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Die Hyperion-Gesänge 01 - Hyperion

Die Hyperion-Gesänge 01 - Hyperion

Titel: Die Hyperion-Gesänge 01 - Hyperion Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Simmons
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sind die Kraft hinter der Sezession von drei Jahrhunderten. Die Unbeständigen haben erschöpfende Studien angestellt, die beweisen, daß die Menschheit nicht mehr nützlich ist und Menschen von diesem Punkt an eine Bedrohung für den Core bilden. Sie treten für eine sofortige Auslöschung ein.«
    »Auslöschung«, sagte ich. Nach einem Augenblick fragte ich: »Können sie das bewerkstelligen?«
    »Die Menschen im Netz, ja«, sagte Johnny. »Die Intelligenzen des Core schaffen nicht nur die Infrastruktur der Hegemoniegesellschaft, sondern sind notwendig für alles, von der Gliederung von FORCE bis hin zu den Sicherungen der Nuklear- und Plasmaarsenale.«
    »Hast du das gewußt, als du ... im Core gewesen bist?«
    »Nein«, sagte Johnny. »Als Cybridrekonstruktionsprojekt eines Pseudo-Dichters war ich ein Freak, ein Schoßtier, ein unbedeutendes Ding, das durch das Netz ziehen durfte, wie man einem Haustier gestattet, durch das Haus zu ziehen. Ich hatte keine Ahnung, daß die KIs in drei Lager gespalten sind.«
    »Drei Lager«, sagte ich. »Welches ist das dritte? Und was hat Hyperion damit zu tun?«
    »Zwischen den Beständigen und den Unbeständigen sind die Ultimaten. In den letzten fünf Jahrhunderten waren die Ultimaten besessen vom HI-Projekt. Die Existenz oder Ausrottung der menschlichen Rasse interessiert sie nur in der Auswirkung auf das Projekt. Bis zum heutigen Tag sind sie eine schlichtende Kraft gewesen, ein Verbündeter der Beständigen, weil ihrer Meinung nach Rekonstruktionen und Wiederbelebungsprojekte wie das Experiment Alte Erde notwendig für die Krönung der HI sind.
    In jüngster Zeit allerdings hat das Thema Hyperion die Ultimaten veranlaßt, sich dem Standpunkt der Unbeständigen anzuschließen. Seit Hyperion vor vier Jahrhunderten erforscht wurde, ist der Core besorgt und argwöhnisch. Es war sofort ersichtlich, daß es sich bei den sogenannten Zeitgräbern um Artefakte handelt, die von einem mindestens zehntausend Jahre in der galaktischen Zukunft gelegenen Zeitpunkt aus rückwärts durch die Zeit befördert wurden. Noch beunruhigender ist freilich die Tatsache, daß es dem Core nie gelungen ist, die Variable Hyperion aus seinen Gleichungen der Vorhersehung auszuschalten.
    Brawne, um das zu verstehen, mußt du begreifen, wie sehr der Core auf die Vorhersehung angewiesen ist. Auch ohne den Input der HI kennt der Core die Einzelheiten der stofflichen, menschlichen und KI-Zukunft zu 98, 9995% für einen Zeitraum von mindestens zwei Jahrhunderten. Die KI-Ratgeber des All-Wesens mit seinen vagen orakelhaften Äußerungen – das von den Menschen als so unverzichtbar betrachtet wird – sind ein Witz. Der Core läßt der Hegemonie winzige Bruchstücke von Offenbarungen zukommen, wenn es den Zielen des Core dienlich ist – manchmal, um die Unbeständigen zu unterstützen, manchmal, um die Beständigen zu stützen, aber immer, um die Ultimaten zufriedenzustellen.
    Hyperion ist ein Loch im gesamten vorhersehbaren Gefüge der Existenz des Core. Es ist das endgültige Rätsel – eine Variable, die nicht eliminiert werden kann. So unmöglich es scheint, Hyperion ist offenbar von den Gesetzen der Physik, Humanpsychologie und M-Vorhersehung, wie sie vom Core praktiziert wird, ausgeschlossen.
    Als Folge dessen existieren zwei Zukünfte – zwei Wirklichkeiten, wenn man so will –, und zwar eine, in der die Geißel Shrike, die bald auf das Netz und die interstellare Menschheit losgelassen wird, eine Waffe aus der vom Core beherrschten Zukunft ist, ein rückwirkender Erstschlag der Unbeständigen, die die Galaxis Jahrtausende in der Zukunft beherrschen. Die andere Wirklichkeit sieht die Invasion des Shrike, den bevorstehenden interstellaren Krieg und die anderen Folgen des Öffnens der Zeitgräber als menschlichen Erstschlag durch die Zeiten, einen letzten, düsteren Versuch der Ousters, Ex-Kolonien und anderen kleinen Gruppen der Menschen, die dem Ausrottungsprogramm der Unbeständigen entkommen konnten.«
     
    Wasser tröpfelte auf die Kacheln. Irgendwo in den Tunneln in der Nähe hallte die Warnsirene eines Mechbrenners von Keramik und Stein wider. Ich lehnte mich an die Wand und sah Johnny an.
    »Interstellarer Krieg«, sagte ich. »Beide Szenarios verlangen einen interstellaren Krieg?«
    »Ja. Daran führt kein Weg vorbei.«
    »Könnten beide Gruppen des Core mit ihren Vorstellungen falsch liegen?«
    »Nein. Was auf Hyperion geschieht, ist problematisch, aber die Situation im Netz und sonstwo ist

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