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Die Hure von Bremen - historischer Kriminalroman

Die Hure von Bremen - historischer Kriminalroman

Titel: Die Hure von Bremen - historischer Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: emons Verlag
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einer einfachen Magd?«
    »Beruhigt Euch bitte. Ich habe nicht vor, es irgendjemand zu erzählen. Ihr wisst, dass der Schreiber tot ist?«
    »Ihr lügt!« Ihre Augen jedoch schienen Lena zu glauben, denn sie weiteten sich angsterfüllt.
    »Nein.« Freundschaftlich legte sie Flora die Hand auf die Schulter. »Es tut mir sehr leid. Wir haben ihn gestern Morgen gefunden.«
    Floras gesunde rosige Farbe wich langsam aus ihrem Gesicht, und sie hielt sich krampfhaft am Gatter fest.
    »Himmel«, sagte Lena. Sie hielt das Mädchen am Ellenbogen, ehe sie umfallen konnte. »Verzeiht mir, ich dachte wirklich, Ihr wüsstet es.«
    Die junge Gräfin schüttelte den Kopf.
    »Ich habe Euch nicht davon erzählt, um Euch traurig zu machen, aber auch für mich steht einiges auf dem Spiel, und ich hoffe, dass Ihr mir helfen könnt.« Lena wartete einen Augenblick, bis Flora sich einigermaßen gefasst hatte.
    »Wisst Ihr zufällig etwas über eine Urkunde, die der Schreiber anfertigen sollte?«
    Tränen schimmerten in den Augen des Mädchens. Es starrte auf das Pferd, das inzwischen bei ihnen angekommen war und neugierig die Ohren spitzte. »Woran ist er gestorben?«, fragte es gedankenverloren.
    »Er wurde …« Lena wusste nicht, wie sie es ihr beibringen sollte, und stockte.
    »Sagt es mir«, befahl die Gräfin und sah Lena mit verweinten Augen an.
    »Er wurde ermordet. Und wir wissen bereits, wer der Mörder ist.«
    Langsam nickte Flora. »Ja, ich weiß von einem Brief. Er hat mir immer alles erzählt. Es war ein sehr gut bezahlter Auftrag. Wir wollten zusammen weggehen, wenn es erledigt ist. Aber Hans hatte noch ein paar Dinge zu regeln. In drei Tagen gibt mein Vater ein Fest, dann wollten wir aufbrechen.« Sie schniefte, holte ein Tuch aus ihrem Ärmel und tupfte sich Augen und Nase.
    »Wer ihm den Auftrag gegeben hat, wisst Ihr nicht, oder?«
    »Nicht mit Namen. Aber es war einer der Bremer Abordnung. Abgeholt hat ihn dann Ludwig Hastedt.«
    »Danke! Damit helft Ihr uns. Ludwig Hastedt war es auch, der Euren Hans ermordet hat, ihn und eine gute Freundin von mir.«
    »Dann muss es mein Vater sofort erfahren! Also … nicht das von mir, aber von dem Mord. Er wird ihn hinrichten.«
    Bitterer Zorn war an die Stelle der Traurigkeit getreten. Flora wollte sich umdrehen und gehen, doch Lena hielt sie fest.
    »Wartet. Er sitzt bereits im Kerker Eures Vaters.«
    Die Gräfin blieb stehen und sah Lena an. »Dort soll er nur noch zum Sterben herauskommen, und anschließend soll er in der Hölle schmoren!« Ihre Stimme triefte vor Hass.
    »Das wird er, wenn es Gerechtigkeit gibt.« Lena hatte Mitleid mit der jungen Gräfin. »Würdet Ihr das, was Ihr mir hier erzählt habt, auch vor dem Bremer Rat sagen?«
    »Und damit meine Schande gestehen? Nein. Es tut mir leid. Und ich würde es sogar unter Eid abstreiten, jemals so etwas gesagt zu haben.« Sie legte ihre Hand auf die von Lena. Sie war zierlich und weich. »Versteh mich nicht falsch. Ich will auch, dass dieser Mann bestraft wird, aber die Schande würde ich nicht überleben. Mein Vater wäre außer sich und würde mich in ein Kloster stecken.«
    Lena nickte, wagte aber noch einen Versuch. »Und nur dem Bürgermeister, ganz allein ihm, ohne Zeugen?«
    Flora überlegte offenbar ernstlich und nickte dann langsam. »Vielleicht, wenn …«
    Plötzlich kam Thomas mit verbundener Schulter um die Ecke und unterbrach ihr Gespräch. Lena war froh, ihn zu sehen, auch wenn es nicht gerade der günstigste Moment war, den er sich ausgesucht hatte.
    Er verbeugte sich vor der Gräfin. »Wir brechen auf, Lena, noch in dieser Stunde.« Dann wandte er sich an Flora. »Und Euer Vater sucht nach Euch.«
    »Habt Dank, Frau Gräfin von Hoya. Vielleicht komme ich auf meine Bitte noch einmal zurück, doch im Augenblick sieht es nicht danach aus.«
    »Ich wünsche euch eine gute Reise.«
    »Was ist geschehen?«, fragte Lena Thomas, als Flora außer Hörweite war.
    »Ludwig Hastedt ist verschwunden. Euer von Geestemünd hat seine Freilassung veranlasst, ehe er mit ihm fortgeritten ist.«
    »Dann ist Ludwig Mindermann erneut frei?«
    »Ja. Wir hoffen, dass wir sie noch vor Bremen einholen.«
    »Wir? Kommst du denn mit?«
    »Aber ja, und deine Mutter und Kurt ebenfalls. Glaubst du, wir lassen dich jetzt allein?«

Kapitel 19
    Sie erreichten Bremen am nächsten Nachmittag. Ohne größere Rast waren sie durchgeritten, doch Erich von Geestemünd und Ludwig Mindermann mussten das Gleiche getan haben, denn außer ihren

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