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Die Huren des Apothekers

Die Huren des Apothekers

Titel: Die Huren des Apothekers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tatjana Stöckler
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fröhlichen Augen der Mädchen zu blicken, die glaubten, eine Zuflucht vor der Unbill der Welt gefunden zu haben, und doch bald bleich und ausgeweidet im Keller des Apothekers hängen würden? Niemanden erregte das Schicksal dieser Frauen, und wenn Mechthild die Säuglinge aus dem Leib der Mutter geradewegs auf den Müllhaufen warf, würde das auch niemanden aufregen. Höchstens vielleicht die wandernden Halunken, die um einen weiteren Sklaven trauerten, den sie verkrüppelten und verkauften, damit er zu Tode geschunden wurde.
    Winzige Bewegungen ihres Handgelenks reichten aus, den Dietrich im Schloss zu drehen. Lautlos öffnete sie die Tür und schlüpfte hinein. Kein Laut drang zu ihr außer dem Rauschen des eisigen Windes. Auf leisen Sohlen huschte sie gleich die Treppe hinunter zur Tür zum Gewölbe. Dieses eine Schloss musste sie noch öffnen und dann nie wieder über das nachdenken, was sich dort unten befand.
    Stimmen klangen aus dem Laboratorium. Luzia duckte sich und spähte nach einem Versteck, aber niemand kam näher. Immer mit einem Blick rückwärts gerichtet knackte sie das komplizierte Schloss, ließ aber die Tür so, wie sie war.
    Die Neugier siegte. Luzia schlich zurück zum Laboratorium. Die Räume waren alle miteinander verbunden, also suchte sie sich die Tür, aus der die Stimmen am leisesten klangen, und schlüpfte hindurch. Wie vermutet befanden sich Henslin und ein Knecht, den sie nicht namentlich kannte, im hintersten Zimmer und beschäftigten sich mit einer Mumie.
    »… nur grob zerbrechen«, hörte sie Henslin sagen. »Den Rest macht die Mühle.«
    »Warum steckst du nicht gleich alles zum Zermahlen, Herr?« Die Stimme des Knechts klang mürrisch. Luzia spähte um die Ecke und sah die beiden mit einem ausgetrockneten Bein.
    »Weil dann eine Menge Knochen mit hineinkäme, was das Pulver erdig macht. Und überhaupt solltest du die Rezeptur mir überlassen. Du hast deine Aufgabe. Jetzt murre nicht.«
    »Dem Endres werde ich den Hosenboden stramm ziehen, wenn er wieder auftaucht. Mich mit all der Arbeit allein lassen! Und Jerg ist auch nicht besser. Haut ab, weil er sich mit der blöden Kuh streitet!«
    Ein dumpfes Klatschen ertönte, gefolgt von einem Schmerzenslaut.
    »Sprich nicht so von meinem Weib! Sie bleibt deine Herrin, und wenn es dir hier nicht passt, kannst du ja auch fortrennen! Bisher dachte ich, dir gefallen deine Privilegien.«
    »Ja, Herr«, kam es kleinlaut von dem Knecht. »Um Vergebung! Es ist nur so, dass ich noch nicht genau weiß, wie alles hier läuft. Es gibt so viele Geheimnisse - da ist es mir so herausgerutscht.«
    »Sag nur, dir gefällt es nicht mit den Weibern!«
    Ein dreckiges Lachen antwortete. »Hab noch nie so viel gevögelt in meinem Leben! Ja, Herr, das gefällt mir gut. Zuerst dachte ich, die dicken Bäuche stören, aber dann sagte mir Jerg, ich solle es von hinten machen, da sieht man die nicht. Mag Ottin über den Lohn klagen, ich mag es lieber sol! Die eine mit den goldenen Haaren, die …«
    »Langweile mich nicht mit Weibergeschichten. Arbeite!«, kam es barsch von Henslin. Luzia zog sich zurück. Ein Knochen knackte laut, dann hörte sie nur noch das Kratzen des Stößels.
    Sie drückte sich an die Wand und schloss die Augen. Wie entsetzlich das Leben für die Frauen in der Zufluchtsstätte aussah! Jederzeit mussten sie den Knechten zu Willen sein, wurden zu Liebesdiensten ins Bordell gerufen, Mechthild ließ sie hungern und schwer schuften. Wenn sie nicht spurten, drohten schlimme Strafen bis hin zum Tod. Nein, Luzia musste sich kein Gewissen machen. Was immer hier passierte, nachdem sie das Haus verließ, sollte nur Gott richten.
    Und wenn der neue Knecht gar nicht wusste, dass die Mumie, die er gerade verarbeitete, vor Kurzem noch Mechthilds Böden geschrubbt hatte? Egal. Seine übrigen Verbrechen reichten aus für die höchste aller Strafen. Da musste er nicht noch zusätzlich Morde auf seine Seele laden.
    Allerdings konnte Luzias Anteil an dem Gelingen von Franks Vorhaben größer sein. Sie schlich aus dem Laboratoriumstrakt heraus wieder zur Tür in das Gewölbe und ging hindurch. Henslin war beschäftigt, da musste sie nicht erwarten, ihn dort unten zu treffen. Diesmal brauchte sie nicht ihr raffiniertes Licht, denn sie kannte den Weg und wusste, dass es gleich heller wurde. Wie am Vortag brannten nicht viele Lampen, aber es reichte, dass sie nirgends stolperte. Bewusst mied sie den zentralen Bereich um den unterirdischen See, sah nicht einmal

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