Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Hyperion-Gesänge 01 - Hyperion

Die Hyperion-Gesänge 01 - Hyperion

Titel: Die Hyperion-Gesänge 01 - Hyperion Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Simmons
Vom Netzwerk:
den Core und alle KIs verabscheut.«
    Ich sagte nichts von Johnnys Bemerkung, daß der Core mit den Ousters in Verbindung stand. Ich sagte: »Ein Weg, die Sache zu bereinigen. Gut. Aber wer hat die Ousters zu einem Angriff bewegt?«
    Gladstone sah mich an. Wenn ihr Gesicht diesem Augenblick lincolnesk war, dann war der Lincoln der Alten Erde ein zäher Hurensohn gewesen. »Wir müssen jetzt zurück, Brawne. Du wirst dir darüber im klaren sein, wie wichtig es ist, daß diese Informationen nicht an die Öffentlichkeit gelangen?«
    »Ich bin mir bewußt, daß Sie sie mir nicht gegeben hätten, wenn Sie keinen Grund dazu gesehen hätten«, sagte ich. »Ich weiß nicht, wem Sie das Gesagte zuspielen wollen, aber mir ist klar, ich bin eine Botin, keine Vertraute.«
    »Unterschätze unsere Entschlossenheit nicht, dies alles geheimzuhalten, Brawne.«
    Ich lachte. »Lady, ich würde Ihre Entschlossenheit niemals anzweifeln, egal worum es geht.«
    Meina Gladstone bedeutete mir, als erste durch das Farcasterportal zu gehen.
    »Ich kenne eine Methode, wie wir herausfinden können, was der Core vorhat«, sagte Johnny, während wir allein in einem gemieteten Jetboot auf Mare Infinitus trieben. »Aber es wäre gefährlich.«
    »Und was gibt es sonst noch Neues?«
    »Im Ernst. Wir sollten es nur versuchen, wenn wir der Meinung sind, es sei unbedingt erforderlich zu wissen, warum TechnoCore Hyperion so fürchtet.«
    »Bin ich.«
    »Wir brauchen einen Operator. Jemand, der ein Künstler für Operationen in der Dateiebene ist. Jemand, der klug ist, aber nicht so klug, daß er das Risiko nicht eingehen wird. Und jemanden, der alles riskieren und dann Stillschweigen bewahren würde, nur des totalen Cyberpukeschabernacks wegen.«
    Ich grinste Johnny an. »Den kenne ich.«
     
    BB wohnte allein in einer billigen Wohnung in einem billigen Turm in einer billigen Gegend von TC 2 . Aber die Hardware, die fast den gesamten Wohnraum der Vierzimmerwohnung beanspruchte, war alles andere als billig. BB hatte in den zurückliegenden zehn Standardjahren fast sein gesamtes Gehalt in Cyberpuke-Spielzeug auf dem neuesten Stand der Technik investiert.
    Ich fing damit an, daß ich ihm eröffnete, er solle etwas Illegales für uns tun. BB sagte, er wäre im öffentlichen Dienst und könnte an so etwas nicht einmal denken. Er fragte, worum es sich handelte. Johnny erklärte es ihm. BB beugte sich vor, und ich sah das vom College her noch sattsam bekannte Cyberpukefunkeln in seinen Augen. Ich rechnete fast damit, daß er versuchen würde, Johnny hier und jetzt zu sezieren, um herauszufinden, wie ein Cybrid funktionierte. Dann kam Johnny zum interessanten Teil, worauf aus BBs Funkeln eine Art grünes Leuchten wurde.
    »Wenn ich meine Kl-Persönlichkeit selbst zerstöre«, sagte Johnny, »dauert der Übergang zum Cybridbewußtsein nur wenige Nanosekunden, aber in diesem Zeitraum bricht meine Sektion der Perimetersicherung des Core zusammen. Die Sicherheitsphagen werden die Lücke binnen einiger Nanosekunden finden, aber während dieser Zeit ...«
    »Einstieg in den Core«, flüsterte BB, dessen Augen wie ein uralter Videomonitor leuchteten.
    »Es könnte sehr gefährlich werden«, betonte Johnny. »Meines Wissens ist kein menschlicher Operator jemals auch nur in die Peripherie des Core eingedrungen.«
    »Selbst wenn Sie eindringen«, sagte Johnny, »wäre die Zeit für einen Zugang nicht ausreichend, wenn ich nicht die Datenkoordinaten kennen würde.«
    »Phantastisch«, flüsterte BB. Er drehte sich zu seiner Konsole um und griff nach dem Stecker. »Machen wir es.«
    »Jetzt?« fragte ich. Selbst Johnny schien bestürzt zu sein.
    »Warum warten?« BB ließ den Stecker mit einem Klick einrasten und brachte Metacortexkabel an, ließ aber die Verbindung offen. »Machen wir es, oder nicht?«
    Ich ging zu Johnny auf dem Sofa und nahm seine Hand. Seine Haut war kühl. Er verzog keine Miene, aber ich konnte mir vorstellen, wie es sein mußte, sich einer unmittelbaren Zerstörung seiner Persönlichkeit und bisherigen Existenz gegenüberzusehen. Selbst wenn der Transfer erfolgreich verlief, wäre der Mensch mit der Persönlichkeit von John Keats nicht mehr ›Johnny‹.
    »Er hat recht«, sagte Johnny. »Warum warten?«
    Ich küßte ihn. »Na gut«, sagte ich. »Ich komme mit BB.«
    »Nein!« Johnny drückte meine Hand. »Du kannst uns nicht helfen, und die Gefahren wären schrecklich.«
    Ich vernahm meine eigene Stimme, so kompromißlos wie die von Meina Gladstone.

Weitere Kostenlose Bücher