Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Hure von Bremen - historischer Kriminalroman

Die Hure von Bremen - historischer Kriminalroman

Titel: Die Hure von Bremen - historischer Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: emons Verlag
Vom Netzwerk:
aufkeimen ließ.
    Als an diesem Tag der Priester erschien, sah er mitgenommen aus. Er berichtete, dass er vielen Soldaten und auch Gefangenen die letzten Sakramente geben musste. Nachdem er etwas fahriger als beim letzten Mal die Messe verlesen hatte, ging er nahtlos zu den jüngsten Ereignissen über.
    »Wie ihr euch denken könnt oder vielleicht auch schon wisst, hat Bremen die Schlacht verloren.« Er machte eine dramatische Pause, worauf die meisten Frauen stumm nickten.
    »Es gab in der Schlacht auf beiden Seiten viele Tote und Verletzte. Bremen hat am Ende kapituliert.«
    »Was wird nun aus uns und unseren Männern und Söhnen?«, fragte Silke geradeheraus.
    Der Priester zuckte mit den Schultern. »Genaues kann ich noch nicht sagen, aber ich hörte, dass der Graf seine Leute zurückhaben will.«
    »Dann wird er uns nicht töten«, lachte eine Frau beinahe hysterisch.
    »Davon gehe ich aus. Dieser Krieg wäre ohne jeden Sinn, wenn er euch nun etwas antun würde. Ich hörte, ihr brecht nach Hoya auf, sobald die Verwundeten einigermaßen reisen können. Bereitet euch also darauf vor.« Er segnete und verabschiedete sich, doch eine kleine Frau hielt ihn fest.
    »Werdet Ihr mit uns gehen?«
    Erstaunt sah der Priester auf die kleine Person hinunter. Dann änderte sich seine Miene, und er lächelte. »Ja, ich werde bei euch bleiben, reise allerdings mit den Männern.«
    Sichtbar erleichtert ließen sie ihn gehen. Vielen war es wichtig, dass ein Priester sich ihrer annahm.
    Später saß Lena mit Kurt und ihrer Mutter zusammen.
    »Was wirst du nun tun?«, wollte Judith von ihr wissen.
    »Ich werde abwarten, was mit den Gefangenen geschieht, und habe noch immer die Hoffnung, dass ich Maries Mörder entdecke. Vielleicht war er doch bei der Schlacht und ist nun mit den anderen zurückgekommen.«
    Das Auftauchen des Hauptmanns im Stall unterbrach sie.
    »Lena?«
    »Ja?« Sie stand auf.
    »Wir brauchen deine Hilfe. Unsere Heiler sind zwar mit den Truppen zurück, können aber nicht alle Verwundeten behandeln. Komm mit mir.«
    Judith warf ihr einen warnenden Blick zu, der sagte, sie solle vorsichtig sein. Lena wusste, in welcher Gefahr sie sich befand, und nickte. Sollte sie auch die Bremer Soldaten behandeln, würde sie vielleicht von jemandem erkannt werden.
    Es war wirklich schlimm. Viele bluteten aus zahlreichen Stichwunden oder hatten gebrochene Gliedmaßen. Für manche würde jede Hilfe zu spät kommen, das konnte jeder sehen, auch wenn er nicht einmal das bisschen von Heilung verstand, das Lena bei Marie gelernt hatte.
    »Ich brauche wieder brennendes Wasser. Es hat den Vorteil, dass es viel schneller betrunken macht.«
    Der Hauptmann kratzte sich ratlos den Bart. »Ich weiß nicht, ob noch welches da ist.«
    »Dann bringt uns wenigstens Bier oder Wein, um die Schmerzen zu lindern. Wir brauchen es für die Schwerverletzten und die, deren Knochenbrüche ich richten muss.«
    Lena bekam einen kleinen Vorrat von allem und konnte so wenigstens die dringendsten Fälle versorgen. Sie wies die gesunden Soldaten an, Hirtentäschelkraut zu zerstoßen und als Breiumschläge auf die schlimmen Blutungen der Soldaten zu geben. Sie selbst besah sich Wunden, nähte einige Verletzungen und richtete mit Hilfe der gesunden Soldaten einige Knochenbrüche.
    In den nächsten drei Tagen hatte sie alle Hände voll zu tun. Von den Heilern der Armee musste sie sich schief ansehen lassen, weil sie sich in einigen Fällen gegen eine Amputation von Armen oder Beinen aussprach. Als sie mit den Soldaten aus Hoya und Lüttich fertig war, durfte sie endlich nach den etwa einhundertsechzig gefangenen Bremern sehen und denen helfen, die es nötig hatten. Allerdings musste sie hier ohne das brennende Wasser, Wein oder Bier auskommen.
    Die Heiler der Armee des Grafen hielten sich zurück und halfen bei den Bremern nicht mit. Lena fühlte sich überfordert und alleingelassen, bis die Frauen sich an ihre Seite begaben und ihr halfen. Die Bremer waren dankbar. Einige entschuldigten sich sogar, dass sie den Krieg verloren hatten. Lena hörte das Gerücht, dass Bremen in einen Hinterhalt geraten war, ohne den man diesen Krieg gewonnen hätte.
    Schließlich konnte sie einige Worte mit dem Ratsherrn Duckel wechseln und ihn nach Constantin Mindermann fragen.
    »Als ich ihn das letzte Mal gesehen habe, lebte er und war wohlauf. Er wollte, dass ich mit ihm komme, und riet zum Rückzug, doch …« Duckel zuckte mit den Schultern. »Ich wollte einfach nicht einsehen,

Weitere Kostenlose Bücher