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Die Hure von Bremen - historischer Kriminalroman

Die Hure von Bremen - historischer Kriminalroman

Titel: Die Hure von Bremen - historischer Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: emons Verlag
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Laurenz gesehen zu haben, aber er wurde sofort von anderen verdeckt, und die Gruppe verschwand aus ihrer Sicht.
    Auch nach dem gesuchten Mann hielt Lena Ausschau. Leider trugen die meisten Soldaten einen Helm, und die ohne Helm waren von normaler Größe. Lena beobachtete, wie sie mit ihren Übungen begannen. Sie schossen mit Pfeil und Bogen auf Zielscheiben, andere gingen mit Übungsschwertern aufeinander los, eine weitere Gruppe balgte sich im Ringkampf auf dem Boden. Ein paar Berittene galoppierten auf Strohpuppen zu und droschen auf deren Häupter ein. Allmählich lichtete sich der Nebel, und Lena duckte sich noch weiter in die Büsche.
    Neben Vogelgezwitscher und einigen summenden Hummeln drangen Johlen und Lachen aus dem Lager herüber. Es machte Lena wütend, dass diese Männer auch noch Vergnügen an dem hatten, was sie taten. Mit welchem Recht amüsierten sie sich, während andere litten? Unwillkürlich ballte sie ihre Hände zu Fäusten. Vermutlich war Maries Mörder ebenfalls dort, lachte und trank. Angewidert wandte sie sich ab und fuhr zusammen. Hinter ihr stand ihre Mutter.
    »Was machst du hier?«, fragte Lena verwundert.
    »Das, was ich die letzten Jahre nicht konnte, auf dich aufpassen.« Judith lächelte und reichte Lena ein Brot. Dankbar nahm sie es und biss hinein. Sie war tatsächlich schon wieder hungrig.
    »Wird es nicht auffallen, wenn wir beide fehlen?«
    »Silke erzählt lautstark, dass zwei von uns krank sind und seltsamen Ausschlag haben. Ich hoffe, dass sie sich dann nicht in den Stall wagen. Falls jemand Heilung von dir braucht, wird er auf morgen vertröstet, wenn es dir besser geht. – Und, hast du deinen Laurenz schon entdecken können?« Leise hockte Judith sich neben sie, drückte vorsichtig einige Zweige zur Seite und spähte hindurch.
    »Ich glaube, ihn vorhin kurz gesehen zu haben. Mutter, wieso laufen die Frauen nicht einfach weg, wenn es so leicht ist, sich aus dem Lager zu schleichen?«
    »Weil sie ihre Männer oder Söhne dort nicht zurücklassen wollen.« Sie deutete auf das Lager. »Ein paar, die niemanden mehr hatten, haben es versucht, doch sie wurden gefasst und getötet.«
    »Hm«, machte Lena und strich sich, noch immer zornig, eine Haarsträhne aus dem Gesicht.
    Plötzlich zog Judith sie fort. »Da kommt ein Spähtrupp.« Sie deutete nach rechts, wo über eine kleine Anhöhe vier berittene Männer auf dem Weg ins Lager waren und nahe an ihrem Versteck vorbeikommen würden.
    »Meinst du …«, setzte Lena leise an, doch Judith legte ihr einen Finger auf den Mund, weil die Berittenen nun gefährlich nahe waren. Sie unterhielten sich und achteten offenbar nicht auf die Umgebung. Als sie vorbei waren, atmete Lena erleichtert ein.
    »Es wird besser sein, wenn wir uns auf den Rückweg machen.«
    Die Miene ihrer Mutter verdeutlichte ihr den Ernst ihrer Lage. Und es war Lena nur recht, von hier wegzukommen.

Kapitel 13
    Der Hauptmann hatte sein Vorhaben wahr gemacht, denn die nächsten Tage war Lena mehr damit beschäftigt, kranken Soldaten zu helfen als den Frauen bei der Wäsche. Die Männer litten an allem Möglichen, angefangen von Husten und Ausschlag über Knochenbrüche bis hin zu Entzündungen. Vielen konnte Lena ohne die heilsamen Kräuter, die sie von Marie kannte, nicht helfen, aber sie beriet sie, so gut es ging. Die Knochenbrüche konnte sie richten, und schon bald bezeichnete man Lena auf Duckels Land als die Knochenflickerin.
    Thomas kam regelmäßig, damit sie sich seinen Arm ansehen konnte. Der Bruch verheilte überraschend gut, und obwohl seine Behandlung nie lange dauerte, blieb er von Mal zu Mal länger im Lager der Frauen. Er brachte den Kindern etwas zu essen mit und erzählte ihnen Geschichten. Schon bald wurde er freudig begrüßt und sogar eingeladen, mit den Frauen und Kindern zu essen.
    Wenn keine Kranken zu ihr kamen, half Lena beim Waschen, auch wenn alle sie ermahnten, sie solle sich ausruhen. Wenn sie etwas Zeit erübrigen konnte, vor allem abends, spielte sie mit Kurt. Lena hatte Steine als Spielfiguren gesammelt und malte auf den sandigen Boden ein Mühlebrett.
    Kurt begriff das Spiel schnell und schlug sie bereits nach der dritten Partie. Ihre Mutter und auch einige andere Kinder saßen fasziniert daneben und sahen zu. Nachdem Kurt sie zweimal hintereinander geschlagen hatte, gab Lena auf, er wurde des Spielens jedoch nicht müde, und so überließ sie einem etwa neunjährigen Mädchen ihren Platz.
    An diesem Abend war Lena besonders müde

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