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Die Hyperion-Gesänge 01 - Hyperion

Die Hyperion-Gesänge 01 - Hyperion

Titel: Die Hyperion-Gesänge 01 - Hyperion Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Simmons
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mir, was der Cybrid machen wird.«
    »Sagen Sie mir zuerst, weshalb der Core so besessen von Hyperion ist.«
    »Das wissen wir nicht sicher.«
    »Dann raten Sie.«
    Präsidentin Gladstone nahm den Grashalm aus dem Mund und betrachtete ihn. »Wir glauben, daß der Core ein wahrhaft unglaubliches Projekt betreibt, das ihm ermöglichen würde – alles vorauszusagen. Jede Variable von Raum, Zeit und Geschichte als Quantum verarbeitbarer Information zu handhaben.«
    »Das Projekt Höchste Intelligenz«, sagte ich und wußte, ich war unvorsichtig, kümmerte mich aber nicht darum.
    Diesmal war Präsidentin Gladstone erschrocken. »Woher weißt du davon?«
    »Was hat dieses Projekt mit Hyperion zu tun?« Gladstone seufzte. »Wir wissen es nicht mit Sicherheit, Brawne. Aber wir wissen, daß auf Hyperion eine Anomalie herrscht, die sie nicht in ihre Analysen der Vorhersehung einbeziehen konnten. Weißt du von den sogenannten Zeitgräbern, die die Kirche des Shrike als heilig betrachtet?«
    »Klar. Sie sind schon eine ganze Weile verbotene Zone.«
    »Ja. Durch den Unfall einer Forscherin dort vor etwa dreißig Jahren sind unsere Wissenschaftler zum Ergebnis gekommen, daß die Anti-Entropiefelder um die Zeitgräber herum nicht nur ein Schutz gegen die Erosionskräfte der Zeit sind, wie man allgemein angenommen hat.«
    »Was sind sie?«
    »Die Überreste eines Felds ... oder einer Kraft ... die die Gräber und deren Inhalt tatsächlich aus einer fernen Zukunft rückwärts transportiert.«
    »Inhalt?« brachte ich hervor. »Aber die Gräber sind doch leer. Seit sie entdeckt worden sind.«
    »Jetzt sind sie leer«, sagte Meina Gladstone. »Aber es gibt Hinweise darauf, daß sie voll waren ... voll sein werden ... wenn sie sich öffnen. In unserer nahen Zukunft.«
    Ich sah sie an. »Wie nahe?«
    Ihre dunklen Augen blieben sanft, aber ihr Kopfschütteln war endgültig. »Ich habe dir schon zuviel erzählt, Brawne. Ich verbiete dir, etwas zu wiederholen. Falls notwendig, müssen wir dein Schweigen erzwingen.«
    Ich verbarg meine eigene Verwirrung, indem ich mir auch einen Grashalm zum Kauen abriß. »Na gut«, sagte ich. »Was kommt aus den Gräbern heraus? Außerirdische? Bomben? Eine Art von umgekehrten Zeitkapseln?«
    Gladstone lächelte gequält. »Wenn wir das wüßten, Brawne, wären wir dem Core voraus, aber das sind wir nicht.« Das Lächeln verschwand. »Eine Hypothese lautet, die Gräber haben etwas mit einem zukünftigen Krieg zu tun. Möglicherweise dienen sie dazu, ein künftiges Ungleichgewicht auszumerzen, indem sie die Vergangenheit verändern.«
    »Ein Krieg zwischen wem, um Gottes willen?«
    Sie breitete wieder die Arme aus. »Wir müssen zurück, Brawne. Würdest du mir bitte sagen, was der Keats-Cybrid jetzt vorhat?«
    Ich sah auf den Boden, dann begegnete ich wieder ihrem starren Blick. Ich konnte niemandem vertrauen, aber TechnoCore und die Kirche des Shrike kannten Johnnys Pläne bereits. Wenn drei Parteien im Spiel waren, sollte es vielleicht jede Seite wissen, falls einer von den Guten darunter war. »Er wird sein gesamtes Bewußtsein in den Cybrid übertragen«, sagte ich linkisch. »Er wird zum Menschen werden, M. Gladstone, und dann nach Hyperion gehen. Ich werde ihn begleiten.«
    Die Präsidentin des Senats und All-Wesens, Vorsitzende einer Regierung, die fast zweihundert Welten und viele Milliarden Menschen umfaßte, sah mich lange schweigend an. Dann sagte sie: »Er hat vor, die Pilgerfahrt mit dem Baumschiff der Tempelritter zu machen.«
    »Ja.«
    »Nein«, sagte Meina Gladstone.
    »Was meinen Sie damit?«
    »Ich meine damit, daß wir der Sequoia Sempervirens nicht gestatten werden, das Hoheitsgebiet der Hegemonie zu verlassen. Es wird keine Pilgerfahrt geben, es sei denn, der Senat entscheidet, daß sie unseren Interessen dient.« Ihre Stimme war stahlhart.
    »Johnny und ich reisen mit einem Spin-Schiff«, sagte ich. »Die Pilgerfahrt ist sowieso eine verlorene Sache.«
    »Nein«, sagte sie. »Es werden keine zivilen Spin-Schiffe mehr nach Hyperion reisen.«
    Das Wort ›zivile‹ fiel mir auf. »Krieg?«
    Gladstone kniff die Lippen zusammen. Sie nickte. »Bevor die meisten Spin-Schiffe das Gebiet erreichen könnten.«
    »Ein Krieg mit den ... Ousters?«
    »Anfänglich. Betrachte es einmal als Weg, die Sache zwischen uns und TechnoCore zu bereinigen, Brawne. Entweder nehmen wir das Hyperion-System ins Netz auf und gewährleisten seinen Schutz durch FORCE, oder es fällt einer Rasse in die Hände, die

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