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Die Hurenkönigin und der Venusorden

Die Hurenkönigin und der Venusorden

Titel: Die Hurenkönigin und der Venusorden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ursula Neeb
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Einmal hat sie ihm einen vollen Zinnbecher an den Kopf geworfen und geschrien, dass sie einen wie ihn am liebsten vergiften würde. Dann hat er ihr wiederum vorgeworfen, dass sie keinen Mann abkriegt, weil sie so ein Schandmaul hat und hässlich ist, und daraufhin hat sie gesagt, dass sie lieber ihr Leben lang eine alte Jungfer bleibt, als an so einen Drecksack wie ihn zu geraten. Na, so ging das immer hin und her mit den beiden. Ich hätte nie gedacht, dass sich feine Herrschaften so unflätig beschimpfen können, doch jetzt bin ich schlauer. Und die Frau Uffsteiner hat meistens geheult und versucht, die beiden Streithähne zu beschwichtigen – und manches Mal ist sie Gertrud sogar in den Rücken gefallen und hat den Alten in Schutz genommen, auch wenn er sie zuvor noch grün und blau geschlagen hatte.« Die junge Frau schüttelte verständnislos den Kopf. »Das hat Gertrud am allermeisten erbittert, was man ja auch verstehen kann. Zuweilen hat sie damit gedroht, dass sie sich auf und davon machen will, und dann hätte ihre Mutter überhaupt niemanden mehr, der zu ihr hält. Was sie natürlich nie gemacht hat, denn Gertrud liebt ihre Mutter genauso, wie sie den Alten abgrundtief gehasst hat …«
    Traudel stockte und schien nachzudenken. Dann erklärte sie ernst: »Letzte Woche hat sie ihren Vater beim Abendessen sogar mit dem Messer bedroht.« Sie senkte betreten den Blick.
    Fauerbach war außer sich. »Das ist ja ein starkes Stück!«, rief er erregt. Er war unversehens vom Tisch aufgesprungen. »Ist Sie denn bereit, das vor Gericht auch zu beeiden?«, erkundigte er sich bei Traudel, als aus dem Hof plötzlich Schritte zu vernehmen waren. Gleich darauf klopfte es energisch an der Tür.
    Der Richter verzog ärgerlich das Gesicht, weil Traudel ihm die Antwort schuldig blieb und stattdessen hinauseilte. Er hörte, wie sein Name genannt wurde, und wenig später kehrte die junge Frau mit zwei Stangenknechten zurück.
    Nachdem die Schergen vor ihrem Vorgesetzten Haltung eingenommen hatten, verkündete einer von ihnen: »Melde gehorsam, Herr Richter: Ein ertrunkener Mann ist heute Morgen im Main gefunden worden. Der Henker hat ihn als den Frauenhausknecht Franz Ott identifiziert. Der Tote liegt jetzt im Leichenhaus auf dem Peterskirchhof, der Stadtphysikus hat ihn vorhin visitiert. Er erwartet den Herrn Richter dort, um Euch Rapport zu erstatten.«
    »Verdammt!«, fluchte Fauerbach gereizt und packte unwillig seine Sachen zusammen.

    Nachdem Josef Ott beim Anblick seines toten Bruders in haltloses Schluchzen ausgebrochen war, zog Doktor Schütz rasch wieder das Laken über den aufgebahrten Leichnam und überließ den ehemaligen Frauenhausknecht der Hurenkönigin und ihrer Stellvertreterin, die ihn stützten.
    »Warum hat er das nur getan?«, stammelte der Hüne mit tränenerstickter Stimme. »Er war doch noch so fröhlich und guter Dinge, als wir uns vor zwei Wochen gesehen haben. Und jetzt ist er tot! Es wäre mir lieber, ich würde da liegen.« Ihm versagte die Stimme, und er sank der Hurenkönigin in die Arme, die ihm tröstend über den stoppeligen Schädel strich. Obgleich sie selbst todunglücklich war, sagte sie besänftigend zu ihm: »Sag doch so was nicht, Josef. Wir sind doch alle froh, dass wir dich haben …«
    »Um mich wär’s doch nicht schad, mit dieser verfluchten Krankheit, die ich mir eingefangen hab«, murmelte der an Syphilis erkrankte Mann erbittert, löste sich brüsk aus der Umarmung und trat wütend gegen die Wand. »Was muss der blöde Hund denn so was machen, so jung und kerngesund, wie der war! Da hätt unsereiner doch viel mehr Gründe gehabt, ins Wasser zu springen!«
    »Wir wissen es ja noch nicht einmal sicher, ob er es wirklich getan hat«, richtete der Arzt behutsam das Wort an ihn. »Er war wohl so sehr betrunken, dass er auch in den Fluss gestürzt sein könnte.«
    »Er war aber doch so niedergeschlagen an diesem Abend!«, gab die Hurenkönigin zu bedenken und hielt sich bestürzt die Hand vor den Mund, um die Traurigkeit, die aus ihr herauszubrechen drohte, im Zaum zu halten.
    Die Miene von Doktor Schütz verdüsterte sich. Mit gesenkter Stimme riet er: »Das mit dem Freitod würde ich übrigens nicht so laut sagen, sonst wird der arme Junge noch auf dem Schindanger begraben, wie das bei Selbstmördern üblich ist. Nur wenn der Selbstmord nicht eindeutig erwiesen ist, hat der Verstorbene das Recht auf ein kirchliches Begräbnis.«
    Da wurde die Tür aufgerissen, und der

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