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Die Hyperion-Gesänge 01 - Hyperion

Die Hyperion-Gesänge 01 - Hyperion

Titel: Die Hyperion-Gesänge 01 - Hyperion Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Simmons
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zu seinem herausgezogenen Nervenstecker und den Metacortexanschlüssen. Cyberpukes klinken sich nie aus, aber Beamte müssen sich in der Mittagspause abnabeln. BB war wie die meisten Cyberpukes – er fühlte sich nicht wohl dabei, Informationen auszutauschen, wenn er nicht eine Datenwelle ritt. »Was willst du wissen?« fragte er.
    »Warum sind die KIs ausgestiegen?« Irgendwo mußte ich ja anfangen.
    BB machte eine unbestimmte Handbewegung. »Sie sagten, sie hätten Projekte, die nicht kompatibel sind mit einer totalen Hingabe an die Belange der Hegemonie – sprich: der Menschen. Die Wahrheit ist, niemand weiß es.«
    »Aber sie sind immer noch da? Kümmern sich immer noch um alles?«
    »Klar. Ohne sie würde das System nicht laufen. Das weißt du, Brawne. Nicht einmal das All-Wesen könnte arbeiten, wenn die KIs nicht das Echtzeit-Swarzschild-Muster managen würden ...«
    »Okay«, sagte ich und unterbrach ihn, ehe er in Cyberpukechinesisch verfallen konnte, »aber was sind ihre anderen Projekte‹?«
    »Das weiß niemand. Branner und Swayze von Artintel Corp denken, daß die KIs die Evolution von Bewußtsein auf einer galaktischen Ebene verfolgen. Wir wissen, daß sie ihre eigenen Sonden weitaus tiefer ins Outback schiken als ...«
    »Was ist mit Cybrids?«
    »Cybrids?« BB richtete sich auf und sah zum ersten Mal interessiert drein. »Warum erwähnst du Cybrids?«
    »Warum bist du so überrascht, daß ich sie erwähne, BB?«
    Er strich geistesabwesend über seinen Schädelstecker. »Nun, zuerst einmal vergessen die meisten Menschen, daß sie überhaupt existieren. Vor zwei Jahrhunderten herrschte reine Hysterie und die Sporenmenschen übernehmen uns und so weiter, aber heute denkt niemand mehr an sie. Außerdem bin ich gestern zufällig über ein Anomalienregister gestolpert, in dem es hieß, daß die Cybrids verschwinden.«
    »Verschwinden?« Jetzt war es an mir, mich aufzurichten.
    »Du weißt schon, sie werden ausgephast. Die KIs unterhielten rund tausend genehmigte Cybrids im Netz. Die Hälfte davon hier auf TC 2 . Der Index der letzten Woche hat gezeigt, daß etwa zwei Drittel davon in den vergangenen Monaten oder so zurückgepfiffen worden sind.«
    »Was passiert, wenn eine KI ihren Cybrid aus dem Verkehr zieht?«
    »Keine Ahnung. Ich nehme an, sie werden vernichtet. KIs verschwenden nicht gern etwas, daher gehe ich davon aus, daß das genetische Material irgendwo recycelt wird.«
    »Warum werden sie recycelt?«
    »Das weiß niemand, Brawne. Aber wir wissen praktisch überhaupt nicht, warum die KIs so und nicht anders handeln.«
    »Betrachten Experten sie – die KIs – als Bedrohung?«
    »Soll das ein Witz sein? Vor sechshundert Jahren vielleicht. Vor zwei Jahrhunderten hat ihre Sezession uns nervös gemacht. Aber wenn die Dinger der Menschheit schaden wollten, hätten sie es schon lange vorher machen können. Sich Sorgen darüber zu machen, die KIs könnten sich gegen uns wenden, ist etwa so produktiv, als würde man sich sorgen, die Tiere auf dem Bauernhof würden sich gegen uns auflehnen.«
    »Nur sind die KIs klüger als wir«, sagte ich.
    »Ja, das stimmt nun auch wieder.«
    »BB, hast du schon von den Persönlichkeitsrekonstruktionsprogrammen gehört?«
    »Wie die Sache mit Glennon-Height? Klar. Das weiß jeder. Ich habe vor ein paar Jahren selbst bei einem an Reichs Universität mitgearbeitet. Aber sie sind passé. Niemand macht sie mehr.«
    »Warum?«
    »Herrgott, du hast echt keinen Schimmer von irgendwas, Brawne! Die Persönlichkeitsrekonstruktionsprojekte waren allesamt Fehlschläge. Auch mit der besten Sim-Kontrolle – sie haben das Netz von FORCE:MAO:HIN zugezogen – kann man nicht alle Variablen erfolgreich eliminieren. Die Persönlichkeitsschablone wird sich selbst bewußt ... ich meine nicht nur bewußt, so wie du und ich, sondern bewußt, daß sie eine künstliche, sich selbst bewußte Persönlichkeit ist – und das führt zu Endlosschleifen und nichtharmonischen Labyrinthen, die direkt in den Escher-Raum führen.«
    »Übersetzen«, sagte ich.
    BB seufzte und sah zu dem blau-goldenen Zeitband an der Wand. Fünf Minuten, und seine vorgeschriebene Mittagspause war vorbei. Dann konnte er wieder in die wirkliche Welt eintauchen. »Übersetzt«, sagte er, »die rekonstruierte Persönlichkeit bricht zusammen. Schnappt über. Psycho City. Plemplem.«
    »Alle?«
    »Alle!«
    »Aber die KIs interessieren sich noch für den Prozeß?«
    »Ach ja? Wer sagt das? Sie haben noch nie eine gemacht.

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