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Die Hure von Bremen - historischer Kriminalroman

Die Hure von Bremen - historischer Kriminalroman

Titel: Die Hure von Bremen - historischer Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: emons Verlag
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dich in so eine Lage gebracht hast. Außerdem musst du mich nicht um Verzeihung bitten, sondern Frau Margarete.«
    Lena wollte etwas erwidern, aber sie merkte, dass es keinen Sinn hatte, und schluckte ihre Bemerkung hinunter. »Verzeih«, wiederholte sie stattdessen.
    »Hm«, machte Dorothea erneut, und ließ es damit auf sich beruhen. »Ich muss jetzt gehen, aber wir bringen dir nachher etwas zu essen und zu trinken. Halt aus.« Sie zupfte Lenas Kleid so gut es ging zurecht und machte sich auf den Heimweg.
    Dorothea war schon eine ganze Weile weg, als Lena ihren Kopf gegen den kühlen Pfahl lehnte.
    Nie hätte sie gedacht, dass einfaches Stehen so anstrengend sein konnte. Ihre Hände wurden langsam taub, und es kribbelte in den Armen. Vergeblich versuchte sie sich in eine bessere Position zu bringen. Es nützte nichts. Wenigstens ließen die Bürger sie in Ruhe. Sie spürte zwar die Blicke auf sich, aber niemand bewarf sie mit faulen Eiern oder Dreck. Ein paar Jungen machten anzügliche Bemerkungen, und eine alte Vettel beschimpfte sie und spuckte vor ihr auf den Boden, aber alles in allem ließ man sie zufrieden.
    Wie versprochen brachte Kora ihr etwas zu essen. »Dorothea hat zu viel zu tun. Frau Margarete tobt und …« Kora sah Lena mitleidig an. »Na ja, das ist jetzt nicht wichtig. Iss und trink, ich kann erst morgen wieder zu dir kommen. Später ist Sperrstunde.«
    Lena bedankte sich knapp und würgte etwas Brot und Brühe hinunter, obwohl sie keinen Hunger hatte. Das Bier jedoch trank sie bis zum letzten Tropfen aus. Dann war auch Kora wieder fort. Den restlichen Tag und die Nacht würde sie hier allein verbringen.
    Am späten Nachmittag leerte sich der Markt langsam, die Händler bauten ihre Stände ab und verschwanden einer nach dem anderen. Lena spürte mittlerweile ihre Hände nicht mehr, obwohl sie immer wieder versuchte, sie zu bewegen. Auch ihre Füße taten weh, und jede Bewegung machte sich durch reißende Schmerzen auf ihrem Rücken bemerkbar.
    Als der Markt schließlich verlassen dalag und der Abend voranschritt, legte sich eine sonderbare, fast unheimliche Stille über die Stadt. Nur hin und wieder sah Lena die Lichter der Fackelträger oder ein paar Büttel, die durch die Stadt patrouillierten. So müde und zerschlagen sie sich auch fühlte, schlafen wollte sie hier nicht.
    Nach und nach erloschen die Lichter in den Häusern, und nur der Mond blinzelte hin und wieder durch die Wolkendecke. Lena war froh, als es anfing zu regnen, denn dadurch wurde wenigstens die Stille vertrieben. Sie musste trotz ihrer misslichen Lage lächeln, als sie an die Fürsorglichkeit von Kora dachte.
    Damals, als Lena ins Töchterhaus gebracht wurde – wie lange war das her, eine Ewigkeit? –, da hatte Kora sie in Empfang genommen. Sie war ihr distanziert und sogar ein wenig herrisch vorgekommen. Alles hatte sich geändert, nachdem Lenas Unschuld versteigert worden und dieser widerliche Erich über sie hergefallen war. Seit dem Tag war Kora zugänglich, freundlich und herzlich zu ihr gewesen. Sie waren inzwischen gute Freundinnen, die sich nun auch die Kammer teilten, nachdem Angelika zum Arbeiten ins Badehaus gegangen war.
    Lena erinnerte sich noch, wie sie nach ihrer Entjungferung einfach hatte fortlaufen wollen. Sie war in ihre Kammer gegangen, während die anderen munter feierten, als wäre es etwas Gutes gewesen. Dort hatte Lena ihre wenigen Habseligkeiten zusammengesucht und in ein Bündel gestopft. Als Kora plötzlich in der Tür stand, hatte Lena ihr Bündel hinter dem Rücken verschwinden lassen.
    »Ich wollte gerade zu Bett gehen.«
    »Deswegen bist du auch noch angezogen.« Kora hatte leise die Tür geschlossen. »Setzen wir uns einen Augenblick, ehe du dich davonstiehlst.«
    Lena bekam große Augen, setzte sich aber und ließ das Bündel hinter ihrem Rücken auf das Bett fallen.
    Kora lächelte sie an. »Ich wollte damals auch fortlaufen. Über das Wohin habe ich mir keine Gedanken gemacht, nur weg. Es war furchtbar, und ich weiß genau, was jetzt in dir vorgeht. Aber glaub mir …« Sie legte ihren Arm kameradschaftlich um Lenas Schulter. »… so schlimm, wie du jetzt denkst, ist es nicht. Von Geestemünd war das Schlimmste, was mir in all den Jahren widerfahren ist. Und so wird es auch bei dir sein. Vor ihm brauchst du dich nicht mehr zu fürchten, er will nur Jungfrauen.«
    Lena schüttelte trotzig den Kopf. »Er hat mir so wehgetan, Kora, und dabei war er anfangs so freundlich und auch

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