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Die Hyperion-Gesänge 01 - Hyperion

Die Hyperion-Gesänge 01 - Hyperion

Titel: Die Hyperion-Gesänge 01 - Hyperion Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Simmons
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eindeutig. Die Ultimaten benützen dieses Wissen als Hauptargument dafür, den nächsten Schritt der Evolution des Core schnellstens auszulösen.«
    »Und was haben BBs gestohlene Daten über uns gezeigt, Johnny?«
    Johnny lächelte und berührte meine Hand, hielt sie aber nicht fest. »Sie haben gezeigt, daß ich irgendwie Teil der Unbekannten von Hyperion bin. Daß sie einen Keats-Cybrid geschaffen haben, war ein schreckliches Risiko. Nur mein offensichtlicher Mißerfolg als Keats-Analogon hat den Beständigen ermöglicht, mich zu erhalten. Als ich beschloß, nach Hyperion zu gehen, haben die Unbeständigen mit der eindeutigen Absicht getötet, meine KI-Existenz auszulöschen, sollte mein Cybrid diese Entscheidung noch einmal treffen.«
    »Das hast du aber. Und was ist passiert?«
    »Es ist ihnen mißlungen. In der grenzenlosen Arroganz des Core haben sie zwei Dinge nicht berücksichtigt. Erstens, daß ich mein gesamtes Bewußtsein in meinen Cybrid übertragen und damit die Natur des Keats-Analogon verändern könnte. Zweitens, daß ich zu dir gehen würde.«
    »Zu mir!«
    Er nahm meine Hand. »Ja, Brawne. Es sieht so aus, als wärst du gleichfalls Teil der Unbekannten von Hyperion.«
    Ich schüttelte den Kopf. Ich spürte ein taubes Gefühl am Kopf über und hinter dem linken Ohr, hob die Hand und rechnete halb damit, eine Verletzung vom Kampf in der Dateiebene zu finden. Statt dessen ertasteten meine Finger die Plastikfassung einer Neuralsteckdose.
    Ich riß meine andere Hand aus Johnnys Griff und sah ihn voller Entsetzen an. Er hatte mich verkabeln lassen, während ich bewußtlos war.
    Johnny hielt beide Hände hoch, die Handflächen zu mir gedreht. »Es mußte sein, Brawne. Unser beider Überleben könnte davon abhängen.«
    Ich ballte die Faust. »Du verdammter, gemeiner Hurensohn. Warum sollte ich mich wohl direkt einklinken müssen, du verlogener Dreckskerl?«
    »Nicht beim Core«, sagte Johnny leise. »Bei mir.«
    »Bei dir?« Mein Arm zitterte in Erwartung, ihm sein geklontes Gesicht einzuschlagen. »Bei dir!« höhnte ich. »Du bist jetzt ein Mensch, hast du das vergessen?«
    »Nein. Aber bestimmte Cybridfunktionen habe ich noch. Weißt du noch, wie ich vor ein paar Tagen deine Hand genommen und uns beide in die Dateiebene gebracht habe?«
    Ich sah ihn an. »Ich gehe nicht noch einmal in die Dateiebene.«
    »Nein. Ich auch nicht. Aber es könnte erforderlich sein, daß ich dir unglaubliche Mengen Daten binnen kürzester Zeit übermitteln muß. Ich habe dich gestern abend zu einer Schwarzmarktchirurgin hier im Dregs gebracht. Sie hat dir eine Schröndisk eingesetzt.«
    »Warum?« Die Schrön-Schleife war winzig, nicht größer als mein Daumennagel, und sehr teuer. Sie enthielt zahllose Feldkugelspeicher, von denen jeder einzelne fast unendlich viele Informationen enthalten konnte. Schrön-Schleifen konnten nicht von biologischen Trägern angezapft werden und wurden daher für Kurierzwecke benützt. Ein Mann oder eine Frau konnte Kl-Persönlichkeiten oder ganze planetare Datensphären in einer Schrön-Schleife transportieren. Verdammt, ein Hund hätte das alles transportieren können.
    »Warum?« fragte ich wieder und fragte mich, ob Johnny oder irgendwelche Mächte hinter Johnny mich als so einen Kurier benützten. »Warum?«
    Johnny kam näher und legte eine Hand um meine Faust. »Vertrau mir, Brawne.«
    Ich glaube, ich habe niemand mehr vertraut, seit sich Dad vor zwanzig Jahren das Gehirn rausgepustet und Mom sich in ihre rein egoistische Abgeschiedenheit zurückgezogen hat. Ich sah keinen Grund im Universum, Johnny jetzt zu vertrauen.
    Aber ich vertraute ihm.
    Ich entspannte die Faust und nahm seine Hand.
    »Nun gut«, sagte Johnny. »Iß zu Ende, dann werden wir uns emsig darum kümmern, unser Leben zu retten.«
     
    Waffen und Drogen konnte man in Dregs Stock am leichtesten kaufen. Wir verwendeten den Rest von Johnnys beachtlichem Vorrat an Schwarzmark, um Waffen zu kaufen.
    Um 22.00 Uhr trugen wir beide einen Körperpanzer aus Poly-Titanlegierung. Johnny hatte den spiegelnden schwarzen Helm eines Goonda, und ich trug eine Gefechtsmaske aus FORCE-Beständen. Johnnys Energiehandschuhe waren gewaltig und leuchtend rot. Ich trug Osmosehandschuhe mit Tötungseinrichtungen. Johnny verfügte über eine aus Bressia erbeutete Höllenpeitsche der Ousters, und ich hatte ihm zusätzlich einen Todesstrahler in den Gürtel gesteckt. Neben Dads Automatik hatte ich selbst noch ein Minigewehr von Steiner-Ginn an

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