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Die Hurenkönigin (German Edition)

Die Hurenkönigin (German Edition)

Titel: Die Hurenkönigin (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ursula Neeb
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graust es vor sündigen Weibern. Als ich ihm nur davon erzählt habe, war er schon ganz von Sinnen …«
    Ursel war mehr als hellhörig geworden. »Verständlich«, presste sie zwischen den Zähnen hervor. »Einen jeden Christenmenschen graust es vor dem Laster.«
    Die Alte nickte eifrig. »Wie recht Ihr habt!« Sie tätschelte der Hurenkönigin wohlwollend die Schulter. »Und verzagt nicht gleich«, murmelte sie tröstend. »Eine tugendhafte und rechtschaffene Jungfer wie Ihr findet auch woanders eine Anstellung. Versucht es doch einmal bei den anderen Sachsenhäuser Herrschaften! Das sind alles vortreffliche fromme Leute.«
    »Das werde ich machen. Und danke für Euren Rat!«, sagte die Zimmerin artig und trat über die Türschwelle.

    Als Ursel durch das Gartentor des Forsthauses ging und sich rufend zu erkennen gab, war Oberförster Staudinger gerade damit beschäftigt, Forellen in den Räucherofen zu hängen. Erfreut über den unerwarteten Besuch der Hurenkönigin wandte er sich zu Ursel um und mochte seinen Augen kaum trauen.
    »Wie seht Ihr denn aus?«, brummelte er irritiert und musterte die Zimmerin mit abschätzigen Blicken. »Man könnte ja glauben, Ihr wärt eine Gesindemagd, so brav und bieder, wie Ihr daherkommt. Da habt Ihr mir früher mit dem … dem feschen Mieder aber besser gefallen!«
    »Ihr meint wohl, mit dem tiefen Ausschnitt«, verbesserte ihn Ursel und lächelte belustigt.
    Oberförster Staudinger runzelte verständnislos die Stirn. »Seid Ihr denn jetzt keine Hübscherin mehr? Ich meine, weil Ihr keine Hurentracht mehr tragt.«
    »Eine Hübscherin bin ich schon seit vierzehn Jahren nicht mehr – das heißt, ich bin nicht mehr für Geld zu haben, wenn es das ist, was Ihr meint. Und die Hurenkönigin hat sich einfach eine kleine Auszeit genommen«, erklärte sie verschmitzt.
    »Könnt Ihr das denn so einfach?«, fragte Staudinger skeptisch. »Ihr untersteht doch dem Magistrat …«
    »Ich kann es, wie Ihr seht«, schnitt ihm Ursel das Wort ab. »Und das ist allein meine Sache.« Sie blickte sich suchend nach dem ehemaligen Frauenhausknecht um. »Wo ist denn Josef?«, fragte sie.
    »Der ist draußen bei den Fischteichen – und dort hat er auch noch eine ganze Weile zu tun. Leider müsst Ihr mit mir vorliebnehmen«, erwiderte der Oberförster brummig.
    Ursel meinte versöhnlich: »Das ist mir recht so. Ich unterhalte mich doch gerne mit Euch.«
    Der rotbärtige Mann mit dem gebräunten Gesicht grinste geschmeichelt und bot der Hurenkönigin einen Platz auf der Gartenbank an. »Wartet, ich bringe Euch gleich was zur Stärkung. So abgekämpft, wie Ihr ausseht, könnt Ihr das sicher gebrauchen.«
    Gleich darauf kehrte Staudinger mit zwei frisch gezapften Bieren zurück und mit einem Holzbrett, auf dem sich Brotscheiben und geräucherte Forellenstücke befanden. Er stellte alles neben Ursel auf die Bank und ließ sich auf der anderen Seite nieder.
    »Zum Wohl, Zimmerin, und lasst Euch die Brotzeit schmecken!«, sagte er aufgeräumt und prostete der Hurenkönigin zu.
    Ursel nahm einen tiefen Zug von dem kühlen Bier und sprach auch den Speisen mit gutem Appetit zu. Schließlich fasste sie den Entschluss, den Oberförster in ihre Pläne einzuweihen.
    Nachdem Ursel ihm von ihren Mutmaßungen berichtet und ihm mitgeteilt hatte, sie erachte es für durchaus wahrscheinlich, dass der Mörder von Rosi und Isolde aus Sachsenhäuser Adelskreisen stamme, konnte sie zu ihrer Erleichterung feststellen, dass sie beim Oberförster auf offene Ohren traf. Das lag sicherlich auch daran, dass sich Staudinger mit den Sachsenhäuser Landjunkern in einer Dauerfehde befand.
    Als ihm die Hurenkönigin von ihrem Besuch auf dem Riedhof und der Begegnung mit der Haushälterin berichtete, schlug sich Staudinger prustend auf die Schenkel.
    »Trotzdem hege ich nach wie vor Argwohn gegen den Freiherrn und werde den Verdacht nicht los, dass möglicherweise er der junge Adelsmann ist, von dem Isolde gesprochen hat«, unterbrach Ursel seinen Heiterkeitsausbruch.
    Der Oberförster schüttelte vehement den Kopf. »Seid mir nicht böse, Zimmerin, aber bei dem Duckmäuser kann ich mir beim besten Willen nicht vorstellen, dass er sich mit einer Hure abgibt!«, grölte er derb. »Der Stockfisch wüsste doch gar nicht, was er mit einem Weibsbild anstellen sollte. Und wenn er wirklich ein Dulder ist, wie Isolde gesagt hat, dann ist es doch sehr unwahrscheinlich, dass er gleichzeitig auch Frauen quält. Das ist wie bei den Viechern, die

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