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Die Hurenkönigin von Alezcana - ROTE LATERNE - Band 3 (German Edition)

Die Hurenkönigin von Alezcana - ROTE LATERNE - Band 3 (German Edition)

Titel: Die Hurenkönigin von Alezcana - ROTE LATERNE - Band 3 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lilian Larsen
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Augen gesehen, niemals vorher.
    "Du kannst singen?", fragte er. So unsicher, so gepresst klang seine Stimme, dass er sich am liebsten selbst geohrfeigt hätte.
    "Rodrigo behauptet es!", sagte Evita leichthin. "Was soll ich singen?"
    "Egal", brummte Alexandro.
    "Cielito lindo?", fragte sie. "Ja, das werde ich singen, Rodrigo, begleitest du mich."
    "Was meint sie?", fragte Alexandro verwirrt.
    "Ach, weißt du", erklärte Rodrigo verschämt. "Ich mache immer die Gitarre für sie, und manchmal das Schlagzeug. Sie will es so, eine andere Musik haben wir nie gehabt!"
    "Die Band probt dort drüben!", sagte Alexandro fiebrig. Er drehte sich um und klatschte in die Hände. "Die Band auf die Plätze!", rief er. "Das Licht! Wo ist der Beleuchter? Stell dich dort hinauf, Evita! Es stehen noch Farbkübel herum. Wir renovieren. Rück die Leiter weg! Ja, so ist es gut. Und du, Jose, du gibst ihr ein Spotlight! Nur sie will ich im Licht haben! Nur sie!"
    Evita gab einen Ton an. Und dann herrschte Totenstille. Die Musik setzte ein, schwungvoll,
    mexikanisch.
    Und dann Evitas Stimme! Da stand dieses Mädchen mit den herrlichen Augen und sang. Sie war die Tochter einer Dirne und stand zwischen Leim- und Farbkübeln, ohne jede Dekoration.
    Nur ihre Augen strahlten aus dem Lichtkegel, und ihre unvergleichliche Stimme erfüllte den ganzen Raum. Als Evita geendet hatte, war es still im Trocadero.
    "Caramba!", schrie der Beleuchter und sprang vom Gerüst. Er rannte auf Evita zu und sah sie an.
    Beide standen nun im Licht. "Hast du das gehört, Alexandro? Hast du jemals so etwas gehört? Ihr alle, habt ihr eine solche Stimme je gehört?"
    Jubel und Tumult setzten ein und Evita wusste nicht, was um sie herum geschah. Dann blickte sie in Alexandros strahlende Augen.
    "Evita!", sagte er. "Evita, du wirst der größte Star, der jemals auf diesen Brettern gestanden hat.
    Entweder werde ich mit dir groß, oder ich will untergehen!"
    Diese Worte von den Lippen dieses Mannes weckten in Evita ein ganz neues Gefühl. Es war ein Gefühl der Macht. Evita würde erst viel später lernen, dass diese Macht auch an Grenzen stieß.
    Vor Evita lag ein Weg, der rund um von Licht überstrahlt war und auf den man ihr Blumen streute.
    An Alezcana, an die Mutter, an Don Felipe und an die alte Paruta, die ihr geweissagt hatte, dachte Evita nicht, denn soeben ging ihr Stern auf.
     
    *
     
    Wenige Wochen später war Evita ein Star. Sie wurde in diesen Tagen sechzehn, und sie hatte gerade einen Brief erhalten. Elena, die Dirne aus Alezcana, hatte ihn geschrieben. Sie ließ Evita wissen, dass Pilar in Sicherheit war. sich aber augenblicklich nicht melden könne. Evita solle um Gottes willen bleiben, wo sie war, und keinesfalls nach Alezcana zurückkehren.
    Vielleicht wäre Evita trotz der Warnung zurückgekehrt. Aber die Karriere und all das Neue, der Glitzer und Glanz, hielten das Mädchen in ihrem Bann. Außerdem fehlte es ihm an der Zeit, denn obgleich Evita Soltano ein Naturtalent war, so musste sie doch vieles lernen. Es galt, sich selbst ins rechte Licht zu setzen, sich wirkungsvoll darzustellen.
    Hier war Alexandro Prestano Evita ein guter Lehrmeister. Seine Verliebtheit war offenkundig.
    Aber Evita schien ihn nicht ernst zu nehmen. Seine Komplimente gingen an ihr vorbei. Sie hörte zwar die Schmeicheleien Alexandros, aber andererseits dachte Evita, dass dies einfach so sein müsste. Das Mädchen wusste ja noch nicht viel vom Leben, und das Bild, welches Evita von den Männern hatte, war naturgemäß schief. Andererseits war Evita nicht dumm. Rasch begriff sie, was man von ihr wollte, und dass das Singen nichts mit dem zu tun hatte, was Pilar getan hatte. Evita war sehr eifrig, Alexandros Bemühungen fielen bei ihr auf fruchtbaren Boden.
    Nun trug der Star des Trocadero keine Kleider mehr, die Maria Ramirez auf ihrer alten Nähmaschine genäht hatte, sondern die Bühnenkleider der jungen Sängerin wurden von einer Schneiderin hergestellt, die sich genau an das hielt, was Alexandro ihr auftrug.
    Zu Anfang wohnte Evita noch bei der Familie Ramirez. Später fand der Chef des Trocadero eine andere, wie ihm selbst erschien, bessere Möglichkeit: Im Nachtclub richtete Alexandro eine Wohnung für das Mädchen ein. Diese Änderung nahm Rodrigo mit gemischten Gefühlen auf.
    "Hör zu!", sagte er zu dem Nachtclubbesitzer."Wenn du denkst, du könntest dir die Kleine unter den Nagel reißen, sie für dich singen lassen und sie dann, wenn es dir nicht mehr passt, wieder wie

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