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Die Hure von Bremen - historischer Kriminalroman

Die Hure von Bremen - historischer Kriminalroman

Titel: Die Hure von Bremen - historischer Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: emons Verlag
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und fiel erschöpft auf das Strohlager, wo sie kurz darauf einschlief. In ihren Träumen vermischten sich viele Ereignisse. Verbrannte Leichen, die aussahen wie Marie oder Laurenz, ihr aufgeknüpfter Stiefvater, der aussah wie Erich von Geestemünd, und immer wieder rief Lena den Namen ihrer Tochter.
    Mitten in der Nacht legte sich eine Hand auf ihren Mund. Erschrocken schlug Lena die Augen auf. Es war stockfinster, und sie sah nur einen Umriss. Im ersten Moment dachte sie, einer der Soldaten wolle ihr zu Leibe rücken, aber dann hörte sie eine weibliche Stimme in ihr Ohr flüstern: »Sei still und komm mit, draußen wartet jemand auf dich.«
    Lena kannte die Stimme. Es war Johanna, eine von den jüngeren Frauen. Sie nickte vorsichtig und erhob sich äußerst leise. Außer den Schlafgeräuschen der anderen war nichts zu hören. Nachdem sie sich ihren Mantel umgehängt hatte, nahm Johanna sie an der Hand, die sich recht kühl anfühlte, und bahnte ihnen einen Weg durch die Schlafenden.
    »Es tut mir leid, dass ich dir den Mund zugehalten habe, aber ich wusste nicht, ob du schreien würdest«, sagte sie, als sie durch das lose Brett nach draußen geschlüpft waren.
    »Das hätte ich auch beinahe getan. Wohin bringst du mich, Johanna?«
    »Wir gehen nicht weit. Es ist gleich bei den Ställen.«
    »Und wer wartet dort?« Sie hatte ein ungutes Gefühl. Immerhin war es möglich, dass Johanna eine Späherin war und einem Hoyaner ein Opfer bringen wollte.
    »Laurenz heißt er.«
    Kaum hatte Johanna es ausgesprochen, da trat er aus dem Stall, und Lenas Angst verflog auf der Stelle. Rennend kam sie bei ihm an und fiel ihm in die Arme. Er hatte abgenommen und war patschnass. »Oh, Laurenz. Ich hatte solche Angst um dich.«
    Johanna entfernte sich grinsend.
    »Und ich um dich«, antwortete er atemlos. »Ich habe es vor Sorge nicht länger ausgehalten und musste mich davon überzeugen, dass du wohlauf bist.«
    »Bitte verzeih mir. Ich habe uns in diese furchtbare Lage gebracht.«
    »Nein, es war nicht deine Schuld. Ich hätte darauf bestehen müssen, dass wir im Wald bleiben.« Er streichelte ihr über das Haar. »Aber vermutlich wären sie auch da auf uns gestoßen.«
    »Aber ich war es, die unbedingt hierherwollte. Und was hat es uns gebracht? Nichts, außer das wir nun Gefangene sind und in Gefahr schweben und erst recht nicht mehr nach Veronika suchen können.«
    »Gibst du etwa auf?« Laurenz sah ihr tief in die Augen.
    Lena schüttelte den Kopf. »Nein, ich habe immer noch die Hoffnung, ihn zu finden, aber von hier aus ist es schwieriger denn je. Aber wer weiß …« Lena seufzte tief. »Vielleicht läuft uns der Kerl ja irgendwann über den Weg.«
    »Wenn du ihn findest, beobachte ihn, aber unternimm nichts alleine. Versprichst du es mir?«
    Er verlangte viel, aber andererseits hätte sie allein auch keine Möglichkeit, ihn zu stellen. Sie hatte ja gesehen, wie es Marie ergangen war. »Ja, ich verspreche es.«
    »Gut.«
    »Warum bist du so nass, und wie bist du eigentlich aus dem Lager herausgekommen?«
    »Markus, der Ehemann von Johanna, hat ein Schlupfloch gefunden und nutzt es immer wieder mal in der Nacht, um sich mit seinem Weib zu treffen. Am Sonntag ist die beste Gelegenheit. Da betrinken sich viele Soldaten und sind nicht so wachsam. Ein bisschen Ablenkung, und so konnte ich hinaus. Nur dass man durch den Graben muss, und der ist mit Wasser gefüllt. Es war lausig kalt, aber ich wollte dich im Arm halten, wenn auch nur für einen Moment.« Er nahm ihr Kinn zwischen seine Hände und sah ihr in die Augen.
    »Du fehlst mir, Laurenz.« Lena lächelte.
    »Du mir auch. Lass uns reingehen, es ist geschützter, und es liegen dort sogar ein paar Decken. Dann kann ich zumindest einen Moment meine nassen Kleider ausziehen.«
    »Ich hoffe, du hast nichts Verwerfliches im Sinn.« Lena grinste.
    »Wenn es verwerflich ist, dass ich dich bei mir haben will, dann ja.« Mit funkelnden Augen zog er sie mit sich.
    Als sie im Stall waren, hörten sie von der linken Seite ein Flüstern und Kichern, worauf sie sich nach rechts wandten. Offenbar vergnügte sich das andere Pärchen dort. In dem hintersten Pferdeständer lagen einige Decken. Lena schloss daraus, dass sich hier öfter Paare heimlich trafen.
    Nachdem Laurenz seine nassen Kleider ausgezogen hatte, schlüpfte er zu ihr unter die Decke. Zärtlich nahm er sie in den Arm, und sie küssten sich. Dann lehnte Lena ihren Kopf an seine Schulter. Seine Haut fühlte sich noch kalt an,

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