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Die Hure von Bremen - historischer Kriminalroman

Die Hure von Bremen - historischer Kriminalroman

Titel: Die Hure von Bremen - historischer Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: emons Verlag
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Ludwig könnten wir viel behaupten, und der tote Schreiber beweist bestenfalls, dass er ermordet wurde.«
    Ein Laut der Empörung entfuhr Lena. Verwundert sah sie Laurenz an, doch offenbar hatte er schon von den Zweifeln gewusst. »Aber es ist die Wahrheit, was wir gesagt haben. Thomas wird sich schwerlich im Haus des Schreibers selbst verletzt haben, und Ihr habt Euren Bruder doch gefunden, als er mich in die Scheune verfolgt hatte. Ist das alles nicht Beweis genug? Außerdem ist es doch nur die Stimme von Stadtrat Erich von Geestemünd. Die anderen glauben uns doch wohl?«
    »Ja, das schon, aber der Rat besteht aus zwölf Stadträten und einem Vertreter. Acht Ratsherren befinden sich in der Gefangenschaft des Grafen. Wie du siehst, sind wir in der Minderheit. Erich von Geestemünd hat viel Gewicht im Rat. Und das Schlimme ist, wir haben wirklich keine Zeugen oder schriftlichen Beweise, oder?«
    Bedauernd schüttelte Lena den Kopf. Mehr hatte sie einfach nicht zu bieten. Wenn das nicht reichte, war zumindest für den Ratsherrn alles verloren.
    Die beiden Männer sahen sich düster an.
    »Was noch?«, fragte Lena.
    Laurenz seufzte, überließ aber dem Ratsherrn das Wort.
    »Erich von Geestemünd droht uns, wenn wir keine Beweise haben, würde er nicht nur mich wieder einsperren, sondern euch beide ebenfalls.«
    »Aber das kann er doch nicht. Wir haben nichts getan, und außerdem – hat das nicht der Bürgermeister zu bestimmen?«
    »Ich sagte ja, der Mann hat viel Gewicht im Rat, und es kommt ihm grade recht, wenn er Schuldige findet, die es zu verantworten haben, dass der Krieg verloren wurde. Weißt du, inzwischen hat sich das Volk erhoben, sodass man Bürgermeister Doneldey sogar Wachen vor die Türen stellen musste. Sie haben das Rathaus gestürmt und dort gewütet, den Roland niedergebrannt, und bei einigen Stadträten sind sie in die Häuser eingedrungen und haben geplündert.«
    »Aber dafür können wir doch nichts«, wandte Lena entrüstet ein.
    »Das ist richtig, aber die Bürger verlangen schnell einen Schuldigen.«
    »Herr im Himmel.« Lenas Augen brannten. Noch mehr schlechte Nachrichten wollte sie heute nicht hören. Erschöpft ließ sie sich in das Kissen sinken und schloss die Augen.
    »Wir haben dich zu sehr angestrengt. Es tut mir leid.« Der Ratsherr erhob sich, und sie öffnete die Augen wieder.
    »Mir ist tatsächlich etwas schwindelig. Aber das gibt sich bestimmt gleich wieder.«
    »Schlaf noch etwas, wir haben später noch Zeit zu überlegen.« Laurenz küsste ihr die Stirn und begleitete den Ratsherrn nach draußen.
    Dankbar versuchte Lena, sich dem Schlaf hinzugeben, doch der wollte sich nicht einstellen. Jetzt wurde ihr klar, warum Laurenz sie so schnell heiraten wollte. Als angeklagte Hure hatte sie keinerlei Rechte. Als seine Frau, und damit als eine ehrliche Frau, sah es zumindest etwas besser aus. Zum Schutz oder aus Mitleid sollte er sich nicht an sie binden. Obwohl es das beste Angebot war, das sie jemals erhalten würde, konnte sie es nicht zulassen, auch wenn es sehr edelmütig von ihm war.
    Schließlich schlief sie ein und wachte erst auf, als ihre Mutter ihr eine heiße Suppe brachte.
    »Wie fühlst du dich, mein Kind?«
    »Etwas besser. Und wie geht es Thomas?«
    Judith reichte ihr die Suppenschüssel. »Iss etwas, das gibt dir Kraft.«
    Lena merkte schnell, dass die heiße Brühe ihre Lebensgeister wieder anregte. Nach dem dritten Löffel ging es ihr tatsächlich etwas besser. Wohlwollend nickte ihre Mutter.
    »Thomas geht es gut. Er macht sogar schon wieder Späße damit, dass es ja die gleiche Seite wäre, auf der er sich auch den Arm gebrochen hatte.«
    »Er ist ein feiner Mensch.«
    »Ja, das ist er.« Eine leichte Röte überzog Judiths Gesicht.
    »Und wann soll eure Hochzeit sein?«
    »Sobald er genesen ist.« Sie trat auf Lena zu und umarmte sie herzlich. »Leider muss ich wieder zurück. Ich wollte selbst nach dir sehen. Erhol dich weiter.«
    »Ich versuche es. Danke, Mutter.«
    An der Zeltplane drehte Judith von Riede sich noch einmal um. »Ach, Kurt fragte mich vorhin, ob er dich besuchen darf.«
    »Aber natürlich. Schick ihn nur her.«
    »Das wird ihn freuen, aber morgen ist es früh genug.« Damit verschwand sie.
    * * *
    Am nächsten Morgen hatte sich die Stimmung im kleinen Lager der Bremer Abgeordneten keineswegs gebessert. Im Gegenteil, Erich von Geestemünd verlangte, dass sie endlich mit dem Grafen verhandeln sollten, damit sie nach Bremen zurückkehren

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