Die Hure von Bremen - historischer Kriminalroman
heruntergebrannten Feuer auf und legte einige Scheite nach. Lena beobachtete ihn dabei. Er hatte einen wohlgeformten Körper, starke Arme und kräftige Hände. Als er wieder saß, fuhr sie fort.
»Ich hatte ein paarmal daran gedacht, fortzugehen. Veronika bleibt verschwunden, das Töchterhaus wird mich sicher suchen, dich wähnte ich im Krieg, der Ratsherr war nicht da, also was sollte ich noch hier?«
Lena nahm das Funkeln war, das bei ihren Worten in Laurenz’ Augen aufflackerte, aber als sie darauf achten wollte, war es bereits wieder verschwunden. Er machte sie heute irgendwie nervös. Bisher hatte er ihr nur Freundschaft und Geborgenheit angeboten. Nie war er zudringlich geworden.
»Aufzugeben kann ich mir bei dir nur schwer vorstellen.«
»Ich habe es ja auch nicht gemacht.« Sie schenkte sich ebenfalls ein Bier ein, genoss den ersten Schluck und erzählte ihm, was sich im Rosengarten zugetragen hatte.
»Und seitdem verstecke ich mich hier. Ich hätte sonst nicht gewusst, wohin.«
»Es war richtig, dass du hierhergekommen bist. Die Ratsherrin und ihr Liebhaber sind schlau. Grade jetzt, wo es Krieg mit Hoya gibt, ist Diebstahl ein Grund, jemanden ohne Verhandlung hinzurichten.«
Lena stellte ihren Becher hart auf den Tisch. »Sicher hat er das eingefädelt. Wenn sie mich töten würden, könnte ich niemandem mehr von ihren Machenschaften erzählen. Heide Mindermann ist einfältig und naiv. Sie glaubt, dass dieser Kerl sie liebt, aber er ist bestimmt nur hinter dem Geld her. Sie wollen den Ratsherrn beseitigen, und die arme Marie stand ihm nur wegen etwas Gift im Weg. Und ich kann nichts dagegen tun.« Wütend schlug Lena mit der Faust auf ihren Oberschenkel. »Einer ehrbaren Ratsfrau glaubt man eher als einer entlaufenen Hure.«
»Erst mal bist du hier sicher. Niemand wird dich hier bei mir vermuten.« Laurenz ergriff ihre Hand. »Wir überlegen in Ruhe, wie es weitergeht.«
»Das bedeutet, ich bin wieder eingesperrt.« Lena presste die Lippen zusammen.
»Nein, du bist nicht eingesperrt. Ich kann dich jederzeit aus der Stadt bringen.« Laurenz setzte sich neben sie auf das Bett und nahm sie in den Arm. »Du hast mir gefehlt.«
Im ersten Moment wollte Lena ihn von sich stoßen, doch in Wahrheit hatte sie sich so sehr danach gesehnt. Er gab ihr Kraft und Halt. Wie ein kleines Mädchen schmiegte sie sich an ihn, während er ihren Kopf streichelte. Intensiv nahm sie seinen Duft war. Er roch nach Wald, den Kräutern von Marie und Männlichkeit. Eine betörende Mischung. Sanft schob sie ihn von sich und sah in seine Augen.
»Du hast mir auch gefehlt, und ich habe mir verdammt noch mal Sorgen um dich gemacht.«
Er lachte. »Das war ganz alleine dein Verdienst.«
»Ja, ich weiß«, grummelte Lena.
Am nächsten Abend kam Laurenz mit einem Leinensack von seinem Dienst.
»Hast du da eine Leiche drin?«, neckte Lena ihn.
»Platz genug wäre dafür, aber ich dachte, dass du ein paar Sachen gebrauchen kannst.« Er öffnete den Sack und schüttete den Inhalt auf das Bett. Lena war erfreut zu sehen, dass es Sachen waren, die sie bei Mindermanns zurückgelassen hatte.
»Laurenz«, rief sie erfreut, »wie bist du darangekommen?«
Er lächelte, während Lena alles sortierte. »Ich bin hingegangen und habe gesagt, dass wir nach Hinweisen suchen müssen und alles mitnehmen, was dir gehört. Schließlich wollen wir die Diebin ja finden. Die Herrin war so überrascht, dass sie uns deine Sachen anstandslos ausgehändigt hat. Rosa scheint ebenfalls nicht zu glauben, dass du eine Diebin bist, aber sie hat nichts gesagt. In der Wachstube habe ich alles fein säuberlich durchsucht und meinen Kollegen berichtet, dass es nur ganz normale Kleidung wäre. Ich sagte, ich wüsste, wer sie brauchen könne, und habe sie mitgenommen.«
»Laurenz, du bist wunderbar.« Lena fiel ihm um den Hals und gab ihm einen Kuss. Verwirrt hielt er sie einen Augenblick fest, dann gab er sie lächelnd frei.
Verlegen ordnete Lena weiter, wobei ihr das Holzpferdchen in die Hand fiel.
»Von wem hast du es?«, fragte Laurenz.
»Der Ratsherr gab es mir. Es war zerbrochen, und darüber war ich traurig.« Sie hielt es ihm entgegen und deutete auf die feine Leimstelle. »Siehst du?«
Laurenz nickte. »Ein großzügiges Geschenk für ein paar Tränen.«
Funkelnd sah Lena zu ihm auf. »Nun ja, ich habe bei einem Feuer seiner Frau das Leben gerettet. Auch dafür hat er mich belohnen wollen. Weiter war nichts, ob du es glaubst oder nicht.« Beleidigt
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