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Die Hure von Bremen - historischer Kriminalroman

Die Hure von Bremen - historischer Kriminalroman

Titel: Die Hure von Bremen - historischer Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: emons Verlag
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lustig.«
    Kora nickte. »Ja, ich weiß. Genau so war es bei mir auch. Mir tat das Pissen tagelang weh. Ich war wund gescheuert. Und Frau Margarete weiß davon. Sie brachte mir eine Salbe von Marie. Ich benutzte sie, und es wurde besser. Als dann das nächste Mal ein Mann bei mir war, lag ich wie tot unter ihm. Ich glaube, ich habe ihm richtig Angst gemacht, dabei war ich es doch, die sich fürchtete.« Kora kicherte. »Lauf nicht weg, Lena. Du hast sicher kein Zuhause mehr, wenn ich an deinen Vater denke. Er war doch dein Vater?«
    »Nein, mein Stiefvater.«
    »Wohin willst du gehen? Es gibt keinen Platz für uns, wenn wir ausreißen, außer im nächsten Töchterhaus in der nächsten Stadt, und ich sage dir, dort geht es schlimmer zu als hier. Wir hatten schon reisende Huren bei uns, die haben Dinge erzählt von Hurenwirten, die ihre Mädchen bis aufs Blut ausnehmen.«
    Mit großen Augen hatte Lena damals zugehört, und sie war geblieben. Kora hatte tatsächlich recht behalten. Die meisten Männer waren nicht grob, im Gegenteil, einige hatten sogar mehr Angst vor ihr als sie vor denen. Trotzdem, nach dem ersten Mal hatte sie versucht, sich zu weigern. Sie hatte getobt, geschrien und gebettelt, doch alles hatte nichts genutzt. Frau Margarete war unnachgiebig geblieben und hatte ihr letztendlich damit gedroht, sie beim Henker ins Rattenloch zu stecken, ein fünf Ellen im Quadrat messendes Loch, in dem über fünfzig Ratten hausten. Die Drohung hatte gewirkt: Lena fügte sich.
    Anfangs hatte sie ständig mit Übelkeit kämpfen müssen, sobald ein Mann bei ihr war, und nachdem sie sich mehrfach übergeben hatte, wenn ein Mann auf ihr lag, war es Marie gewesen, die ihr dagegen einen Kräutertrank gegeben hatte. Lena ging es damit besser, und sie verdiente für das Haus gutes Geld, aber ihr Ziel, sich eines Tages freikaufen zu können, verlor sie nicht aus den Augen.
    Tief in der Nacht schreckten Schritte sie aus dem Dämmerzustand. Ein Mann in zerschlissenen Kleidern tauchte neben ihr auf und grinste anzüglich, wobei er faulige Zähne entblößte. Er roch nach Bier, Schweiß und Dreck. Angewidert starrte sie ihn an. Er war ihr am Nachmittag einmal aufgefallen, als er bettelnd die Stände der Händler abgeklappert hatte.
    »Besser, du verschwindest. Ich habe den bösen Blick«, fauchte Lena, ahnend, was er im Schilde führte. Vermutlich wollte er sich bei ihr auch kostenlos bedienen.
    Der Mann verbeugte sich auf wackligen Beinen. »Aber, aber. Davor fürchte ich mich nicht. Will dir nichts tun, will nur ein wenig spielen, kleine Hexe.«
    »Lass die Finger von ihr und mach, dass du weiterkommst, sonst sperre ich dich ein, Jacub«, rief plötzlich eine Stimme hinter ihnen. Der Angesprochene fuhr erschrocken herum.
    »Hab nur Spaß gemacht, Herr.« Damit machte er sich eiligst aus dem Staub. Lena versuchte zu sehen, wer ihr Retter war, als sich auch schon eine beruhigende Hand auf ihre Schulter legte.
    »Ruhig Kind, er ist fort.«
    »Marie!«, rief Lena überglücklich.
    »Du dachtest doch nicht, dass ich dich deinem Schicksal, das eigentlich das meine war, hier überlasse. Warte, wir binden dich los.«
    Ein Mann erschien neben Lena und schnitt die Seile durch. Er war groß, hatte schwer zu bändigendes braunes Haar und trug die Kleidung der Büttel.
    Als ihre Hände frei waren, gaben Lenas Beine willenlos nach. Der Büttel fing sie beherzt auf und nahm sie auf den Arm. Obwohl er mehr als behutsam vorging, zuckte Lena zusammen, als er ihren Rücken berührte.
    »Tut mir leid«, sagte er. »Aber es ist besser, wenn ich dich trage. Du siehst nicht so aus, als würdest du laufen können.«
    »Das ist Laurenz, mein Neffe«, stellte Marie ihn vor.
    Lena war versucht, sich ihm zu entwinden. »Du bist ein Büttel?«
    Seine Miene wurde düster. »Ja, aber ich wusste nichts von der Sache heute Mittag.«
    »Vor ihm brauchst du dich nicht zu fürchten. Er ist ein anständiger Mensch, nicht so wie manche seiner Kollegen.« Marie erntete von ihrem Neffen einen vorwurfsvollen Blick, den sie geflissentlich ignorierte. »Wie geht es deinem Rücken, Kind?«
    »Ich weiß es nicht. Er brennt und ist ansonsten taub. Doch deinem wird es nicht besser gehen.« Lena stellte besorgt fest, dass Marie äußerst steifbeinig neben ihnen ausschritt.
    Diese winkte nur ab. »Du hast deutlich mehr Hiebe einstecken müssen als ich. Hättest du dich nur nicht eingemischt.«
    »Das ist mir gleich«, gab Lena zurück.
    Marie strich ihr lächelnd über die

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