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Die Hurenkönigin (German Edition)

Die Hurenkönigin (German Edition)

Titel: Die Hurenkönigin (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ursula Neeb
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Gaststube.

    »In den alten Mythen ist die Katze das Symbol der ungezügelten Wollust und der Prostitution«, erläuterte Bernhard von Wanebach. Er hatte an mehreren Universitäten Europas studiert und verfügte über ein umfangreiches Wissen.
    Die Zimmerin und die Huren, denen der Schreck über die unheilvolle Botschaft noch immer in den Gliedern steckte, hörten ihm mit angespannten Mienen zu.
    »Es kommt also nicht von ungefähr, dass der Übeltäter eine Katze gewählt hat«, fuhr der Gelehrte fort. »Über den Eingangstüren von Frauenhäusern ist häufig auch die mit einem geschnitzten Katzenkopf versehene Inschrift ›Hic habitat felicitas‹ zu lesen, was im übertragenen Sinne bedeutet: ›Hier wohnt die Lust‹.«
    »Und auf dem Zettel steht: ›Hier wohnt die Sünde‹«, murmelte die Hurenkönigin düster. »Da will uns jemand übel, so viel steht fest!«
    »Mir kommt das seltsam vor«, bemerkte Ingrid nachdenklich. »Erst diese Hetzpredigt in der Kirche und gleich darauf die tote Katze an der Eingangstür des Frauenhauses – da muss es doch einen Zusammenhang geben! Und dass das Katzensymbol nichts Gutes zu bedeuten hat, habe ich am eigenen Leibe erfahren.« Ein bitteres Lächeln legte sich über ihre aparten Gesichtszüge. Sie streifte den Ärmel ihres gelben Gewandes hoch und entblößte ihren Oberarm, wo das Bild eines Katzenkopfs in die Haut gebrannt war. »Das stammt noch aus meiner Zeit als Wanderhure und ist ein Souvenir aus dem Welschenland. Die frommen Bergbauern jenseits der Alpen brandmarken nicht nur ihre Kühe«, bemerkte sie zynisch. »So etwas brennen sie aufgegriffenen Huren ein. Und ich kann noch von Glück sagen, dass sie es mir nicht auf die Stirn gebrannt haben, wie es anderen fahrenden Huren widerfahren ist. Diese verdammten Hinterwäldler, ich verfluche sie noch heute!« Grids grüne Augen funkelten. »Die meisten Freier sind ja auch nicht besser. Bei uns lassen sie die Sau raus, und wenn sie uns auf der Gasse sehen, rümpfen sie die Nase. Und die Kuttenträger, das sind die Allerschlimmsten!«
    »Da gebe ich dir recht«, stimmte ihr die Hurenkönigin zu. »Für diese Tugendwächter sind wir ein rotes Tuch. Sie predigen den Leuten, dass die Liebe etwas Schmutziges ist, und wundern sich dann, wenn die Kerle zu uns kommen, weil sie sich gar nicht mehr trauen, die Lust ihrer Lenden zu Hause bei ihren Frauen auszuleben. Wenn es nach denen ginge, gäbe es keine Frauenhäuser mehr – und dann wären die Huren wieder völlig schutzlos! Und diese Lustseuche ist Wasser auf die Mühlen der kirchlichen Heuchler …« Ursel stockte und fuhr mit ernster Miene fort: »Gestern hatten wir doch Badetag. Hat denn eine von euch an sich etwas Ungewöhnliches bemerkt?«
    Die Huren schauten ihre Meistersen verstört an. »Meint Ihr, wir könnten die Geschlechtspest haben?«, murmelte eine der Frauen angstvoll und presste sich die Hand aufs Herz.
    Die Zimmerin bemühte sich, die aufgewühlten Gemüter zu beschwichtigen. »Nur mit der Ruhe, Mädchen. Ich will euch doch keine Angst machen. – Wahrscheinlich seid ihr ja auch alle gesund. Unsere Hübscherinnen werden schließlich einmal im Monat vom Stadtphysicus begutachtet, und der hätte doch gemerkt, wenn da irgendwas nicht stimmt.«
    Für einen Moment herrschte im Aufenthaltsraum bedrücktes Schweigen.
    »Das hat er auch gemacht, der Doktor. Und, willst du sie dir jetzt noch mal angucken, Meistersen?«, durchbrach die alte Irmelin die Stille und lüftete feixend die Röcke, was für allgemeine Erheiterung sorgte.
    Auch Ursel musste lachen. »Verschon mich bloß!«, sagte sie kopfschüttelnd, um gleich darauf wieder ernst zu werden. »Also, ist bei euch alles in Ordnung? Und sagt mir jetzt bloß die Wahrheit. In zwei Wochen werdet ihr sowieso wieder untersucht, und wenn dann bei einer was gefunden wird, dann gnade ihr Gott!« Die Hurenkönigin hob warnend den Zeigefinger.
    »Außer dass sie ein bisschen müde und gerötet ist vom vielen Bocken, ist bei mir alles in Ordnung«, krähte die bayrische Agnes vom anderen Ende des Tisches her. Auch die anderen Huren bekundeten mehr oder weniger drastisch, dass sie gesund seien. Die Zimmerin entschied schließlich, es dabei bewenden zu lassen.
    »Gut.« Ursel musste wieder an den Anschlag an der Tür denken. »Es würde mich nicht wundern, wenn unser ehrenwerter Pfarrer Roddach hinter dieser Schmähschrift steckt!«, murmelte sie nachdenklich.
    »Mich auch nicht«, sagte die schlaue Grid.
    »Ich werde das

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