Die Hurenschule: Erotischer Roman (German Edition)
Entsetzen ins Gesicht geschrieben. Allerdings änderte sich das rasch. Noch während Corry dabei war, ihre eigene Verwunderung zu verarbeiten, zeigte sich hochmütiger Trotz auf Ediths blassen Gesichtszügen. Frech sah sie dem Fremden ins Gesicht, der sie aufmerksam beobachtete.
Langsam nahm er die Maske herunter. Der Blick seiner blauen Augen war eisig-konzentriert, während er zusah, wie Edith langsam ihre linke Hand hinter dem Rücken verschwinden ließ. Das bekam Corry im Moment allerdings nicht mit, denn ihre Augen klebten geradezu voller Unglauben an dem Gesicht des Fremden.
„Thomas!” Ihre Bestürzung war so groß, dass sie die Worte nur flüstern konnte. „Nee, Mensch, Taubenshit! Das glaube ich jetzt echt nicht.” Sie schüttelte den Kopf. „Halt doch mal jemand diesen verdammten Film an, bitte. Ich will nicht mehr mitspielen!”
Der Fremde, der ihr jetzt überhaupt nicht mehr fremd war, warf Corry nur einen kurzen Blick zu.
„Wir reden später darüber”, sagte er knapp zu ihr und wandte sich an Edith, die gerade einen Ausfallschritt nach links wagen wollte.
„Vergiss es”, sagte er leise. „Du sitzt in der Falle. Ich weiß längst, dass du die Diebin bist, die hier seit Wochen Gäste und Mitschüler bestiehlt.”
„Was heißt, wir reden später darüber?” Corry hatte ihren Schock überwunden. Sie sprang hoch und blieb vor dem Diwan stehen, die Hände zu Fäusten geballt. „Hat dich mein Vater überredet, mir hinterherzuschnüffeln?”
Lord Thomas antwortete ihr nicht. Er ließ Edith nicht aus den Augen, deren Blicke umherschwirrten, um die Fluchtmöglichkeiten und Wege abzuschätzen, die ihr blieben. Als sie erkannte, dass sie tatsächlich keine Chance hatte zu entkommen, jedenfalls im Moment nicht, änderte sie ihre Haltung. Sie schien plötzlich gar nicht mehr so schüchtern zu sein.
„Tom!”, versuchte Corry sich in Erinnerung zu bringen. Ein Versuch, der von Lord Thomas und Edith Walter ignoriert wurde.
„Ich wollte mir das Schmuckstück nur mal ansehen”, behauptete Edith, den Kopf stolz zurückgeworfen. „Es lag schließlich hier ganz offen herum, und ich dachte mir nichts dabei.”
„Ach ja?” Lord Thomas lächelte spöttisch. „Und anschließend wolltest du es in Sicherheit bringen, so wie den anderen Schmuck und das Geld, das du aus den Zimmern der Schüler und den Kleidern der Gäste gestohlen hast?”
„Ich habe überhaupt nichts gestohlen, und aufbewahrt habe ich auch nichts”, leugnete Edith widerspenstig. „Wenn Sie mir nicht glauben, können Sie gerne meine Sachen durchsuchen. Sie werden nichts finden.”
„Genau das werde ich jetzt veranlassen”, erwiderte Lord Thomas, während er gelassen sein Handy hervorzog. In Ediths Augen trat ein unruhiges Flackern, als sie begriff, dass er mit Lady Forbes sprach.
Corry wusste währenddessen nicht, was sie von der ganzen Situation halten sollte. Ausgerechnet der langweilige, spießige Lord Thomas Knightsburn, der nach außen hin immer so wirkte, als hätte er die englischen Hofetikette Buchstabe für Buchstabe gefressen, ausgerechnet der trieb sich in Nobel-Etablissements wie diesem herum und praktizierte SM-Sex! War das wirklich wahr???
Ein hysterisches Lachen kitzelte in ihrer Kehle, als Corry daran dachte, dass ihr Vater Lord Thomas Knightsburn dazu auserkoren hatte, auf sie aufzupassen und ihr die Lust auf sexuelle Eskapaden auszutreiben! Ha, von wegen! Wenn der Lord sich nicht sehr verstellt hatte, dann war er mindestens genauso wild auf ausgefallene Sexspielchen wie sie, und dann könnte die Ehe mit ihm doch ganz nett werden.
Corrys Gedanken kehrten wieder in die Gegenwart zurück. Sie musterte Edith, die mit störrischem Gesicht dastand, das Collier immer noch in der geschlossenen Faust. Auch sie schien eine Mogelpackung zu sein. Wahrscheinlich pflegte sie ihr Mauerblümchendasein ganz bewusst, weil es sie für andere Menschen unsichtbar machte. Wie unter einer Tarnkappe konnte sie so ihre Diebstähle begehen.
Durch die zarten Gardinen sah Corry die Schulleiterin, die sich mit energischen Schritten dem Pavillon näherte. Gleich darauf stieß sie die Vorhänge zur Seite und stand vor dem Trio.
„Welche ist es?” Die Frage war an Lord Thomas gerichtet.
„Miss Walter.” Er deutete auf Edith, die die Schulleiterin trotzig anblickte. „Wir kamen dazu, als sie gerade diesen Schmuck einstecken wollte.”
Lord Thomas packte Ediths Handgelenk mit solcher Kraft, dass sie automatisch die Faust öffnete.
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