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Die Hure Und Der Moench

Die Hure Und Der Moench

Titel: Die Hure Und Der Moench Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christa S. Lotz
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sie verhört werden.«
    »Ich muss sofort hin!«
    »Wartet doch, Signorina. Ich kann Euch ein Frühstück servieren. Ihr seid ja völlig durchgefroren! Mein Herr wird bald auf sein, der kann Euch gewiss weiterhelfen.«
    »Danke, Signore, ich werde mir unterwegs ein
Cornetto
kaufen.
Arrivederci!
«
    |229| Angelina wandte sich in Richtung der Piazza della Signoria. Die Stadt begann allmählich zu erwachen. Karren rumpelten über das Kopfsteinpflaster, Läden wurden rasselnd hochgezogen. Auf der Piazza della Signoria priesen Händler Heiligenbildchen, Backwaren und Süßigkeiten an. Angelina kaufte ein Cornetto. Während sie es aß, beobachtete sie den Eingang zum Palazzo della Signoria. Dort standen Wächter, die jeden Ein- und Ausgehenden überwachten. Es musste sein. Angelina gab sich einen Ruck und schritt über den Platz zu den Wächtern hin. Sie beobachteten sie argwöhnisch.
    »Ich suche nach einem Signor Boni und seinen Töchtern«, sagte Angelina mit fester Stimme.
    »Solche Personen gibt es hier nicht«, sagte einer von ihnen barsch.
    »Ich habe aber gehört, dass sie gestern Nacht hierher verbracht worden sind«, gab Angelina zur Antwort.
    »Wollt Ihr die Familie auslösen?«, fragte ein anderer und lachte.
    »Ja, das will ich«, sagte Angelina.
    »Da müsst Ihr Euch gedulden«, meinte ein anderer. »Die werden noch verhört.«
    Angelina wartete. Als ihr die Zeit zu lang wurde, spazierte sie auf der Piazza herum, beobachtete das Treiben der Händler und Schuhputzer, behielt aber den Eingang des Palastes immer im Auge. Endlich entstand eine Bewegung an der Tür. Eine kleine Gruppe von Menschen erschien.
    Angelina eilte hinzu. Rinaldo, Pallina, Verena und Gratiosa schauten ihr etwas verschlafen, aber unversehrt entgegen.
    Rinaldo drückte ihr kräftig die Hand.
    »Ihr wollt uns auslösen, habe ich gehört? Das ist aber nicht nötig.«
    »Ich habe mich sehr erschrocken, als ich gestern Abend zu der Wirtschaft kam. Ach, es ist so viel geschehen!« Ängstlich schaute sie sich um.
    »Nun beruhigt Euch, Signorina«, sagte einer der Wächter. »So schlimm steht es doch nicht. Signor Boni musste eine kleine Strafe zahlen wegen des Glücksspiels. Er ist ein freier Mann!«
    |230| Pallina hatte Angelina in den Arm genommen.
    »Du erzählst es uns nachher, nicht wahr?«, fragte sie.
    Angelina war froh, dass Rinaldo und den Seinen nichts Schlimmeres geschehen war. Rinaldo schlug vor, zur Ponte Vecchio zu gehen, sie hätten noch nichts zu sich genommen. Die Sonne hatte sich ihren Weg durch die Wolken gebahnt, so dass es etwas wärmer wurde. Auf der Brücke waren die Stände der Metzger, Bäcker und Tuchhändler aufgebaut. Von den Kurtisanen, die hier früher ihre Runden drehten, war nichts mehr zu sehen. Rinaldo suchte den Stand eines Bäckers aus und bestellte Brot, Pallina holte beim Metzger Wurst. Sie setzten sich auf zwei der Bänke.
    »Das war ein Schreck in der Abendstunde«, seufzte Rinaldo und biss in sein Brot. Mit seinem Messer schnitt er Stücke von der Salami.
    »Die kamen etwa um zehn«, plapperte Verena aufgeregt los. »Polterten an die Tür und verlangten Einlass.«
    »Sechs waren es, alle älter als fünfzehn, vermute ich«, setzte Pallina hinzu.
    »Sie riefen: ›Im Namen Gottes, wir wollen, dass wieder Ordnung herrscht in unserer Stadt!‹«, fuhr Verena fort.
    »Nicht so laut«, warnte Rinaldo. »Man könnte uns hören.«
    »Sie sagten«, meinte Gratiosa jetzt leiser, »dass jemand ihnen berichtet hätte, dass bei uns Glücksspiele erlaubt wären und Schlimmeres.«
    »Was denn Schlimmeres?«, fragte Angelina.
    »Nun, sie sagten«, Pallina ergriff nun wieder das Wort, »dass wir den Herren, die bei uns zur Völlerei angehalten würden, unsere Dienste leisten würden.«
    »Dafür haben sie doch keine Beweise!«, rief Angelina.
    »Doch, leider«, schaltete sich Rinaldo ein. »Der Denunziant hat die Karten und das Geld gesehen, um das gespielt wurde. Außerdem hatte er berichtet, dass Pallina mit den Herren schäkerte und die dann mehr zum Essen und zum Trinken bestellt hätten.«
    »Aber das sind doch keine ›Dienste‹!«, empörte sich Angelina. |231| »Dann hätten sie mich gewiss auch mit zur Signoria genommen, weil ich die Herren zum guten Essen angestiftet habe! Also habe ich Euch Unglück gebracht.«
    Rinaldo sah bekümmert aus. Sein Schnauzbart zitterte leicht.
    »Das dürft Ihr nicht denken, Angelina. Auf jeden Fall sind wir damit erst einmal vernichtet. Wir können nur hoffen«, er wurde noch

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