Die Hurenkönigin von Alezcana - ROTE LATERNE - Band 3 (German Edition)
Männerkehlen erscholl und verstummte dann wieder. Drüben in der Hacienda spielte jemand Gitarre, aus all diesen Geräuschen schloss das Mädchen, dass es sehr spät noch nicht sein konnte. Evita versuchte sich zu rühren. Doch man hatte sie wie ein Paket verschnürt. Schreien war völlig sinnlos, denn keiner der Gauchos würde sie aus ihrer Zwangslage befreien. Irgendwann würde der Patron kommen.
Don Felipe saß um diese Zeit beim Nachtmahl. Er wirkte nervös, das schien auch Doña Margarita auf zu fallen. Sie trug das dunkle, grau gesträhnte Haar in einem großen Knoten am Hinterkopf.
"Gibt es etwas Besonderes?", fragte sie.
"Nichts", gab er zur Antwort. "Das Gitarrenspiel von Guillermo macht mich nervös. Wie spät ist es?"
"Kurz vor zehn!", sagte sie und beobachtete ihn genau. Eine direkt fiebrige Erregung überkam ihn. Doña Margarita kannte ihn lange genug, um den Grund hier für zu erkennen. Gegen seine Affären hatte sie nie etwas tun können. Sie hatte hier ein gutes Leben. Es fehlte ihr an nichts. Seine Eskapaden musste sie dulden. Man sprach nicht darüber, denn er war der unbeschränkte Herr und Herrscher. Und im übrigen war Doña Margarita froh, im sexuellen Bereich ihre Ruhe zu haben. Auf diese Dinge hatte sie nie besonderen Wert gelegt.
"Gehst du heute noch weg?", fragte sie leise.
"Nein!", antwortete er und zog die Stirn kraus. "Wieso fragst du?"
"Nur so", sagte sie leichthin.
"Nein, ich gehe nicht mehr weg. Ich habe noch drüben im Stall zu tun!"
"So?", fragte sie, und nun lächelte sie merkwürdig. "Du kommst mir verändert vor, Felipe! Du bist so nervös."
"Was geht es dich an!", schleuderte er ihr hin, warf seine Serviette auf den Tisch und lief hinaus.
Mit einem tiefen Aufatmen trat er vor das Haus.
"Du Schwein!", hatte Pilar zu ihm gesagt. "Eines Tages wirst du bezahlen. Nicht heute und nicht morgen, aber irgendwann bestimmt. Du kannst vor der Rache nicht weglaufen!"
Ja, diese Worte klangen ihm noch deutlich in den Ohren. Er hatte sie fast vergessen gehabt, aber wie Evita waren sie nun wieder da. Die Tochter der Dirne war gekommen, um den Tod ihrer Mutter zu rächen. Empfand Don Felipe Furcht? Er wusste nicht genau, was er empfand. Es fehlte ihm die Luft, um richtig durchzuatmen. Es war so heiß, so stickig. Der Mann ging ein paar Schritte hinüber zu den Stallungen, kehrte auf halbem Weg um und ging dann erneut hinüber. Er scheuchte wütend die Gauchos, die im Stall lärmten, in ihre Quartiere. Dann wurde alles sonderbar still. Don Felipe ging auf den Schuppen zu, in dem er das Mädchen wusste. Mit dem Fuß stieß er die Tür auf. Er sah Evitas ungewöhnliche Augen aus der Dunkelheit leuchten. Langsam ging er näher. Evita war nicht geknebelt. Sie hätte schreien können. Aber sie schrie nicht. Ihr Mund drückte ungeheure Verachtung aus.
"Nun?", fragte Don Felipe. Er stieß sie mit der Fußspitze an.
"Du Schwein!", sagte Evita.
"Du bist schön in deiner Wut! Schön und sehr reizvoll."
"Wenn du mich anrührst, bringe ich dich um!", keuchte Evita.
,Ach, wie denn?", fragte er. Dann bückte er sich. Blitzschnell riss seine Hand ihre Bluse auf und Felipe starrte gierig die Brust des Mädchens an. "Du bist noch schöner geworden!"
"Und du noch widerlicher!", keuchte Evita. Sie duzte ihn einfach, wieso sollte sie diesem Mann Respekt entgegenbringen!
"Du bist wie Pilar!", stellte er grinsend fest, und sein Totenkopflächeln erinnerte Evita an früher. "Du bist auch so ordinär. Ich möchte es so mit dir machen, wie ich es mit deiner Mutter gemacht habe. Und du kannst dich nicht wehren!"
Evita versuchte nach ihm zu treten, doch er wich geschickt aus. Sein Mund verzog sich höhnisch.
"Wenn ich nur wüsste, was ich hinterher mit dir machen soll?", fragte er sich. "Eine Zeitlang ist deine Mutter vernünftig gewesen, aber sie war nicht klug genug. Sie hat es nicht verkraftet, dass ich dich ihr vorgezogen habe."
Jetzt sah Evita, was er vorhatte. Er nahm die Peitsche vom Haken. Evita ahnte, was nun geschehen würde. Er würde sie schlagen, wie er seinerzeit Pilar geschlagen hatte. Der Unterschied war nur, dass es Pilar zugelassen hatte. Sie hatte sich freiwillig von Don Felipe verprügeln lassen. Evita ahnte nun auch, dass es ihm noch mehr Freude bereiten würde, denn sie tat es nicht freiwillig. Noch während sie nachdachte, fühlte sie den ersten Schlag. Evita schloss die Augen und biss die Zähne zusammen. Da schlug er wieder und wieder zu. Brennend spürte Evita den
Weitere Kostenlose Bücher