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Die Hure von Bremen - historischer Kriminalroman

Die Hure von Bremen - historischer Kriminalroman

Titel: Die Hure von Bremen - historischer Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: emons Verlag
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lange nicht mehr. Aber sie gestand sich auch ein, dass sie Laurenz sehr mochte, vielleicht mehr, als sie durfte. Sie spürte regelrecht ein Kribbeln im Bauch, das nicht von ihrem Kind kam. Würde er sich ihr gegenüber anders verhalten, wenn sie allein waren?
    Sie hatte immer angenommen, dass alle Männer gleich wären – hatte sie doch nur die kennengelernt, die auf die Schnelle Erleichterung suchten. Mehr als leere Worte, die nur einem Zweck dienten, wechselte sie selten mit ihnen. Bei Laurenz war es anders, mit ihm konnte sie alles besprechen, und er gab ihr sogar das Gefühl, etwas Besonderes zu sein. Sicher war sie kein Mädchen, dem Laurenz je einen Antrag machen würde, noch dazu, wenn sie das Kind hatte. Sie war eine unehrliche junge Frau, und das wusste er, egal, wie freundlich er immer zu ihr war. Außerdem war das Wichtigste für einen Mann doch die Jungfräulichkeit seiner Braut. Lena konnte mit keiner der gewünschten Tugenden dienen.
    Der nächste Morgen war schwülwarm. Laurenz stand bei Sonnenaufgang vor der Tür. Marie gab ihnen eine Decke, Bier und etwas zu essen mit und begleitete sie selbst bis zum Ende ihres Weges. Dann verabschiedete sie sich mit der Mahnung, Lena möge vorsichtig sein, und ging in Richtung Stadt davon.
    Laurenz und Lena schlugen einen anderen Weg ein. Bereits als sie den Waldrand erreichten, klebten ihnen die verschwitzten Kleider am Leib, doch als sie durch das dichte Grün traten, wurde es spürbar kühler. Lena blieb stehen, schloss einen Moment die Augen und sog den frischen Duft ein. Feuchtes Moos und Fichtennadeln kribbelten in ihrer Nase.
    »Nicht weit von hier ist eine kleine Lichtung. Dort vorn können wir es uns bequem machen und etwas essen« schlug Laurenz vor.
    Lena öffnete die Augen und sah in sein lächelndes Gesicht. »Ja, ich glaube ich kenne sie. Marie und ich waren einige Male zusammen hier im Wald und haben Pilze oder Kräuter gesucht.«
    »Du bist für sie wie eine Tochter. Das hat sie mir dieser Tage gesagt.« Laurenz sah Lena forschend an, und sie wurde unter seinem Blick verlegen.
    »Ich wusste nicht, dass sie mich so gern hat, und es macht mich glücklich. Ich mag sie wie eine Mutter. Sie ist so gut zu mir, nein, nicht nur zu mir, zu allen Menschen. Ich hoffe, ich kann es eines Tages wiedergutmachen.«
    »Ich glaube, das brauchst du nicht. Es reicht, dass du da bist. Und ich bin auch froh darüber.«
    Lena war erstaunt. »Wie meinst du das?«
    Laurenz schwieg, denn sie betraten nun die kleine Lichtung, die über und über mit Gänseblümchen, Löwenzahn, Vergissmeinnicht und anderen Pflanzen übersät war. Die Sonne schien durch ein Dach aus Ästen auf die Szenerie und tauchte alles in ein zauberhaft flirrendes Licht.
    »Oh.« Begeistert presste Lena sich die Hand vor den Mund, dann lächelte sie Laurenz an, der ebenfalls strahlte.
    »Habe ich zu viel versprochen?«, wollte er wissen.
    Lena schüttelte den Kopf. »So stelle ich mir das Reich der Engel vor.«
    »Dann gibt es hier vermutlich welche und sie beobachten uns.« Er zwinkerte, breitete die Decke aus, und sie setzten sich.
    Marie hatte ihnen etwas Ziegenfleisch, Fladenbrot und Käse eingepackt, und nachdem sie die Leckereien gierig verzehrt hatten, genossen sie schweigend diesen friedlichen Moment. Lena war dankbar, dass Laurenz sie ihren Gedanken überließ. Wie in ihrer Kindheit schob sie ihre nackten Füße tief in das dicke, feuchte Moospolster und beobachtete einen Ohrenkneifer, der sich einen Weg über ihren kleinen Zeh suchte. Es kitzelte, und sie musste kichern. Laurenz lag mit hinter dem Kopf verschränkten Armen auf dem Rücken, hatte die Augen geschlossen und kaute auf einem Grashalm herum. Es war wunderbar hier, und auch sie schloss für einen Moment ihre Augen.
    Kleine Insekten summten um sie herum. Weit entfernt war das Quaken eines Frosches zu hören, und die Vögel trällerten. Eine Grille zirpte, und Laurenz atmete tief ein. Lena öffnete die Augen und sah, dass er sie beobachtete. Ein Lächeln lag in seinen Augen. »Wie hübsch sich die Sonne auf deiner Nasenspitze spiegelt.« Er tippte ihr mit dem Finger auf die Nase, und Lena zuckte grinsend zurück.
    In seinem Blick lag ein leichter Glanz, und ihr wurde wieder bewusst, dass sie allein mit ihm hier draußen war. Nie hätte sie geglaubt, dass ein Mann sie noch einmal verlegen machen würde, doch die Hitze in ihrem Gesicht kam nicht von der Sonne.
    »Oh, damit hätte ich nicht gerechnet.« Er sah erstaunt aus.
    »Womit?«,

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