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Die Hurenkönigin und der Venusorden

Die Hurenkönigin und der Venusorden

Titel: Die Hurenkönigin und der Venusorden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ursula Neeb
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Untergebenen umgehend zu seinen Dienstherren führen.
    In der weitläufigen Wohnhalle herrschte eine behagliche Wärme. Die holzgetäfelten Wände waren mit Hirschgeweihen geziert, und in dem aus groben Felssteinen gemauerten Kamin prasselte ein ansehnliches Feuer. Es war nicht zu übersehen, dass es sich die drei Herrschaften, die mit Spielkarten in den Händen an einem runden Holztisch vor Konfektschalen und dampfenden Bechern saßen, gerade so richtig gemütlich gemacht hatten.
    Kaum war Fauerbach im Gefolge der Polizeibüttel durch die Tür getreten, verkündete er bereits in herrischem Tonfall, er sei gekommen, um mit ihnen das Verhör durchzuführen, dem sie sich am gestrigen Nachmittag so heimtückisch entzogen hätten.
    In den Gesichtern der Mutter und des Onkels stand die Angst, aber Gertrud Uffsteiner sah ihn stirnrunzelnd an und fragte ungehalten: »Wollt Ihr nicht erst einmal Eure nassen Sachen ablegen und Euch am Kamin ein wenig aufwärmen? Ihr seht aus, als ob Ihr das durchaus vertragen könntet.« Dabei warf sie einen spöttischen Blick auf Fauerbachs durchweichten Amtstalar, aus dem unablässig Wasser auf die Holzdielen tropfte.
    Nun besann sich auch Genoveva auf ihre Gastgeberpflichten und bot dem Richter und seinen Begleitern Stühle am Kamin und heißen Würzwein an.
    Die Büttel nahmen die wärmenden Becher, die ihnen die herbeigeeilte Köchin reichte, dankbar entgegen. Fauerbach jedoch lehnte die dargebotene Stärkung mit der barschen Bemerkung ab, er sei nicht zu seinem Vergnügen hier. Während er die drei Standespersonen am Tisch misstrauisch musterte, kramte er aus seiner klammen Aktentasche das Verhörprotokoll von Traudel Reubold hervor, das er in amtlichem Tonfall zu verlesen begann.
    Abschließend bemerkte er mit einem triumphierenden Leuchten in seinen grauen Augen: »Die Reuboldin hat mir gegenüber auch bekundet, dass sie jederzeit bereit sei, ihre Angaben vor Gericht zu beeiden.«
    Die Herrschaften sahen einander mit betretenen Mienen an. »Soll sie doch, dieses intrigante Flittchen!«, schnaubte Gertrud, die sich von den dreien als Erste gefasst hatte. »Ich bin nämlich jederzeit bereit, eidesstattlich zu versichern, dass ihre böswilligen Unterstellungen erstunken und erlogen sind. Und dass sie einzig und allein dem Zwecke dienen, sich heimtückisch an denjenigen zu rächen, die es gewagt haben, eine unzuverlässige Dienstmagd vor die Tür zu setzen.« Sie sah ihre Mutter und ihren Onkel eindringlich an. »Das gilt selbstverständlich auch für meine Angehörigen!«, erklärte sie auftrumpfend und bedachte den Richter mit einem Blick, der keinen Zweifel daran ließ, dass sie willens und in der Lage war, ihm die Stirn zu bieten.
    Das stachelte Fauerbach jedoch nur noch an. Dich krieg ich schon noch, dachte er erbost und richtete sein Augenmerk jetzt auf Genoveva Uffsteiner, über deren verhärmte Züge ein leichtes Beben lief. Instinktiv spürte er, dass sie das schwächste Glied in der Kette war, und erkannte mit grimmiger Gewissheit, dass er den richtigen Ton traf, als er sie gleich darauf anfuhr: »Hat es die Jungfer also bloß geträumt, als sie von ihrem Dachfenster aus gesehen hat, wie Ihr in der Mordnacht mit einer Laterne in der Hand aus dem Haus gelaufen seid?«
    Die zierliche Frau, die in dem bauschigen Trauergewand aus schwarzem Atlas so verloren anmutete wie ein aus dem Nest gefallenes Amselküken, fuhr zusammen, als hätte sie die herrische Stimme ihres Mannes gehört, der sie wegen irgendwelcher Versäumnisse zur Rede stellte.
    »Ich … ich habe mir halt Sorgen gemacht …«, murmelte sie verängstigt.
    »Und darum seid Ihr den anderen hinterhergeeilt, um nach dem Rechten zu sehen?«, fragte Fauerbach lauernd. Er ließ die Witwe, die daraufhin nur ein stummes Nicken andeutete, nicht aus den Augen.
    Gertrud Uffsteiners grobgeschnittenes Gesicht hatte sich vor Aufregung gerötet. Deutlich war ihr anzumerken, wie wütend sie das Eingeständnis der Mutter gemacht hatte. Auch ihr Oheim, Anton Neuhof, stieß geräuschvoll den Atem aus. Im Gegensatz zu seiner Nichte war er jedoch aschfahl geworden.
    Nun mischte er sich entrüstet ein: »Mein werter Herr Richter, ich muss mich mit allem Nachdruck dagegen verwehren, dass Ihr meiner armen Schwester derart zusetzt! Habt Ihr denn gar kein Mitgefühl für das Leid anderer Menschen?«
    »Ich tue nur meine Pflicht«, erwiderte Fauerbach trocken.
    »Das wage ich indessen zu bezweifeln!«, platzte es aus Gertrud heraus. »Es kann doch

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