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Die Huren des Apothekers

Die Huren des Apothekers

Titel: Die Huren des Apothekers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tatjana Stöckler
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hatte, dass sie jemanden treffen konnte, der sich um sie bekümmerte. »Ich werde mich erkundigen. Heute Nacht noch will ich im Schlafsaal herumfragen und morgen früh weiß ich mehr. Wenn keines der Mädchen etwas sagen kann, muss ich es wagen, zur Herrin zu gehen.«
    Der starke Mann stand vor ihr wie ein kleines Kind, das erwartete, ein Stück Kuchen geschenkt zu bekommen, und knetete seine Hände vor der Brust. »Aber ich darf erst nach Sonnenuntergang fort und muss vor Sonnenaufgang wieder da sein! Wie werden wir da zusammenkommen?«
    Elße blickte sich um. Unter der Hecke lagen die Steine, die beim Graben herausgelesen wurden – eine beträchtliche Anzahl, fast schon eine niedrige Mauer. Ein besonders heller, runder Kieselstein leuchtete im Mondlicht.
    »Kannst du lesen?« Er nickte. »Dann werde ich dir ein Papier dort unter den Stein legen. Die Herrin hat einige Bogen im Schreibzimmer, es wird ihr nicht auffallen, wenn einer fehlt. Die meisten Mädchen können nicht lesen, also erwarte ich keinen Argwohn bei ihr. Morgen nach Sonnenuntergang wirst du wissen, was ich erfahren konnte. Und ich wünsche dir, dass ich eine gute Nachricht überbringe.«
    Er nickte hoffnungsfroh und ging dann den Weg zurück zum Brunnen. Elße fürchtete den Anblick der Leiche und hielt Abstand. Trotzdem beobachtete sie, wie der Mann das Kinn des Knechtes auf den Brunnenrand legte und dann die Füße hochhob, damit der Leichnam durch den Schnitt am Hals ausblutete wie ein Schwein. Seine Muskeln wölbten sich mächtig, als er den Pumpenschwengel betätigte und mit mehreren Eimern Wasser alles Blut fortspülte. Wie einen Federsack warf er sich Endres‘ Körper über die Schulter und stapfte davon. Noch einen Blick warf Elße ihm nach, bis sie sich siedend heiß daran erinnerte, dass sie im Schlafsaal sein musste, bevor die Gäste gingen. Die Turmuhr schlug schon zum zweiten Mal, seit sie draußen war, also konnte es den fremden Herrschaften jede Minute langweilig werden. Elße raffte die Röcke und rannte zum Haus.
    ---
    Schon wieder trat Luzia auf einen hervorstehenden Stein des Waldwegs. Wohin hatte sich nur ihre katzenhafte Anmut verabschiedet, ihr unfehlbarer Tritt? Nie wieder so viel Wein, und wenn er noch so gesund war, schwor sie sich. Sie taumelte, bis Lukas sie beim zweiten Versuch um die Hüften fasste und festhielt.
    »Es wird Zeit, dass ich den Weg herrichten lasse. Magdalene, wo bekommen wir jemanden her, der sich damit auskennt?«, wandte er sich an seine Schwester, die mal rechts, mal links hinter ihnen ging.
    »Ich werde mich darum kümmern«, antwortete sie, wobei sie nuschelte. »Niemals hätt ich gedacht, welch Umstand dieser Umzug bringt.«
    Liebevoll tätschelte Lukas den Arm seiner Frau, sah auf das sich noch kaum vorwölbende Mieder und grinste anzüglich. »An manchen Umständen ist nicht der Umzug schuld.«
    Affektiert schlug Magdalene ihm auf das Schulterblatt und er tat so, als ob er die Blendlaterne verlieren würde, worauf sie erschrocken die Luft einsog. Lukas quittierte das mit einem weiteren Grinsen. »Verzeih mir, Schwesterherz, aber im Anschluss an einen so trockenen Abend verlangt es mich nach dem einen oder anderen Scherz.«
    »Trocken?«, spöttelte Luzia und schnupperte auffällig an seinem Weinatem.
    Lukas seufzte. »Entschuldige, Liebste, aber ich konnte diesen Mann nicht ohne spirituelle Hilfe ertragen.«
    »Womit du den Spiritus des Weines meinst.«
    Magdalenes Zunge war heute spitz, aber auch Luzia konnte nicht umhin, sich über ihre Gastgeber zu amüsieren. »Ich traf noch nie ein so botmäßiges, anmaßendes Weib! Sie biederte sich an wie eine Straßenhure, nur dass sie mit Tugend wucherte, nicht mit ihren Reizen.«
    Lukas prustete heraus. »Reize! So reizvoll wie der Knüppelweg des Köhlers und genauso angenehm anzufassen!«
    Seine beiden Damen kicherten, Magdalene musste sogar stehenbleiben, weil sie vor Lachen nach Luft rang. Auch Luzia hielt an, um sie nicht in der Dunkelheit abzuhängen. »Und du, mein treuer Gemahl, nennst dich tatsächlich Busenfreund mit dem Leibarzt des Landgrafen?«
    »Pfft«, machte Lukas. »Busenarzt und Leibfreund. Salerno wurde ein Hort der Unbedeutsamkeit, und selbst dort gelten die Ansichten des werten Herrn als unmodern. Aus der Medizin halte ich mich heraus, doch die Lehren des Paracelsus sind selbst mir bekannt. Wer, wie jener lüsterne Leibarzt, Sulphur, Merkurius und Sal als Stoffe für den Gerber bezeichnet, sollte seine Finger aus der Küche des

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