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Die Hure von Bremen - historischer Kriminalroman

Die Hure von Bremen - historischer Kriminalroman

Titel: Die Hure von Bremen - historischer Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: emons Verlag
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sieh doch«, sagte Lena. »Marie hätte niemandem dieses Kraut verkauft. Der Mann hat vermutlich Veronika mitgenommen und Marie damit erpresst.«
    Seine Augenbrauen gingen nach oben. »Ich verstehe. Aber was nun?«
    »Ich weiß es nicht. Wir brauchen den Rappen. Der führt uns zu dem Mann.«
    »Helles Köpfchen«, sagte Laurenz anerkennend. »Aber weißt du, wie viele Mindermanns es in Bremen gibt?«
    »Du erwartest doch nicht, dass ich meine Tochter aufgebe?«
    »Nein, das nicht, aber wir müssen nachdenken, ehe wir etwas Unüberlegtes tun.«
    »Aber der Rappe –«
    »Das macht es nicht leichter! Selbst wenn es so wäre und wir ihn ausfindig machen, wie willst du dich dem Adel nähern? Du darfst sie nicht einmal ansehen.« Laurenz wurde hitzig, und Lena verstand nicht ganz, warum.
    »Natürlich würde ich nicht so hingehen, dass jeder weiß, wer und was ich bin. Vielleicht kann Martin, der Anführer der Bettler, uns helfen, das Pferd zu finden? Seine Leute kommen doch überall herum.«
    »Wenn das so einfach wäre. Martin hält sich momentan versteckt. Der Vogt und einige andere haben ihn auf dem Kieker.«
    Lena kaute an ihrem Fingernagel und dachte nach. Laurenz hatte recht damit, dass sie selbst nicht so ohne Weiteres an die Adeligen herankommen würde. Um ihre Tochter suchen zu können, durfte sie auf jeden Fall nicht zurück ins Töchterhaus.
    »Warst du eigentlich bei Frau Margarete? Was hat sie gesagt?«, fragte sie schließlich.
    »Sie war entsetzt, als sie das von Marie hörte. Aber es ist ihr recht, dass du hierbleibst, um die Totenwache zu übernehmen. Sie war wirklich verständig, möchte aber, dass du nach der Bestattung zurückkommst.«
    »Wir werden sehen.«
    * * *
    Die Tage vergingen. Während seiner Dienste nutzte Laurenz jede Gelegenheit, seine Kollegen, Bürger, Bettler und Diebe zu befragen, doch niemand wusste etwas über Veronika. Und niemand hatte einen Rappen in der Stadt gesehen.
    Schließlich kam der Tag des Abschieds. Selten war eine verwegenere Gesellschaft aufeinandergetroffen als auf Maries Beerdigung. Diebe, Huren, Bettler, Kranke und Arme waren gekommen, um der Heilerin die letzte Ehre zu erweisen, und mittendrin ein Büttel, der Neffe der Toten, und einige Beginen. Für diesen Tag gab es zwischen ihnen ein unausgesprochenes Übereinkommen: Laurenz war nicht im Dienste der Stadt hier, und die Ehrlosen sahen in ihm nur den Neffen von Marie.
    Am offenen Grab sprach Laurenz mit fester Stimme: »Jeder von euch kannte Marie. Sie hatte immer ein offenes Ohr für die Sorgen der Menschen, und sie half euch meistens, ohne etwas dafür zu nehmen.«
    Viele der Anwesenden sahen einander an und nickten.
    Als Laurenz seine Rede beendet hatte, sprach er das Gebet, da kein Priester anwesend war:
    »Herr, Du bist für uns wie Vater und Mutter.
    Wir übergeben Dir diese Frau.
    In unseren Augen ist sie tot.
    In unserem Herzen glauben wir, dass sie bei Dir lebt.
    Bei Dir findet sie Erbarmen.
    Denn Dein ist das Reich und die Kraft und die Herrlichkeit, in Ewigkeit. Amen.«
    Die blinde Maronenverkäuferin Theresa verabschiedete sich unter vielen Tränen ebenso wie einige gestandene Männer.
    Nun begannen die Totengräber, die sich inmitten dieser merkwürdigen Versammlung sichtbar unwohl fühlten, in Windeseile das Grab zuzuschaufeln. Martin, der Anführer der Bettler, war heute ebenfalls aus seinem Versteck gekrochen, um Marie die letzte Ehre zu erweisen. Entschlossen trat er vor und blickte selbstsicher in die Runde.
    »Laurenz, wir sind nicht gerade das, was man Freunde nennen kann, doch deine Tante hat uns alle gleich behandelt. Nie nahm sie mehr, als jemand geben konnte. Sie fürchtete sich auch nicht, jemanden zu behandeln, der eine ansteckende Krankheit hatte. Nun, wir haben zusammengelegt. Ihr Grab soll ein schönes Kreuz zieren. Wir hoffen, dass du nichts dagegen hast.« Mit diesen Worten trat er wieder zurück.
    Laurenz wischte sich eine Träne aus dem Augenwinkel. »Hab dank, Martin.« Er sah noch einmal in die Runde. »Ihr alle. Meine Tante wäre sicher erfreut. Euer Mitgefühl zeigt, dass sie richtig gehandelt und gelebt hat. Gott möge ihrer Seele gnädig sein.«
    »Amen«, erwiderten alle gemeinsam.
    »Was aber das Kreuz angeht – ich glaube, Marie wäre es nicht recht gewesen. Viel lieber hätte sie gesehen, wenn ihr den Hungernden dafür etwas zu essen gebt.«
    Begeistert klatschten die Leute in die Hände. Laurenz wurde auf die Schulter geklopft, und anschließend löste die Menge

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