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Die Hyperion-Gesänge 01 - Hyperion

Die Hyperion-Gesänge 01 - Hyperion

Titel: Die Hyperion-Gesänge 01 - Hyperion Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Simmons
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Eindringling vor sich haben. Die geriffelte Platte, die man nach vorn schieben kann, ist die Sicherung. Die Waffe ist aktiviert.«
    Der Konsul nickte und achtete darauf, daß seine Finger dem Auslöser fern blieben.
    »Ich löse Sie in zwei Stunden ab«, sagte Kassad. Er überprüfte sein Komlog. »Bis meine Wache vorbei ist, wird die Sonne aufgehen.« Kassad sah zum Himmel, als ginge er davon aus, daß die Yggdrasil wieder auftauchen und ihre Glühwürmchenbahn über den Himmel ziehen würde. Aber nur die Sterne funkelten. Am nordöstlichen Horizont verhieß eine bewegliche schwarze Masse ein nahendes Gewitter.
    Kassad schüttelte den Kopf. »Eine Verschwendung«, sagte er und ging nach unten.
    Der Konsul blieb eine Weile stehen und lauschte dem Wind in den Segeln, dem Quietschen der Takelage und dem dröhnenden Wummern des Rads. Nach einer Weile ging er zur Reling, starrte in die Dunkelheit und dachte nach.
     

FÜNFTER TEIL
    Der Sonnenaufgang über dem Grasmeer war etwas Wunderschönes. Der Konsul betrachtete ihn vom höchsten Punkt des Achterdecks aus. Nach seiner Wache hatte er zu schlafen versucht, es aufgegeben und war wieder an Deck gekommen, um zu sehen, wie die Nacht dem Tag wich. Die Gewitterfront überzog den Himmel mit dunklen Wolken, die aufgehende Sonne entzündete die Welt in gleißenden Goldtönen, die oben wie unten reflektiert wurden. Segel, Taue und Planken des Windwagens glänzten im kurzen Segen dieses Lichts, doch wenige Minuten später verdeckten die Wolken die Sonne und die Farbe strömte wieder aus der Welt. Der Wind, der dem Fall dieses Vorhangs folgte, war kalt, als wäre er direkt von den verschneiten Hängen des Bridle Range hergeweht worden, die gerade noch als dunkle Schliere am nordöstlichen Horizont zu sehen waren.
    Brawne Lamia und Martin Silenus, die beide eine Tasse Kaffee aus der Kombüse in Händen hielten, gesellten sich zum Konsul aufs Achterdeck. Der Wind peitschte und zerrte an der Takelage. Brawne Lamias dichte Lockenpracht wehte um ihr Gesicht wie ein dunkler Heiligenschein.
    »Morgen«, murmelte Silenus, der über die Tasse hinweg mit zusammengekniffenen Augen das Grasmeer betrachtete.
    »Guten Morgen«, antwortete der Konsul und war selbst überrascht, wie wach und erfrischt er sich fühlte, obwohl er die Nacht zuvor nicht geschlafen hatte. »Wir haben Gegenwind, aber der Wagen scheint dennoch gut voranzukommen. Wir werden die Berge auf jeden Fall vor der Abenddämmerung erreichen.«
    »Hrgnn«, bemerkte Silenus und versenkte die Nase in der Kaffeetasse.
    »Ich habe die ganze Nacht nicht geschlafen«, sagte Brawne Lamia, »ich mußte immerzu über M. Weintraubs Geschichte nachdenken.«
    »Ich glaube nicht ...«, begann der Dichter, verstummte aber, als Weintraub an Deck kam; sein Baby blinzelte über den Rand einer Trageschlinge, die er auf der Brust trug.
    »Guten Morgen zusammen«, sagte Weintraub, sah sich um und holte tief Luft. »Mmm, frisch, was?«
    »Arschkalt«, sagte Silenus. »Nördlich der Berge wird es noch schlimmer.«
    »Ich glaube, ich gehe nach unten und hole mir eine Jacke«, sagte Brawne Lamia, aber ehe sie sich in Bewegung setzen konnte, ertönte ein schriller Schrei vom unteren Deck.
    »Blut!«
     
    Tatsächlich war überall Blut. Het Masteens Kabine war seltsam aufgeräumt – im Bett hatte er nicht geschlafen, die Reisetruhe und seine anderen Habseligkeiten waren ordentlich in einer Ecke gestapelt, sein Gewand zusammengelegt über einem Stuhl –, abgesehen von dem Blut, das weite Teile von Deck, Schott und Decke besudelt hatte. Die sechs Pilger drängten sich unter der Eingangstür; niemand wagte, weiter hineinzugehen.
    »Ich kam auf dem Weg zum Oberdeck hier vorbei«, sagte Pater Hoyt mit seltsam monotoner Stimme. »Die Tür stand einen Spalt offen. Ich habe ... habe das Blut an der Wand gesehen.«
    »Ist es Blut?« wollte Martin Silenus wissen.
    Brawne Lamia trat in die Kabine, strich mit einer Hand durch eine Blutschliere und hielt einen Finger an die Lippen. »Es ist Blut.« Sie sah sich um, ging zum Schrank, betrachtete kurz die leeren Fächer und Bügel und ging dann zu dem kleinen Bullauge. Es war von innen verschlossen und verriegelt.
    Lenar Hoyt sah noch elender als sonst aus und wankte zu einem Stuhl. »Also ist er tot?«
    »Wir wissen überhaupt nichts, nur daß Kapitän Masteen nicht in seiner Kabine ist, dafür aber jede Menge Blut«, sagte Lamia. Sie wischte sich die Hand am Hosenboden ab. »Jetzt müssen wir das Schiff gründlich

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