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Die Hure von Bremen - historischer Kriminalroman

Die Hure von Bremen - historischer Kriminalroman

Titel: Die Hure von Bremen - historischer Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: emons Verlag
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neben dem Bett, in dem Veronika geschlafen hatte. Kräuter, die Marie zum Trocknen aufgehängt hatte, baumelten stumm von der Decke. Lena seufzte.
    »Wir finden sie wieder.« Laurenz legte ihr die Hand auf die Schulter. Eine Berührung, die ihr in diesem Moment Halt gab.
    Lena ließ sich schwer auf das Bett fallen. Sie nahm einen kleinen Holzklotz, mit dem ihre Tochter so gern gespielt hatte, und drehte ihn in der Hand. Das Verlangen, sie zu spüren, war übermächtig, und so griff Lena sich die Decke und roch daran. Lavendel, ein Hauch von Veronika, vermischt mit dem Staub der letzten Wochen. Das war alles, was ihr im Moment von ihr blieb. Entschlossen steckte sie den abgegriffenen Holzklotz in ihre Tasche, in dem neben ein paar Kleidungsstücken von Laurenz, etwas zu essen und einem Feuerstein auch das Holzpferdchen von Mindermann verborgen war.
    »Ja«, sagte Lena. »Wir werden sie finden.«
    Als sie am nächsten Morgen aufbrachen, sah sie nicht einmal zurück. Sie wollte wiederkommen und nicht Abschied nehmen.
    Nach zwei Stunden Marsch begann es zu regnen.
    Der Wald, an dessen Rand sie dicht neben der Hauptstraße entlangliefen, schützte sie etwas, doch bald waren ihre Kleider durchnässt. Immer wieder sahen sie kleinere oder größere Höfe, auf denen es betriebsam zuging. Die Ortschaften mieden sie, und so machten sie um Achim, Bierden und andere Dörfer einen Bogen. Donnerstedt war bereits besetzt, wie sie an den vielen Kundschaftern von Hoya erkennen konnten.
    Nach einiger Zeit änderte sich das ländliche Bild. Sie entdeckten den ersten niedergebrannten Hof. Jetzt war es Gewissheit, es herrschte Krieg im Land.
    »Da wir noch nah an Bremen sind, werden es die Hoyaner gewesen sein«, sagte Laurenz finster.
    Lena fröstelte. Sie wusste aus Erzählungen, dass gerade die Bauern wegen der Versorgung mit Nahrung nicht verschont wurden. Manche wurden einfach nur von der Gegenseite ausgeraubt, doch hin und wieder wurde auch getötet und gebrandschatzt. »Sollen wir nachsehen, ob jemand der Hilfe bedarf?«
    »Das Feuer ist schon lange erloschen. Ich glaube nicht, dass dort noch jemand ist. Ein kurzer Blick kann jedoch nichts schaden.«
    Als sie vor der Ruine ankamen, bot sich ihnen ein furchtbares Bild. Tierkadaver und menschliche Leichen verrotteten in der aufgeweichten Erde. Hier war regelrecht geschlachtet worden. Der Hausrat lag zum Teil auf dem Hof verstreut, die Möbel waren zerschlagen oder verbrannt.
    »Wer tut so etwas? Wenn sie die Tiere wenigstens als Nahrung genommen hätten.« Lena wandte sich erschüttert ab, und Laurenz legte ihr den Arm um die Schulter.
    »Krieg ist leider etwas sehr Grausames. Lass uns ein Gebet sprechen.«
    Lena nickte.
    »Herr, lass nicht zu, dass Unschuldige leiden müssen.
    Erbarme dich dieser Menschen und nimm sie zu dir in dein Reich. Denn Dein ist das Reich und die Kraft und die Herrlichkeit, in Ewigkeit. Amen.
    Laurenz nahm Lena beim Arm. »Komm, lass uns gehen, für die armen Seelen können wir nichts mehr tun.«
    So zogen sie weiter und machten nur Rast, um etwas zu essen und zu trinken.
    In einer kleinen Senke, die ihnen Schutz vor Entdeckung bot, schlugen sie ihr Lager auf. Die Nacht war kühl, denn der Sommer ging dem Ende entgegen, aber sie wagten es nicht, ein Feuer zu machen, zu groß war die Gefahr einer Entdeckung.
    Immer wieder hatten sie in den letzten Stunden kleinere oder größere Truppen in ihrer Nähe gehört und sich verstecken müssen. Lenas Zähne klapperten, als sie sich in ihren Umhang einschlug. Laurenz sah zu ihr herüber.
    »Wenn wir eng beisammenliegen, können wir uns gegenseitig wärmen. Ich habe nichts Unehrenhaftes im Sinn, darauf hast du mein Wort.«
    Er hob seine Decke, und Lena überlegte nicht lange, sondern schlüpfte hinein und breitete ihren Umhang darüber aus. Ihre Zähne klapperten immer noch, doch nach einer Weile spürte sie seine Wärme. Zaghaft nahm er sie in den Arm. Lena konnte kaum glauben, dass sie so nahe bei einem Mann lag und dieser nicht versuchte, sie zu besteigen. Dennoch lag sie stocksteif auf dem Rücken, bis sie irgendwann sein gleichmäßiges Atmen hörte und selbst in den Schlaf fand.
    Gegen Mittag des nächsten Tages erreichten sie die Grenze zu Hoya. Entlang der Straße standen einige Zelte von Hoyas Soldaten.
    »Liegt das Land von Duckel in Hoya?«, fragte Lena verwundert, als sie vorsichtig durch dichtes Gestrüpp spähten.
    »Nein, es liegt an der Grenze. Wir müssen jetzt nach Süden.«
    »Und wenn unser Mann

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