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Die Huren des Apothekers

Die Huren des Apothekers

Titel: Die Huren des Apothekers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tatjana Stöckler
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Landgrafen heraushalten. Bei der Urinschau spielten ihm die Studenten einen Streich, er merkte nicht einmal, dass er Hundepisse leckte!«
    Magdalene quietschte und Luzia konnte ein Auflachen nicht unterdrücken. »Lukas, ich muss dich tadeln! Welche Worte lehrst du uns?«
    »Meine Geliebte, du bist mit deinem Latein noch nicht so weit fortgeschritten, dass ich mich mit dir in der Sprache der Gelehrten unterhielte.«
    »Ich kenne meinen Aelius Donatus«, prahlte Magdalene, was wohl kein Wunder bedeutete, denn den größten Teil des Tages saß sie in der Bibliothek und vertiefte sich in Bücher. Wenn Besuch kam, gab sie vor, abzustauben. Bei dem Gedanken daran, wie ihre Schwägerin immer einen frischen Flederwisch mitnahm, wenn sie etwas lesen wollte, kicherte Luzia wieder.
    »Also«, führte sie zum Thema zurück, »wirst du den armen Herrn Apotheker Henslin Nungässer nicht dem Leibarzt des Landgrafen empfehlen?«
    »Was braucht er meine Empfehlung?«
    Sie erreichten die Eingangstreppe zu ihrem Haus und Lukas suchte in seiner Rocktasche nach dem Schlüssel. »Wer sich solche Reichtümer leisten kann, bedarf nicht meiner Protektion!«
    »Nicht um die Reichtümer geht es, sondern um den Leumund«, belehrte Magdalene ihn. »Frau Mechthild würde ihre Seele verkaufen für die Gelegenheit, dem Landgrafen ihren Hofknicks zu zeigen.«
    »Beherrscht sie ihn?«, fragte Luzia neugierig, denn sie hatte sich mühsam von Magdalene den Kniff beibringen lassen müssen, bevor sie zur Begrüßung vor den Landgrafen geladen waren.
    »Nein«, kam es schroff von Magdalene. Zuerst schrak Luzia zurück, dann kroch ein Glucksen ihre Kehle empor, gegen das sie nichts tun konnte. »Dann muss sie vor den Mumien üben!«
    »Da wäre er auch angebracht.«
    Wieder klang Magdalene so ernst, dass diesmal auch Lukas innehielt, mit dem Schlüssel über das Schließblech zu kratzen. »Da, nimm.« Er reichte Luzia den Schlüssel. »Schlösser sind deine Wissenschaft. Wieso, Schwester, soll sie vor Mumien die Referenz üben?«
    »Mumien sind doch morgenländische Könige, der ägyptischen Erde entrissen. Ihnen zu huldigen geziemt sich mehr, als sie zu Pulver gegen Zipperlein zu zerreiben!«
    »Wenn man es so sieht«, meinte Luzia und fand gleich den Punkt, an dem der Schlüssel sitzen musste, um das alte Schloss zu öffnen. Es fehlte Öl, die Mechanik drehte sich nur mühsam. »Allerdings soll es sehr wirksam sein.«
    Diesmal meinte Magdalene: »Pfft!«
    Lukas half, die schwere Tür aufzuziehen. Drinnen erwartete sie, im Vergleich zur eisigen Nachtluft, angenehme Wärme. Luzia hauchte in ihre Finger. »Wenn es denn ägyptische Könige sind, würde ich sie gerne sehen. Womöglich besucht uns der biblische Ramses?«
    »Der ertrank im roten Meer«, wurde sie von Magdalene geschulmeistert. »Doch vielleicht die schöne Kleopatra und Marc Anton, der bei ihr nach alten Sitten zu Grabe gelegt wurde.«
    Diese Geschichte kannte Luzia, Lukas hatte sie schon mehrfach, besser als die meisten Mimen, als Schauspiel von einem hierzulande unbekannten englischen Dichter deklamiert, frei übersetzt von einem Manuskript, das er aus Engelland hatte schicken lassen. Wenn Kleopatra starb, musste Luzia weinen, so oft er es auch vortrug.
    »Wäre das möglich? Der Nachbar erwartet doch morgen eine Lieferung!«
    Trine kam mit einer Lampe die Treppe herunter, hinter ihr schlich das Hausmädchen Rosa mit vor Müdigkeit halb geschlossenen Augen. Die beiden nahmen Lukas und Magdalene die Mäntel ab, Lukas half Luzia bei ihrem. Auf einmal stürzte er zu einer Schranktür und holte zwei Pakete heraus. »Beinahe entfiel es mir! Mit besten Grüßen des Herrn Landgrafen. Er gab mir gestern die Geschenke mit den Worten, dass es bei uns sicherlich genauso kalte Böden gäbe wie in seinem Schloss!«
    Als er ihr eines vor die Nase hielt, erkannte Luzia Filzpantoffeln und musste wieder grinsen. Nach dem Weg durch den Wald in den dünnen Schuhen fühlten sich ihre Füße an wie Eisklumpen. Dieses Geschenk kam gerade recht! Sie stellte sich auf Zehenspitzen und hauchte Lukas einen Kuss auf die Wange. »Wie fürsorglich! Richte ihm meinen besten Dank aus, ich werde sie gleich morgen früh benutzen. Und jetzt sollten wir schnell unsere Füße unter dicken Federn aufwärmen.«
    Liebevoll begleitete Lukas sie zur Treppe, die Magdalene schon halb hochgestiegen war. »Ehe ich es vergesse«, wandte sie sich zu Trine, »morgen wird die Nachbarin uns einige Mädchen schicken, die mit dem Garten

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