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Die Hyperion-Gesänge 01 - Hyperion

Die Hyperion-Gesänge 01 - Hyperion

Titel: Die Hyperion-Gesänge 01 - Hyperion Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Simmons
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entgegen. Dreißig Meter.
    Wenn sich uns jemand in den Weg stellen wollte, hätte er es jetzt schon getan.
    Ich drehte mich zu Johnny um und wollte eine komische Bemerkung machen. Mindestens zwanzig Strahlen und noch einmal halb soviel Projektile trafen uns im selben Augenblick. Die äußere Schicht des Poly-Titan explodierte nach außen und leitete den größten Teil der Projektilenergie im Gegenschub ab. Das tödliche Licht wurde weitestgehend von der spiegelnden Oberfläche darunter abgeleitet. Weitestgehend.
    Johnny wurde durch die Wucht von den Füßen geschleudert. Ich sank auf ein Knie und ließ das Minigewehr in Richtung des Laserfeuers schwenken.
    Zehn Stockwerke hoch im Wohnstock. Mein Visier wurde milchig. Die Rüstung verbrannte in einer Wolke reflektierenden Gases. Das Minigewehr hörte sich ganz genau wie die Kettensägen an, die man in historischen Holos sehen kann. Zehn Stockwerke weiter oben zerstob ein Balkon und ein Teil der Stockwand in einer Wolke explosiver Geschosse und panzerbrechender Projektile.
    Drei großkalibrige Schüsse trafen mich von hinten.
    Ich landete auf den Handflächen, gebot dem Minigewehr Einhalt und wirbelte herum. Auf jedem Stockwerk befanden sich mindestens ein Dutzend, die sich rasch in einer präzisen Gefechtschoreographie bewegten. Johnny hatte sich auf die Knie aufgerappelt und feuerte mit der Höllenpeitsche orchestrierte Lichtsalven ab, wobei er sich durch das gesamte Spektrum arbeitete, um Deflektoren auszuschalten.
    Eine der rennenden Gestalten ging in Flammen auf, während das Schaufenster hinter ihr sich in geschmolzenes Glas verwandelte und die fünfzig Meter zum Concourse herunterfloß. Zwei weitere Männer beugten sich übers Geländer, aber ich drängte sie mit Salven des Minigewehrs wieder zurück.
    Ein offener Gleiter kam von den Dächern herunter; seine Schubdüsen liefen auf Hochtouren, während er um die Säulen herumsteuerte. Raketenfeuer donnerte um Johnny und mich herum in den Beton. Schaufenster erbrachen eine Million Glasscherben über uns. Ich sah mich um, blinzelte zweimal, zielte und feuerte. Der Gleiter trudelte zur Seite, prallte gegen einen Fahrstuhl, in dem sich ein Dutzend geduckte Zivilisten aufhielt, und stürzte als Masse verdrehten, brennenden Metalls ab. Ich sah einen Einkäufer, der in Flammen achtzig Meter zum Boden des Stocks heruntersprang.
    »Links!« brüllte Johnny über Nahfrequenzinterkom.
    Vier Männer in Rüstungen waren mit Personenliftpacks von einem der oberen Stockwerke heruntergesprungen. Die polymerisierten Chamäleonrüstungen bemühten sich, sich dem wechselnden Hintergrund anzupassen, aber es gelang ihnen nur, jeden Mann in ein gleißendes Kaleidoskop von Spiegelungen zu verwandeln. Einer trat in den Aktionsradius meines Minigewehrs, um mich auszuschalten, während sich die drei anderen Johnny vornahmen.
    Er kam im Gettostil mit einem Pulsmesser. Ich ließ ihn meinen Panzer treffen, wohl wissend, daß das Messer zum Fleisch des Unterarms durchdringen würde, damit aber erkaufte ich mir die Sekunde, die ich brauchte. Ich bekam sie. Ich tötete den Mann mit der verstärkten Kante meines Handschuhs und strich mit dem Feuer des Minigewehrs über die drei hinweg, die Johnny zusetzten.
    Ihre Rüstungen wurden starr, und ich fegte sie mit dem Gewehr zurück wie jemand, der einen Gehweg mit dem Schlauch abspritzt. Nur einer der Männer kam wieder auf die Beine, ehe ich sie alle über den Rand des Überhangs hinunterpustete.
    Johnny war wieder am Boden. Sein Brustpanzer war weg, teilweise geschmolzen. Ich roch verbranntes Fleisch, konnte aber keine lebensgefährlichen Verletzungen erkennen. Ich duckte mich halb und hob ihn hoch.
    »Laß mich, Brawne. Lauf! Zur Treppe!« Die Nahfrequenz brach zusammen.
    »Halt die Klappe!« sagte ich und legte den linken Arm soweit um ihn, daß ich ihn stützen konnte, während ich zugleich darauf achtete, daß das Minigewehr Platz zum Drehen hatte. »Ich werde immer noch dafür bezahlt, daß ich deinen Leibwächter spiele.«
    Sie feuerten von beiden Wänden des Stocks, dem Dach und den Einkaufsebenen auf uns. Ich zählte mindestens zwanzig Tote auf den Gehwegen; etwa die Hälfte waren bunt gekleidete Zivilisten. Der Energieverstärker im linken Bein meiner Rüstung quietschte. Mit steifem Bein schleppte ich uns unbeholfen weitere zehn Meter zur Tempeltreppe. Inzwischen standen einige Priester des Shrike oben auf der Treppe, sie schienen nicht weiter auf den Feuerhagel um sie herum zu

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