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Die Hyperion-Gesänge 01 - Hyperion

Die Hyperion-Gesänge 01 - Hyperion

Titel: Die Hyperion-Gesänge 01 - Hyperion Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Simmons
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diese Kraftfeldfresser, die die Tempelritter auf ihren Baumschiffen einsetzen.«
    »Das sind sie«, sagte der Konsul. »Man fand diese Wesen vor etwa drei Jahrhunderten; sie lebten auf Asteroiden rund um Aldebaran. Körpergröße wie die einer Katze, ein piezoelektrisches Nervensystem in Silikonknorpel, aber sie ernähren sich von – und manipulieren – Kraftfeldern von der Größe, wie sie von kleinen Spin-Schiffen erzeugt werden.«
    »Und wie bekommt man das alles in so eine kleine Kiste?« fragte Silenus und betrachtete den Möbiuskubus. »Spiegel?«
    »In gewisser Weise«, sagte Kassad. »Das Feld des Dings wird gedämpft ... es verhungert nicht und ernährt sich nicht. Wie bei uns in der kryonischen Fuge. Und dies muß ein kleiner sein. Sozusagen ein Welpe.«
    Lamia strich über die Metallkante. »Tempelritter kontrollieren diese Wesen? Kommunizieren mit ihnen?«
    »Ja«, sagte Kassad. »Niemand ist ganz sicher, wie das geht. Das ist ein Geheimnis der Brüderschaft. Aber Het Masteen muß überzeugt gewesen sein, daß der Erg ihn retten würde vor ...«
    »Dem Shrike«, sagte Silenus. »Der Tempelritter hat gedacht, daß dieser Energiekobold seine Geheimwaffe sein würde, wenn er dem Herrn der Schmerzen gegenübersteht.« Der Dichter lachte.
    Pater Hoyt räusperte sich. »Die Kirche hat den Beschluß der Hegemonie akzeptiert, daß diese ... ah ... Wesen – Ergs – keine vernunftbegabten Geschöpfe sind – und daher nicht für die Erlösung in Frage kommen.«
    »Oh, aber sie sind vernunftbegabt, Pater, kein Zweifel«, sagte der Konsul. »Sie nehmen viel besser wahr, als wir uns das je vorstellen können. Aber wenn Sie intelligent meinen ... bewußt ... dann haben Sie es mit etwas zu tun, das man mit einem klugen Grashüpfer vergleichen könnte. Sind Grashüpfer Kandidaten für die Erlösung?«
    Hoyt antwortete nicht. Brawne Lamia sagte: »Nun, offenbar hat Kapitän Masteen gedacht, daß dieses Ding seine Erlösung sein würde. Etwas ist schiefgegangen.« Sie betrachtete die blutverschmierten Schotts und die trocknenden Flecken auf dem Boden. »Gehen wir hier raus.«
     
    Der Windwagen geriet in zunehmend heftigere Böen, als das Unwetter sich von Nordosten näherte. Fetzen weißer Wolkenbanner rasten unter der niedrigen grauen Decke der Gewitterfront dahin. Das Gras wogte und bog sich unter den kalten Winden. Blitze erhellten den Himmel, gefolgt von Donnergrollen, das wie Warnschüsse über den Bug des Windwagens dahinhallte. Die Pilger beobachteten das Naturschauspiel schweigend, bis die ersten eiskalten Regentropfen sie nach unten in die Kabine im Heck trieben.
    »Das war in seiner Tasche«, sagte Brawne Lamia und hielt ein Stück Papier mit der Nummer 5 darauf hoch.
    »Also hätte Masteen seine Geschichte als nächster erzählen müssen«, murmelte der Konsul.
    Martin Silenus kippte seinen Stuhl, bis er mit dem Rücken die hohen Fenster berührte. Im Licht des Gewitters wirkten seine Satyrzüge leicht dämonisch. »Es gibt noch eine Möglichkeit«, sagte er. »Vielleicht hat jemand, der noch nicht erzählt hat, die Nummer fünf gehabt und den Tempelritter getötet, damit er die Plätze tauschen konnte.«
    Lamia sah den Dichter an. »Das müßten der Konsul oder ich sein«, sagte sie kalt.
    Silenus zuckte die Achseln.
    Brawne Lamia zog ein Stück Papier aus dem Gewand. »Ich habe die Nummer 6«, sagte sie. »Was hätte ich gewonnen? Ich komme sowieso als nächste dran.«
    »Dann mußte vielleicht verhindert werden, daß Masteen etwas Bestimmtes preisgab«, sagte der Dichter. Er zuckte wieder die Achseln. »Ich persönlich bin der Meinung, das Shrike hat angefangen, uns abzumurksen. Wie konnten wir denken, wir dürften bis zu den Zeitgräbern vordringen, wo das Ding Menschen von hier halbwegs bis nach Keats abschlachtet?«
    »Dies ist etwas anderes«, sagte Sol Weintraub. »Dies ist die Pilgerfahrt zum Shrike.«
    »Na und?«
    Im nachfolgenden Schweigen ging der Konsul zum Fenster. Vom Wind verwehte Regenschleier hüllten das Meer ein und brachten die bleigefaßten Scheiben zum Klirren. Der Wagen ächzte und neigte sich heftig nach Steuerbord, als er einen neuen Abschnitt seiner Reise begann.
    »M. Lamia«, fragte Oberst Kassad, »möchten Sie jetzt Ihre Geschichte erzählen?«
    Lamia verschränkte die Arme und sah zu den regennassen Scheiben. »Nein. Warten wir, bis wir von diesem verdammten Schiff runter sind. Es stinkt hier nach Tod.«
     
    Der Windwagen lief mitten am Nachmittag im Hafen von Pilgrim's

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