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Die Hure von Bremen - historischer Kriminalroman

Die Hure von Bremen - historischer Kriminalroman

Titel: Die Hure von Bremen - historischer Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: emons Verlag
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überhaupt glaubte. Dessen war sie sich inzwischen nicht mehr so sicher. Die Geschichte klang sicher sehr verwegen, und eine Ratsfrau ohne Zeugen oder Beweise zu beschuldigen, konnte einen sogar den Kopf kosten. Glaubte man Laurenz nicht, wäre es ein glücklicher Umstand, wenn man ihn lediglich eingesperrt hätte. Je mehr Lena grübelte, desto unruhiger wurde sie.
    Ein seltsames Spektakel im Burghof riss sie aus ihren Gedanken. Die dralle Hurenwirtin des hiesigen Töchterhauses bestand darauf, mit ihren Hübschlerinnen endlich abreisen zu dürfen. Sie zeterte und schimpfte, dass sie Angst um die Gesundheit ihrer Mädchen habe. Doch gerade aufgrund dieser Krankheit gewährte man den Frauen die Abreise nicht. Die Hurenwirtin ließ Schimpftiraden gegen die Soldaten los, trat ihnen gegen die Schienbeine, bis der Graf ihr endlich ausrichten ließ, dass er sie weiterhin bezahlen werde, wenn sie augenblicklich Ruhe einkehren ließe. Andernfalls würde man sie zu den Gefangenen in den Kerker sperren. Mit den letzten Worten kehrte schlagartig Ruhe ein, und die Hurenwirtin ging erhobenen Hauptes in die Burg zurück.
    Lena musste lächeln, denn diese Frau war so ganz anders als Frau Margarete, die alles ruhig und im Stillen erledigte. Die Hübschlerinnen verteilten sich wieder. Auch das Liebchen von Ludwig Hastedt war im Hof und ging auf einen Mann zu, der sich nun umdrehte und Lena mit kalten Augen fixierte. Hastedts Augen durchbohrten sie förmlich.
    Lena hatte ihn in dem Menschenauflauf vorher nicht bemerkt und sah erschrocken weg. Mit zitternden Fingern nahm sie ihre Arbeit wieder auf. Irgendetwas hatte er bemerkt, das konnte sie ganz klar an seinen Augen ablesen, doch was? Hatte er sie erkannt? Hatte er vielleicht in der Nische gestanden und gesehen, wie sie aus seiner Kammer kam?
    Diese Sache machte Lena unsicher, und das Gefühl, verfolgt zu werden, begleitete sie fortan, doch jedes Mal, wenn sie sich umsah, war niemand zu sehen. Sie bildete es sich wohl nur ein, aber sie beschloss, vorsichtshalber erst einmal nicht mehr zu Hastedts Kammer zu gehen. Bei Gelegenheit musste sie Thomas von ihren Befürchtungen erzählen.

Kapitel 17
    »Lena?« Thomas tippte ihr außer Atem auf die Schulter, als sie gerade dabei war, mit ihrer Mutter Wäsche zum Trocknen aufzuhängen.
    »Herrje«, rief sie erschrocken aus. »Was ist geschehen?«
    »Nichts«, er lächelte zuversichtlich und verbeugte sich vor ihrer Mutter. »Liebste Judith.«
    Judith blickte verlegen zu Boden.
    Dann wandte Thomas sich wieder an Lena. »Deine Bremer sind da. Wieder vor dem Dorf. Wegen der Ruhr dürfen sie noch nicht weiter heran.«
    Lenas Herz machte einen Freudensprung, und sie lugte kurz zu ihrer Mutter.
    »Geh nur«, sagte Judith und sah mit einem verliebten Blick zu Thomas. Beide erröteten, und Lenas Mutter wirkte dabei wie ein junges Mädchen. Es war einfach schön, sie so glücklich zu sehen.
    Lena musste sich von dem Anblick losreißen und stopfte sich ihre losen, verschwitzten Haarsträhnen unter ihr Tuch. »Kannst du mich dorthin bringen?«
    »Ich hoffe es. Wie du weißt, darf eigentlich niemand mehr herein oder hinaus.« Er grübelte einen Moment und sah in Lenas flehende Augen. »Ach komm, versuchen wir es einfach.«
    »Viel Glück«, rief Judith ihnen hinterher, und Thomas blickte lächelnd zu ihr zurück.
    Am Tor hielt man sie an. »Keiner darf hinaus, außer mit Erlaubnis vom Graf von Hoya.«
    »Sie muss Heilkräuter für die Kranken sammeln, und ich gehe mit ihr, um aufzupassen. Du kennst mich gut, Wilfried.«
    Der Wachposten sah sich nach allen Seiten verstohlen um und nickte dann grimmig. »Ich habe euch nicht gesehen, wenn man euch erwischt.«
    »Danke.«
    Das Dorf wirkte wie leer gefegt. Man sah keine fleißigen Frauen auf dem Markt im Gespräch, und auch sonst herrschte Stille. Die meisten Fensterläden waren geschlossen. Nur das letzte bunte Laub der Bäume raschelte im Wind.
    »Die Menschen haben Angst, sich anzustecken«, sagte Thomas, dem Lena ansah, dass ihm auch nicht wohl in seiner Haut war.
    »Das kann ich verstehen. Diese Krankheit ist furchtbar.«
    Ein Stück hinter der Dorfgrenze schlugen ein paar Männer gerade ein kleines Lager auf. Lena erkannte Mindermann und Laurenz schon von Weitem, und ihr Herz purzelte in ihrer Brust. Die beiden Männer unterhielten sich angeregt, bis Laurenz zufällig in ihre Richtung sah. Er deutete zu ihr herüber, nickte dem Ratsherrn zu und rannte ihr entgegen. Ungestüm fielen sie sich in die

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