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Die Hurenkönigin und der Venusorden

Die Hurenkönigin und der Venusorden

Titel: Die Hurenkönigin und der Venusorden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ursula Neeb
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und flüsterte ihr zu: »Ich muss unbedingt mit dir reden.«
    Als sein Atem ihren Hals streifte, bekam die Hurenkönigin unversehens eine Gänsehaut.
    »Ich … ich kann hier nicht weg«, murmelte sie unwillig und atmete tief den vertrauten Geruch seiner Haut ein. Wie sehr hatte sie Bernhard vermisst! Ihr Herz schlug Purzelbäume, seit er vor ihr stand. Obwohl so vieles zwischen ihnen lag, wäre sie ihm gern noch sehr viel näher gekommen.
    »Ich werde die alte Irmelin fragen, ob sie mich ablösen kann«, erklärte Ursel schließlich und blickte sich im Getümmel der Gaststube suchend nach ihrer Stellvertreterin um.
    »Dahinten sitzt sie«, sagte sie zu Bernhard und wies auf einen der Spieltische, an dem Irmelin saß und mit einem Besucher Trictrac spielte.
    »Ich sage ihr Bescheid«, bot Bernhard an und entfernte sich. Wenig später kehrte er mit Irmelin zurück, die auch gleich hinter den Tresen schlüpfte.
    »Du hättest schon erst noch die Partie zu Ende spielen können«, bemerkte Ursel zerknirscht.
    »Ich war doch sowieso am Verlieren«, entgegnete die Dienstälteste grinsend und raunte Ursel zu: »Macht euch ab! Und vertragt euch wieder …«
    »Wenn das so einfach wäre!«, seufzte Ursel. Sie bedankte sich bei Irmelin, verließ den Thekenbereich und trat zu Bernhard.
    »Ich glaube, wir gehen am besten auf mein Zimmer. Dort sind wir ungestört«, schlug sie vor. Mit einem Mal hatten sie es beide eilig, das lärmende Getümmel des Gastraums hinter sich zu lassen.
    Während Ursel neben Bernhard die Treppe hinaufstieg, fühlte sie sich an der Seite des Mannes, der mehr als ein Jahrzehnt ihr engster Vertrauter war, seltsam fremd und befangen. Schweigend durchquerten sie den Flur. Aus den Zimmern drangen die üblichen Beischlafgeräusche, die Ursel als Frauenhauswirtin und glücklich liebende Frau noch nie gestört hatten. Nun aber waren sie ihr fast peinlich, das laute Gestöhne ging ihr geradezu auf die Nerven.
    »Was für ein Krach das ist!«, schimpfte sie gereizt und schloss mit fahrigen Händen die Zimmertür auf. Ihr Mund war knochentrocken, und sie bedauerte es, dass sie nichts zu trinken mitgenommen hatte.
    »Setz dich schon mal«, sagte sie zu Bernhard. »Ich gehe noch mal runter und hole uns etwas Wein.«
    Bernhard überlegte einen Moment. »Lass nur, du hast heute schon genug gearbeitet. Ich kann das übernehmen«, schlug er vor und wandte sich zum Gehen.
    »Und bring bitte auch etwas zu essen mit, ich hab nämlich großen Hunger!«, rief ihm Ursel nach. »In der Küche gibt’s noch kalten Braten.«
    Gerade als Bernhard auf den Flur trat, ging die benachbarte Tür auf, und Irene kam mit einem Freier aus dem Zimmer.
    Obgleich er höflich grüßte, wandte sie brüsk den Kopf zur Seite und ging mit hastigen Schritten auf die Treppe zu, ohne seinen Gruß zu erwidern.
    Auf Bernhard hatte der Affront die Wirkung einer Ohrfeige.
    Was ist denn nur über sie gekommen?, fragte er sich gekränkt und verlangsamte unwillkürlich seinen Schritt, um den Abstand zu vergrößern. Als er das Erdgeschoss erreicht hatte und den Weg zur Küche einschlug, vernahm er von dort die Stimme von Irene, die in der offenen Küchentür stand und den Mägden den Auftrag erteilte, heißes Wasser zu bereiten.
    Bernhard blieb stehen und wollte schon umkehren, doch es schien bereits zu spät zu sein.
    »So viel Freier, wie ich habe, brauche ich halt mehr Waschwasser als die anderen«, schimpfte Irene ärgerlich und machte auf dem Absatz kehrt.
    Bernhard senkte beklommen den Blick, als sie ihm entgegenkam. Er war noch unschlüssig, ob er sie gar nicht beachten oder doch ansprechen sollte, aber als sie ihn beim Vorbeigehen voller Feindseligkeit anstieß, brach es unwillkürlich aus ihm heraus: »Was ist denn mit Euch, Irene?«
    »Lasst mich gefälligst in Ruhe!«, zischte sie verächtlich. »Ich will nichts mehr mit Euch zu tun haben.« Damit rauschte sie davon.
    Bernhard war stehen geblieben und sah ihr fassungslos nach. Die unerfreuliche Begegnung setzte ihm mehr zu, als ihm lieb war. Er konnte es sich überhaupt nicht erklären, was die junge Frau plötzlich gegen ihn hatte. Zwar hatte er sich fest vorgenommen, zu der schönen Ulmerin auf Abstand zu gehen und sich mit Ursel wieder auszusöhnen, doch an der Tiefe seiner Verletzung erkannte er, wie viel ihm Irene noch bedeutete.
    Mit schweren Schritten ging er in die Küche und trug der Köchin geistesabwesend sein Anliegen vor. Als er anschließend mit dem beladenen Tablett den

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