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Die Hure von Bremen - historischer Kriminalroman

Die Hure von Bremen - historischer Kriminalroman

Titel: Die Hure von Bremen - historischer Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: emons Verlag
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Spuren sahen sie von den beiden auf dem ganzen Weg nichts.
    Obwohl der Graf ihnen frische Pferde zur Verfügung gestellt hatte, waren die Tiere erschöpft, ebenso wie die Reiter. Am schlimmsten erging es Lena, ihrer Mutter und Kurt, die nie zuvor auf einem Pferd gesessen hatten. Doch sie hatten sich wacker geschlagen und ohne ein Wort durchgehalten.
    Unterwegs hatte Lena erfahren, dass die Abordnung sich wegen der Gefangenen schnell mit dem Grafen geeinigt hatte. Albert Doneldey war zurückgeblieben, um deren Freilassung und Heimreise zu überwachen, und Lena hatte berichtet, was sie von Flora von Hoya erfahren hatte.
    Am Bremer Stadttor hielt ihre Gruppe nun an. Der Bürgermeister fragte die Büttel nach Erich von Geestemünd. Der Mann bestätigte, ihn gesehen zu haben, und zeigte in Richtung Markt.
    »Erich ist zu seinem Haus geritten«, informierte der Bürgermeister sie. »Dettenhusen, schick uns ein paar kräftige Büttel zum Haus von Erich. Lass allen Torwachen ausrichten, dass sie die beiden nicht aus der Stadt lassen sollen.«
    Dettenhusen nickte und machte sich auf den Weg.
    An der Gassenecke von Erich von Geestemünds Haus hielten sie an. Lena glaubte, keinen Schritt laufen zu können, so sehr schmerzten Hinterteil und Beine.
    »Thomas, wir Männer gehen zu Fuß weiter. Sollten sie in seinem Haus sein, wären sie sonst gewarnt. Bleib du mit den Frauen und Kurt bei den Pferden und wartet auf uns«, ordnete der Bürgermeister an.
    Thomas nickte und half ihnen vom Pferd. Lenas Beine kribbelten, als langsam das Blut wieder zu zirkulieren begann. Sie musste Schwielen am Hinterteil haben, zumindest fühlte es sich so an. Dennoch beobachtete sie aufmerksam, wie die Männer in der Dämmerung zu einem Haus schlichen und energisch an die Tür klopften. Es dauerte einen Augenblick, ehe eine Magd öffnete.
    »Wir wollen zu Ratsherrn von Geestemünd.« Der Bürgermeister setzte bereits einen Fuß in die Tür.
    »Aber Herr Bürgermeister, er ist nicht da.«
    »Davon überzeuge ich mich lieber selbst.« Die Frau wurde einfach beiseitegeschoben, und die Männer verschwanden im Haus.
    Thomas und Judith hatten die Männer ebenfalls beobachtet und unterhielten sich nun flüsternd. Kurt hockte mit geschlossenen Augen auf dem Boden neben den Pferden. Er musste vollkommen erschöpft sein. Lena wollte zu ihm gehen, als ihr die frischen Pferdespuren auffielen, die am Haus des Ratsherrn vorbeiführten und dahinter scharf abbogen. Was, wenn die Männer noch gar nicht im Haus waren, sondern sich versteckten?
    Langsam ging sie den Hufspuren nach und landete auf einem Weg, der zu einem Stall führte. In der Dämmerung war er nur als Silhouette auszumachen. Es musste die Rückseite des Hauses sein. Da sie den Weg selbst kaum noch erkennen konnte, ging sie vorsichtig tastend weiter. Schließlich stand sie vor dem Tor und stieß unsicher dagegen, als irgendetwas am Rock zupfte. Erschrocken fuhr sie zusammen. Kurt war ihr gefolgt.
    »Junge, wieso bist du nicht bei Mutter?«
    Als Antwort ergriff Kurt ihre Hand und hielt sie fest umklammert.
    Lena atmete tief ein. »Also gut, aber bleib hinter mir. Ich will nur sehen, ob die Pferde der beiden Männern hierdrin sind.«
    Lena nahm ein Talglicht aus ihrer Tasche und zündete es an. Dann öffnete sie vorsichtig das Tor. Drinnen war es stockfinster. Als sie mit dem Talglicht hineinleuchtete, hörte sie von oben ein Flattern. Offenbar hatte sie ein paar Tauben aus dem Schlaf gerissen.
    Hier vorn war der Stall leer, aber von weiter hinten hörte sie die Pferde schnauben. Langsam gingen sie weiter, und tatsächlich standen dort zwei Pferde, noch gesattelt und das Fell nass geschwitzt.
    Plötzlich nahm sie ein Geräusch hinter sich wahr. Kurt wurde grob in eine Ecke geschubst, und eine Hand schloss sich fest um ihren Arm. Lena stieß einen panischen Schrei aus, doch dann drückte sich kalter Stahl an ihren Hals, und sie verstummte.
    »Du dachtest, du kannst mich dem Henker zuführen, was? Da hast du dich getäuscht!«
    Lena lief ein Schauer über den Rücken. Das war die Stimme von Ludwig Mindermann. Kurt war an der Stallwand gelandet und berappelte sich kopfschüttelnd.
    »Ich bringe erst dich um und dann dieses kindliche Gewürm.« In seiner Stimme lag so viel Hass, dass Lena ihm jedes Wort glaubte.
    Kurt sah auf und erstarrte.
    »Du hast richtig gehört, erst sie und dann du«, sagte Ludwig kalt zu dem Jungen. Unendlich langsam drehte er Lena zu sich herum. »Und ich werde dir sogar dabei in die

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