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Die Hure Und Der Moench

Die Hure Und Der Moench

Titel: Die Hure Und Der Moench Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christa S. Lotz
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Religion, und Kunst ist Kunst.«
    Wenn er sich damit mal nicht täuscht!, dachte Francesco.
    Über den Monte Amiata erreichten Francesco und Sebastiano das Vulkangebiet Latiums und den Lago di Bolsena. Über Viterbo ritten sie weiter, bis sie von dem Rom vorgelagerten Berg einen ersten Blick auf die Ewige Stadt werfen konnten.
     
    Die nächsten Tage verbrachte Angelina damit, Lebensmittel vorzubereiten und für die Gäste zu kochen. Sie vermied es, mit Rinaldo allein zu sein, denn sie spürte ständig seine Blicke auf ihrem Gesicht oder auf ihrer Gestalt ruhen. Die Mädchen waren ausgelassen, packten überall mit an. Eines Mittags, Rinaldo war noch nicht von seinem Bruder auf dem Land zurück, erschien Signor Tomasio in der Gastwirtschaft.
    Angelina erschrak. Sein Augenlid zuckte, als er sie erblickte. Mit seiner Kleidung aus teurem Tuch stach er von den übrigen Gästen ab. Er setzte sich an einen der freien Tische, legte seinen federgeschmückten Hut darauf und bat Angelina, ihm gegenüber Platz zu nehmen. Sie schaute hilfesuchend zu Pallina hinüber, die ihr mit einem Ausdruck zunickte, als wolle sie sagen: Nur zu! Tomasios Lid zuckte jetzt stärker. Was war nur los mit diesem Mann? Er bestellte eine Suppe und ein Bier. Dann wandte er sich zu Angelina.
    »Ich habe Euch lange nicht gesehen«, sagte er. »Aber wie ich zu meiner Freude bemerke, habt Ihr die Pestzeit gut überstanden. Wolltet Ihr nicht mit Eleonore Scroffa, ihrem Mann und einigen anderen an den Lago Trasimeno gehen?«
    »Ja, wir waren dort«, antwortete Angelina widerwillig. »Nochmals vielen Dank dafür, dass Ihr uns das Haus vermittelt habt. Wir haben es überlebt.«
    »Bis auf einen.« Tomasio starrte ihr ins Gesicht. »Ich hörte, dass Matteo Scroffa einen Unfall erlitten hat.«
    »Ja, leider«, gab Angelina zur Antwort. »Aber wenn Ihr mich jetzt bitte entschuldigt, ich habe zu tun.« Sie wollte aufstehen, doch Tomasio |215| griffüber den Tisch nach ihrem Arm. Der Bierkrug schwankte und schwappte über.
    »Was war mit Matteo?«, fragte Tomasio scharf.
    »Er ist vergiftet worden«, entgegnete Angelina leise.
    »Das ist ein Verbrechen! Habt Ihr es der Signoria gemeldet?«
    »Ich nicht. Vielleicht hat Eleonore es getan.«
    »Nun ja, das ist vergangen, und das Leben geht weiter«, meinte Tomasio und lehnte sich zurück. Er musterte sie. Vielleicht irrte Angelina sich, aber sein Ausdruck war nicht gerade liebevoll. Viel eher selbstzufrieden. Sie mochte diesen Mann nicht mehr.
    Pallina brachte seine Suppe und nickte Angelina abermals zu. Angelina erhob sich wortlos und ging in die Küche. Nach einiger Zeit kam Tomasio noch einmal, um sich zu verabschieden.
    »Was macht Ihr denn da?«, fragte er mit hochgezogenen Augenbrauen.
    »Ich koche für die Gäste dieses Lokals«, antwortete sie.
    »Das ist aber nichts für ein junges Mädchen. Ihr könntet ganz anders leben!« Bei diesen Worten ließ er seine Augen über ihren Körper gleiten.
    »Ich wüsste nicht, was Euch das angeht!«, gab sie heftig zurück.
    »Ich glaube doch, dass es mich etwas angeht«, meinte er. Ihr scharfer Ton schien ihn nicht aus der Fassung gebracht zu haben. »Ich habe Euch eine Einladung zu überbringen. Eleonore Scroffa gibt am kommenden Samstag ein kleines Fest für ihre Freunde und Verwandten. Sie würde sich außerordentlich freuen, wenn Ihr kommen würdet.«

|216| 27.
    Domenian war von einem seiner Ausflüge in die Stadt zurückgekehrt. Er hatte sich über die
Fanciulli
geärgert, weil sie immer frecher und selbstsüchtiger wurden. Nach der Complet begab er sich sofort in seine Zelle und legte sich zu Bett. Er konnte nicht schlafen, hörte die leisen Schritte der Mönche, die vor dem Zubettgehen noch ins Parlatorium schlichen, um ein paar Worte miteinander zu wechseln. Nach den Morgengebeten hatte Savonarola ihn zu sich kommen lassen. Der Prior schien sich ein wenig erholt zu haben; seine Gesichtsfarbe wirkte gesünder, und seine Augen irrten nicht mehr so unruhig umher.
    »Komm ins Parlatorium«, hatte er gesagt. Domenian war dorthin geeilt, um rechtzeitig zum Frühstück im Refektorium zu sein. Savonarola erschien kurze Zeit später.
    »Ich habe dich hergebeten, da du nicht regelmäßig an den Stundengebeten teilnimmst. Einige der Brüder haben bemerkt, dass du dich häufig außerhalb des Klosters aufzuhalten scheinst. Was hat das zu bedeuten?«
    Savonarolas Miene hatte sich bei diesen Worten verfinstert. Domenians Herz begann schneller zu klopfen. Was, wenn der Prior in

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