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Die Hurenkönigin und der Venusorden

Die Hurenkönigin und der Venusorden

Titel: Die Hurenkönigin und der Venusorden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ursula Neeb
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tätlich geworden sein«, dröhnte Fauerbachs Stimme durch das Verhörzimmer. »Kann es nicht sein, dass sich ihr Hass in jener Nacht Bahn gebrochen und sie ihren Vater auf bestialische Weise ermordet hat?«
    »Nein, so war es bestimmt nicht!«, begehrte Genoveva auf. »So etwas Schreckliches würde Gertrud niemals tun. Sie ist mitunter etwas hitzköpfig und hat ein freches Mundwerk, aber sie hat ein gutes Herz und wäre gar nicht in der Lage, eine so grausame Tat zu begehen. – Das ist doch das Werk einer Furie«, murmelte sie kopfschüttelnd.
    »Und wie eine solche hat sie sich heute Nachmittag auch gebärdet, als ich sie zur Rede stellen wollte«, konterte der Richter.
    »Es tut mir leid, Herr Untersuchungsrichter, dass meine Tochter Euch solche Sachen an den Kopf geworfen hat, und ich möchte mich dafür in aller Form entschuldigen. Sie schlägt manchmal etwas über die Stränge und ist gewiss nicht besonders zartfühlend. Aber sie hatte auch alles andere als eine schöne Kindheit, und deswegen bitte ich Euch, übt Nachsicht mit ihr.« Frau Uffsteiners gerötete Lider flatterten, und Tränen quollen aus den Augenwinkeln.
    Fauerbach kam plötzlich ein Gedanke. »Hat er sie etwa auch misshandelt?«, fragte er.
    »Nein, das nicht«, erwiderte Genoveva und senkte den Blick. »Er hat niemals die Hand gegen sie erhoben.«
    »Und warum hatte sie dann keine schöne Kindheit?«, bohrte Fauerbach weiter. Er spürte genau, dass da irgendetwas im Argen lag.
    Zögernd gab die Witwe zur Antwort: »Es … es hat sie immer sehr belastet, dass mein Mann mich geschlagen hat.« Frau Uffsteiner schwieg einen Moment betreten, dann wischte sie sich die Tränen ab und blickte den Richter mit einem Mal offen an. »Gertrud ist ein gutes Kind, und ich lege meine Hand für sie ins Feuer«, erklärte sie mit einer Bestimmtheit, die Fauerbach der verhuschten Person gar nicht zugetraut hätte.
    Die liebt nicht nur ihren Köter, dachte der Jurist. Er musste erkennen, dass ihm allmählich die Felle davonschwammen. Genoveva Uffsteiner würde sich nicht dazu bewegen lassen, ihre Tochter auf irgendeine Weise zu belasten. Nein, er musste anders vorgehen …
    »Ist das Euer letztes Wort?«, fragte er die Witwe missmutig.
    »Ja«, erwiderte Genoveva. »Ich habe meinen Aussagen nichts mehr hinzuzufügen.«
    »Dann wird es wohl noch ein bisschen dauern, bis Ihr Euren Hund wiederseht«, fuhr Fauerbach sie an. »Falls Ihr ihn überhaupt wiederseht …«
    Genoveva war alarmiert aufgesprungen. »Wie meint Ihr das?«
    Über Fauerbachs asketische Züge glitt ein verschlagenes Lächeln. »Nun, wenn Ihr durch Eure Falschaussagen eine Mörderin deckt, landet Ihr ebenso am Galgen. Mitgegangen, mitgehangen, so heißt es doch im Volksmund. Und Euer Hund, der kommt dann zum Abdecker.«
    »Nein, bitte nicht!«, schrie Genoveva auf und rang flehend die Hände.
    »Überlegt es Euch noch mal. Ihr habt die ganze Nacht Zeit dafür.« Der Richter schritt zur Tür und rief lauthals über den Flur: »Abführen!«
    Genoveva schien schwer mit sich zu ringen. »Ich decke keine Mörderin«, stammelte sie endlich aufgelöst. »Gertrud hat ihren Vater nicht ermordet. Es … es war alles ganz anders!« Im nächsten Moment presste sie sich erschrocken die Hand vor den Mund.
    Der Untersuchungsrichter gab den eintretenden Bütteln ein Zeichen, sich wieder zu entfernen, und ließ Frau Uffsteiner nicht aus den Augen.
    »Ich höre …«, sagte er mit belegter Stimme.
    Frau Uffsteiner fasste sich ans Herz und stieß keuchend hervor: »Mein Mann hat noch gelebt, als wir ihn gefunden haben.«
    »Das ist ja ungeheuerlich!«, entfuhr es dem Richter. Als er indessen bemerkte, dass die Atemzüge der Witwe immer hektischer wurden und jegliche Farbe aus ihrem Gesicht gewichen war, sprang er auf und schenkte ihr einen Becher Wasser ein. »Bitte beruhigt Euch doch!«, sagte er und reichte ihn ihr. »Trinkt einen Schluck und atmet tief durch, dann geht es Euch gleich besser.«
    Da Genoveva, die kurz vor einem Ohnmachtsanfall stand, außerstande war, den Becher zum Munde zu führen, flößte Fauerbach ihr behutsam das Wasser ein und suchte die Frau zu besänftigen. »Ihr habt die Wahrheit gesagt, und das ist gut so«, betonte er mit leiser Stimme. »Und ich verspreche Euch kraft meines Amtes, dass Euch das nicht zum Nachteil gereichen wird.«
    Genovevas Atem beruhigte sich allmählich wieder, sie wirkte sogar ein wenig erleichtert. »Ich bin froh, dass es endlich raus ist«, seufzte sie. Dann

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