatte gesagt, dass sie ihn nicht mehr sehen wolle. Also konnte er sich ihr nicht aufdrängen. Vielleicht würde die Zeit mehr Klarheit in die Verhältnisse bringen. Im Refektorium erhielten die beiden ein Eiergericht. Nachdem sie an der Abendvesper teilgenommen hatten, spazierten sie noch eine Zeitlang durch den Olivenhain, der das Kloster umgab.
    »Bin ich froh, dass ich dieser dunklen Stätte, Florenz genannt, entronnen bin!«, sagte Sebastiano.
    »Ich für meinen Teil bin weniger froh«, setzte Francesco dagegen.
    »Warum? Hast du dein Herz dort liegen gelassen?«
    »Ja, es gibt jemanden, aber die Sache ist nicht so eindeutig.« Er wollte nicht darüber sprechen, schon gar nicht mit Sebastiano, dessen Liebesleben mehr oder weniger dem Zufall überlassen war.
    »Du kennst ja meinen Wahlspruch, Francesco«, meinte Sebastiano. »Pflücke die Blumen am Weg und erfreue dich an denen, die einen ganzen Sommer lang blühen!«
    »Reden wir von etwas anderem. Was gedenkst du zu tun, wenn wir Rom erreicht haben?«
    »Als Erstes werde ich mir sämtliche Kunstschätze der Stadt ansehen«, antwortete Sebastiano. »Dann möchte ich mich ins Leben stürzen, malen, trinken, essen, lachen, lieben …«
    »Und wovon willst du leben?«
    »Da mache ich mir keine Sorgen. Ein wenig habe ich ja noch in meiner Geldkatze. Und die Bilder, die ich in Botticellis Werkstatt angefertigt habe, für mich, ohne dass der Meister etwas davon geahnt hätte.«
    »Ich fühle mich Botticelli weiterhin verpflichtet«, erklärte Francesco. »Und ich habe ihm versprochen, die Bilder, die er mir mitgab, zu verkaufen und neue Auftraggeber zu werben.«
    »Dann sind wir also in unterschiedlicher Mission unterwegs«, sagte Sebastiano lachend. »Die Hauptsache ist jedoch, dass wir uns nicht zu erkennen geben dürfen.«
    »Aber wenn jemand die Urheberschaft der Werkstatt Botticellis erkennt?«
    |214| »Ich glaube, das wird kein Hindernis sein«, gab Sebastiano zurück. »Religion ist

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