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Die Hure von Bremen - historischer Kriminalroman

Die Hure von Bremen - historischer Kriminalroman

Titel: Die Hure von Bremen - historischer Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: emons Verlag
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Augen sehen.«
    Als sie ihm gegenüberstand, konnte Lena seine wutverzerrte Miene kaum ertragen. Seine Muskeln spannten sich, und er holte mit dem Dolch aus.
    Gleich würde es vorbei sein. Nur um Kurt tat es ihr so unendlich leid.
    Plötzlich ertönte ein Schrei neben ihr. Kurt sprang auf und rannte in Ludwigs Beine.
    * * *
    Laurenz wartete im Wohngemach mit der Ratsfrau von Geestemünd, während die anderen die Kammern durchsuchten. Die Frau saß mit blasser Miene auf dem Stuhl und hatte ihre Hände zum Gebet gefaltet. Die Augen hielt sie geschlossen. Sie zitterte. Laurenz wusste nicht, ob er Mitleid empfinden sollte.
    »Hier oben ist er«, ertönte die Stimme von Ratsherrn Mindermann, der nun mit von Geestemünd oben an der Treppe erschien.
    »Hier in der Kammer ist nur eine Amme mit einem Kind«, rief der Bürgermeister.
    Rasch versammelten sich alle mit Geestemünd als Gefangenem in der Wohnkammer.
    »Geht nach oben«, bat der Bürgermeister die Ratsfrau, worauf diese ihre Augen öffnete, ihren Mann mit einem hasserfüllten Blick bedachte und hinaufging.
    »Wo ist Euer Bruder?«, fragte Laurenz den Ratsherrn Mindermann.
    »Nicht hier. Aber Geestemünd kann uns sicher sagen, wo er sich aufhält.« Er drückte den beleibten Mann auf einen Stuhl nieder. »Sag schon, Mann. Wo ist er?«
    Von Geestemünd zuckte nur mit den Schultern. »Vermutlich draußen bei den Pferden.«
    In diesem Moment ertönte hinter dem Haus der Schrei eines Kindes. Laurenz sprang auf und rannte gefolgt von Mindermann hinaus. Auch Thomas und Judith hatten den Schrei vernommen. Gemeinsam stürzten sie in den Flur, der hinter das Haus führte.
    »Wir brauchen Licht«, rief Mindermann über die Schulter, und kurz darauf erschienen die Büttel mit einem brennenden Kienspan. Nach einigen Schritten sahen sie eine offene Stalltür. Laurenz bedeutete den Männern, die ihre Waffen gezückt hatten, leise zu sein und zu warten. Er schlich zur Stalltür und spähte um die Ecke. Er nahm im Dunkel mehrere Umrisse wahr. Lena war eindeutig darunter, und der kleine Kurt hatte sich am Bein von Ludwig Mindermann festgekrallt und biss zu.
    Fluchend sah Ludwig Mindermann nach unten, während Kurt seine Zähne in die Beinlinge stieß. Dann brach das Chaos los. Das Tor flog polternd auf, gleichzeitig wurde es hell, Lena bekam einen Stoß, und während sie fiel, sah sie Laurenz und zwei Ratsherren, die sich auf Ludwig und Kurt stürzten.
    Es gab ein heftiges Gerangel. Auffliegendes Heu und Arme und Beine wirbelten in einem Knäuel herum. Sie hörte Schreie und das Wiehern der Pferde. Kurt kam zum Vorschein und wurde zur Seite geschleudert. Lena reagierte sofort und zog ihn am Arm zu sich heran. Sie drängte sich mit ihm an die Wand, während der Kampf vor ihr weiterging. Es gab ein Geräusch, als würde etwas Metallisches auf einen Knochen stoßen. Dann wurde es still, die Schreie verstummten. Lena hielt einen Augenblick den Atem an, während sie ihren zitternden Bruder an sich drückte.
    Nacheinander kamen die Ratsherren und Laurenz auf die Beine. Auf dem Boden zurück blieb nur der regungslose Ludwig Mindermann. Blut sickerte im Rhythmus seines Herzschlags aus seinem Hals, floss ins Stroh, das es gierig aufsog. Die Männer keuchten, Bürgermeister Doneldey stützte sich dabei auf seine Knie, und Laurenz trat zu Lena, die es – erleichtert, ihn lebend zu sehen – wieder wagte, Luft zu holen.
    »Ist einer von euch verletzt?«, fragte Laurenz schnaufend und sah besorgt auf sie herunter.
    Lena schüttelte den Kopf. »Kurt, hat er dich verletzt?«
    »Nein«, sagte Kurt, und seine Stimme klang wie eingerostet. Lena schlug ihre Hände vor das Gesicht, während Laurenz dem Jungen aufhalf. Sie hatte sich vorhin also nicht getäuscht, als er geschrien hatte.
    »Ich wusste doch, dass er eines Tages wieder sprechen wird«, meinte Laurenz lachend, während er Lena an sich drückte.
    »Heilige Jungfrau Muttergottes«, war alles, was sie in diesem Moment hervorbrachte, denn Tränen hinderten sie am Sprechen. Beinahe im selben Moment sprach ihre Mutter genau die gleichen Worte und stürmte auf ihren Sohn und ihre Tochter zu, die sie tränenreich in die Arme nahm.
    »Du blutest«, stellte Thomas fest, als er Laurenz auf die Schulter klopfte.
    Laurenz betrachtete seinen Arm, an dem ein Schnitt zu sehen war. »Ach, das ist nichts.«
    Gemeinsam gingen sie schließlich ins Haus, wo eine Magd ihnen etwas zu trinken brachte. Dankbar nahm Lena einen großen Schluck Wein. Es tat gut

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