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Die Hurenkönigin und der Venusorden

Die Hurenkönigin und der Venusorden

Titel: Die Hurenkönigin und der Venusorden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ursula Neeb
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Genoveva zitterte wie Espenlaub und sah derart mitgenommen aus, dass Fauerbach einem seiner Leute befahl, in einer der benachbarten Schenken eine heiße Brühe für sie zu besorgen.
    Er begriff, dass er bei der Befragung behutsam vorgehen und Milde walten lassen musste, sonst würde sie ihm noch zusammenbrechen – und das käme ihm wenig gelegen.
    »Gnädige Frau, ich möchte Euch bitten, mir wahrheitsgemäß zu schildern, was sich in der Mordnacht genau zugetragen hat, nachdem Ihr mit der Laterne das Haus verlassen habt«, sagte er mit ernster Miene zu Frau Uffsteiner. »Und bitte lasst dabei nichts aus, denn die Wahrheit kommt sowieso ans Licht.«
    Die weitaufgerissenen Augen der Witwe verrieten ihre Bedrängnis. Ihr Atem ging stoßweise, und sie brachte keinen Ton heraus.
    »Nur Mut, meine Dame, ich bin doch kein Unmensch«, suchte der Untersuchungsrichter sie zu ermuntern. »Es tut doch zuweilen auch ganz gut, sich gewisse Dinge von der Seele zu reden …«
    Genoveva traten unversehens die Tränen in die Augen. In den Jahren ihrer Ehe mit Claus Uffsteiner war ihr der Glaube abhandengekommen, dass es noch irgendein Mensch gut mit ihr meinen könnte. Daher hatte sie es tunlichst vermieden, andere mit ihrem Kummer zu behelligen – nur bei ihrem Hund hatte sie sich gelegentlich ausgeweint.
    Fauerbachs Worte, dass die Wahrheit ohnehin ans Licht käme, hallten in ihr wider, und Sorge um das geliebte Tier erfasste sie. Was würde dann bloß aus Asta werden?
    »Wo ist der Hund?«, stieß sie hervor.
    Fauerbach musste unwillkürlich grinsen. »Für den ist gesorgt«, erklärte er beschwichtigend. »Er ist zu Hause bei Euren Dienstboten und wartet auf Euch.« Er schwieg einen Moment und musterte sie schlau. »Wenn Ihr Euch nicht so verstockt zeigt und mir sagt, was in der Nacht passiert ist, könnt Ihr ihm schon bald wieder Gesellschaft leisten.«
    Genoveva entrang sich ein Seufzer. Gertrud würde ihr die Hölle heißmachen! Sie hatte sich vor lauter Aufregung ohnehin schon verplappert. Wie hätte sie denn auch wissen können, dass die Magd sie gesehen hatte? Nun musste sie wohl oder übel Farbe bekennen. Und dabei durfte sie bloß keinen Fehler machen!
    »Ich … ich bin die Neue Kräme herunter bis zum Römerplatz gelaufen«, begann Genoveva vorsichtig. »Aber es war nichts von meinem Mann zu sehen. Auch meine Tochter und meinen Bruder konnte ich nirgendwo entdecken. Dann habe ich überlegt, ob ich in die Braubachgasse oder in die Limpurgergasse einbiegen soll, und plötzlich habe ich Stimmen gehört, aus der Braubachgasse. Dort habe ich den Fackelschein gesehen und festgestellt, dass es Gertrud und Anton waren. Sie hatten mich auch bemerkt und kamen mir entgegen.« Die Frau mit den verhärmten Gesichtszügen und dem angegrauten Haar stockte und strich mit fahriger Geste über die Seide ihres Trauergewands, als wollte sie etwas abwischen.
    Du musst jetzt stark sein, allein schon wegen Asta. Denk daran, was Gertrud gesagt hat …
    »Meine Tochter und mein Bruder berichteten mir, dass sie meinen Mann nicht gefunden hätten. Sie hatten das ganze Karree nach ihm abgesucht, aber ihn nirgendwo entdecken können. Wir sind dann wieder nach Hause gegangen. Es war ja recht kalt und regnerisch in dieser Nacht, und wir waren froh, wieder ins Warme zu kommen«, schloss die Witwe und wirkte mit einem Mal erstaunlich beherrscht.
    Viel zu beherrscht, dachte Fauerbach mit wachsendem Argwohn und beschloss, ein wenig an der Fassade zu rütteln.
    »In der benachbarten Limpurgergasse, also ganz in Eurer Nähe, lag Euer Ehemann in seinem Blute und hat zu diesem Zeitpunkt vielleicht noch gelebt. Wenn Eure Angehörigen so gründlich nach ihm gesucht haben, hätten sie ihn doch finden müssen! Wahrscheinlich hat er sogar noch gewimmert und gestöhnt, wie es Sterbende zu tun pflegen, oder verzweifelt um Hilfe gerufen! Und von alledem wollt Ihr nichts bemerkt haben?«, fragte der Richter misstrauisch.
    Genoveva Uffsteiner stöhnte gequält auf und barg ihr Gesicht in den Händen. »Nein, nein«, stammelte sie aufgelöst. »Ich habe nichts gehört und nichts gesehen!«
    Ihre Beteuerung klang Fauerbach viel zu beschwörend, um glaubhaft zu sein. Er musste wohl doch härtere Bandagen anlegen, um sie zum Reden zu bringen.
    »Eure Dienstboten haben mir gegenüber bekundet, dass es zwischen Eurer Tochter Gertrud und Eurem Gatten häufig Streit gab. Allem Anschein nach muss Gertrud ihren Vater sehr gehasst haben. Sie soll sogar mehrfach gegen ihn

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