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Die Hure von Bremen - historischer Kriminalroman

Die Hure von Bremen - historischer Kriminalroman

Titel: Die Hure von Bremen - historischer Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: emons Verlag
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gefangenen Hauptleute, Bannerherren, Ritter und Ratsherren waren nicht erkrankt.
    Kurze Zeit später kehrte von Geestemünd zurück.
    »Ich war beim Grafen und habe ihn gebeten, den Mann in den Kerker zu sperren, bis wir in der Angelegenheit Klarheit haben. Er schien nicht sehr begeistert davon, gab aber schließlich nach, als ich ihm eine zusätzliche Entlohnung anbot.«
    »Dieser Hund!«, fluchte Albert Doneldey.
    Thomas ließ sich nicht anmerken, was er von der Beschimpfung seines Herrn hielt.
    »Lena, gibt es noch andere Beweise gegen diesen Mann, diesen Hastedt?«
    »Ich denke schon. Hier im Dorf wohnt ein Schreiber. Er hat das Schriftstück gefertigt. Ich hörte selbst, wie er einige Zeilen vorlas und am Ende Constantin Mindermann als Unterzeichner nannte. Auch sah ich ein Schreiben, das Euer Siegel trug«, wandte sich Lena jetzt an den Ratsherrn selbst.
    »Das bedeutet gar nichts. Ich will Beweise, dass dieser Brief gefälscht ist!« Erich von Geestemünd blickte ihr feindselig entgegen, und Laurenz straffte sich.
    »Dann brauchen wir diesen Mann als Zeugen. Kannst du den Schreiber herbringen, würde er es bestätigen?«, fragte der Bürgermeister mit einem vernichtenden Seitenblick auf Erich von Geestemünd.
    »Ich werde mit Lena zu ihm gehen.« Thomas verbeugte sich vor den Abgesandten. »Da ich den Mann kenne, wird er vielleicht auf mich hören.«
    »Dann warten wir hier, damit er keinen Verdacht schöpft«, sagte der Bürgermeister.
    »Ich begleite sie zur Sicherheit«, schlug Laurenz vor, doch der Bürgermeister schüttelte den Kopf.
    »Nein, das würde ihn vielleicht misstrauisch machen. Lass sie vorerst alleine gehen. Wir warten hier.«
    »Beeilt euch, sonst komme ich euch suchen.« Laurenz begleitete sie bis zum Rand des Dorfs, und Lena und Thomas machten sich auf den Weg zum Haus des Schreibers.
    »Verzeih bitte den Ausbruch des Ratsherrn gegen den Grafen. Er hat ja nicht dich gemeint.« Lena war es unangenehm, zwischen den Fronten zu stehen.
    »Unrecht hat der Ratsherr gar nicht. Der Graf ist ein Pfennigfuchser.«
    Lena lachte erleichtert.
    Nach dem zweiten Klopfen beim Schreiber zog Thomas verwundert die Stirn kraus. »Normalerweise ist er um diese Zeit immer zu Hause.« Er klopfte noch einmal, dieses Mal lauter. »Hans!«, rief er den Schreiber beim Namen.
    Wieder bekamen sie keine Antwort. Thomas drückte gegen die Tür, und sie sprang quietschend auf.
    »Hans?«, rief er erneut, während sie eintraten.
    Staubpartikel flirrten in der Luft, als die Sonnenstrahlen durch die offene Tür hineinfielen. Sofort sahen sie, dass hier etwas geschehen war. Auf dem Tisch lag ein umgestoßenes Fässchen, dessen Tinte sich über mehrere Pergamente ergoss. Ein Hocker lag umgeworfen auf dem Boden.
    »Hier stimmt etwas nicht«, stellte Thomas fest. »Besser …« Er stieß einen erstickten Schrei aus und sackte zusammen.
    »Thomas«, schrie Lena entsetzt und wollte ihn auffangen, doch er war zu schwer, entglitt ihr und ging unsanft zu Boden. Gleich darauf stürzte Ludwig Hastedt hinter einem Vorhang hervor und packte sie. Erschrocken versuchte Lena, sich zu befreien. Es gab ein Gerangel.
    »Halt still, du Hure!«, zischte er, und etwas traf ihren Arm.
    »Wo hast du mein Kind gelassen, du Mörder?«
    Seine Augen wurden groß. »Welches Kind?«
    »Das kleine Mädchen, das bei der Heilerin war, die du getötet hast.«
    »Jetzt verstehe ich.« Er lachte und holte aus. Seine Faust traf sie im Gesicht, und für eine Sekunde sah sie Sterne vor den Augen tanzen. »Das würdest du wohl gerne wissen.«
    Lena achtete nicht auf den Schmerz, sondern trat mit voller Wucht zu. Fluchend ließ er sie los und hielt sich das Schienbein. Sie musste fliehen, solange er abgelenkt war, doch sein Körper versperrte die Tür. Panisch riss sie den Vorhang beiseite und machte eine grausige Entdeckung. Ein Mann lag mit aufgeschnittener Kehle auf dem Boden. Blut sickerte aus der Wunde. Sein Gesicht kam ihr seltsam bekannt vor.
    Hastedt hatte offenbar den Schmerz überwunden und setzte ihr nach. Lena hatte keine Zeit zu überlegen, sondern rannte auf die Hintertür zu und flüchtete in einen Hof. Da alles von einer Mauer umgeben war, gab es nur einen Weg hinaus.
    Er war dicht hinter ihr. Sie rannte, so schnell sie konnte, und schrie im Laufen, hoffte, dass sie irgendjemand hören würde. Fluchend folgte Hastedt ihr und holte auf. Lena sammelte all ihre Kraft und rannte schneller. Ihre Lungen schmerzten bereits, aber sie durfte nicht

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