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Die Hure Und Der Moench

Die Hure Und Der Moench

Titel: Die Hure Und Der Moench Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christa S. Lotz
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naheging, von Francesco zu sprechen?
    »Auch andere, nicht nur Künstler, haben diese edle Gesinnung«, wandte Tomasio ein. »Auch mancher Mönch, manche Nonne, ein Bauer oder ein Tagelöhner können sie haben.«
    »Spielt Ihr auf Savonarola an?«, fragte der Mann mit dem rosigen Gesicht. »Der mag die einmal gehabt haben, aber sie ist ihm auf dem Weg zu seinem Gottesstaat verlorengegangen.«
    »Wie meint Ihr das?«, fragte Tomasio. Sein Gesicht zeigte rote Flecken.
    »Er hat das, was er von Gott gegeben betrachtete, gegen die Menschen angewendet«, antwortete der Mann.
    »Ich verstehe«, sagte Tomasio nachdenklich. »Ja, er hat es übertrieben. Und immer mehr Menschen empfinden es so.«
    |222| »Es wird schon gemunkelt, dass er abgesetzt und aus der Stadt vertrieben wird, wenn er nicht aufhört, sich dem Papst zu widersetzen«, warf Eleonore ein. Angelina schwieg. Sie war mit ihren Gedanken immer noch bei Francesco. Zwei Dienerinnen erschienen, brachten gebratene Goldbrassen und Kalbsleber mit Salbei. Eleonore führte ihre Gabel zum Teller und ließ sie wieder sinken. Sie begann zu keuchen.
    »Was ist mit dir?«, fragte Angelina und eilte zu ihr hin. Alle waren aufgeschreckt und wandten sich Eleonore zu.
    »Ich habe das Gefühl, als hätte ich … Tinte getrunken«, brachte Eleonore hervor. »Macht das Fenster auf! Ich ersticke!«
    Sie sank langsam zu Boden, hielt sich am Tischtuch fest. Gläser und Teller fielen auf sie herunter. Sie würgte.
    »Mir ist kalt«, wimmerte sie. Angelina lief los, um Hilfe zu holen.
    »Hol einen Arzt!«, rief sie der Dienerin zu, die von der Küche herankam. Angelina holte Decken aus der Schlafkammer, eilte zurück und deckte Eleonore damit zu. Die Tante, Tomasio und die anderen fächelten ihr Luft zu.
    »Was hast du denn nur gegessen?«, fragte Eleonores Tante.
    »Nichts, Frau Tante, was ihr nicht auch gegessen hättet.« Eleonore hustete und musste sich erbrechen. Tomasio rannte zur Küche, um eine Schüssel zu holen. Eleonores Gesicht wurde noch bleicher, der Schweiß brach ihr am ganzen Körper aus. Ihre Finger krampften sich in die Decke.
    Angelina saß wie erstarrt neben ihr auf dem Boden und hielt ihre Hand.
    Die Finger waren kalt wie bei einer Toten. Eleonores Augen suchten die ihren, ihre Zähne schlugen gegeneinander. Was war nur geschehen? Gab es eine neue Seuche in der Stadt? Angelina ließ sich Wasser und ein Tuch bringen, wischte die Stirn von Eleonore immer wieder ab. Warum musste Eleonore so sehr leiden? Die Gäste waren hinausgegangen, nur Tomasio und der Mann mit dem rosigen Gesicht befanden sich noch im Raum. Die weinenden |223| Kinder waren von den Dienern weggebracht worden. Eleonore wand sich in Krämpfen, sie hielt sich den Leib und gab unterdrückte Schreie von sich. Angelina hielt weiter ihre Hand, wischte ihr noch einmal die Stirn ab. Da war es wieder. Ein metallischer Geruch. Angelina fiel Matteo ein, da war es ähnlich gewesen. Was hatte der Bader damals gesagt? Matteo sei vermutlich durch Gift gestorben.
    »Wir brauchen ein Gegenmittel«, sagte sie und stand auf.
    »Was habt Ihr gesagt?«, fragte Tomasio. Er war ebenfalls bleich im Gesicht. Vor der Tür polterte es. Der Arzt, ein untersetzter Mann mit Einglas und schwarzem Hut, trat ein und setzte seine Ledertasche neben Eleonore nieder.
    »Sie ist vergiftet worden!«, rief Angelina, »schnell, sie braucht ein Gegenmittel!«
    »Woher wollt Ihr das wissen?«, fragte der Arzt zurück.
    »Schaut sie doch an!«, rief Angelina verzweifelt.
    Der Arzt untersuchte Eleonore, drückte auf den Bauch, was Eleonore zu einem Stöhnen brachte, fühlte den Puls.
    »Der ist viel zu schnell«, stellte er fest. Eleonores Atem ging inzwischen ruhiger, aber ihr Gesicht hatte eine fast bläuliche Farbe angenommen.
    »Es sieht wie eine Vergiftung aus«, meinte der Arzt. »Ich gebe ihr ein Brechmittel.«
    Nachdem er es ihr eingeflößt hatte, erbrach sich Eleonore immer wieder. Ihre Augen waren geschlossen. Angelina nahm sie fest in den Arm. Eleonore durfte nicht sterben! Alles, was sie jemals Böses über sie gedacht hatte, tat ihr in diesem Augenblick furchtbar leid. Sie lauschte den leisen Atemzügen, die allmählich wieder in ein Röcheln übergingen.
    »Komm näher her zu mir«, flüsterte Eleonore. »Ich möchte dir etwas sagen.«
    Angelina rannen die Tränen aus den Augen.
    »Ich habe nichts mit Francesco gehabt«, sagte sie und drückte Angelinas Hand. »Es war jemand anderes. Versprich mir eins.«
    |224| »Ja, ich

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