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Die Hyperion-Gesänge 01 - Hyperion

Die Hyperion-Gesänge 01 - Hyperion

Titel: Die Hyperion-Gesänge 01 - Hyperion Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Simmons
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Peter im Neuen Vatikan ist nichts verglichen mit dem hier.«
    Martin Silenus lachte. Grelles Licht umriß seine Wangenknochen und Satyrbrauen. »Dies wurde für eine lebende Gottheit gebaut«, sagte er.
    Fedmahn Kassad stellte den Seesack auf dem Boden ab und räusperte sich. »Dieses Gebäude ist doch sicher älter als die Kirche des Shrike.«
    »Richtig«, bestätigte der Konsul. »Aber sie bewohnt es seit zwei Jahrhunderten.«
    »Sieht nicht besonders bewohnt aus«, sagte Brawne Lamia. Sie hatte die Automatik ihres Vaters in der linken Hand.
    In den ersten zwanzig Minuten im Keep hatten sie alle gebrüllt, aber die sterbenden Echos, die Stille und das Summen der Fliegen im Speisesaal hatte sie zum Schweigen gebracht.
    »Die Androiden und Arbeitsklone des Traurigen Königs Billy haben das verdammte Ding gebaut«, sagte der Dichter. »Achtzig hiesige Jahre Arbeit, bevor die Spin-Schiffe eintrafen. Es sollte die größte Touristenunterkunft im ganzen Netz werden; der Ausgangspunkt zu den Zeitgräbern und der Stadt der Dichter. Aber ich nehme an, sogar die armen Teufel von Androidenarbeitern kannten die Eingeborenenversion der Shrike-Legende.«
    Sol Weintraub stand am Ostfenster und hielt seine Tochter hoch, so daß sanftes Licht auf ihre Wange und die geballte Faust fiel. »Das alles ist jetzt relativ unwichtig«, sagte er. »Suchen wir eine unverwüstete Ecke, wo wir schlafen und das Abendessen zu uns nehmen können.«
    »Reisen wir gleich weiter?« fragte Brawne Lamia.
    »Zu den Gräbern?« fragte Silenus und zeigte zum ersten Mal seit Beginn der Fahrt echte Überraschung. »Sie würden im Dunkeln zum Shrike gehen?«
    Lamia zuckte die Achseln. »Was macht das schon?«
    Der Konsul stand in der Nähe einer bleigefaßten Glastür zu einem Balkon und schloß die Augen. Sein Körper schwankte und balancierte immer noch im Schwung der Seilbahn. Nächte und Tage der Fahrt über die Gipfel waren in seinem Verstand verschwommen, miteinander verschmolzen und gingen fast in der Erschöpfung von beinahe drei Tagen ohne Schlaf und seiner nervösen Anspannung unter. Er machte die Augen wieder auf, ehe er im Stehen eindöste. »Wir sind müde«, sagte er. »Wir bleiben heute nacht hier und gehen morgen runter.«
    Pater Hoyt war auf den schmalen Sims des Balkons hinausgegangen. Er lehnte sich auf das Geländer aus verwittertem Stein. »Können wir die Gräber von hier aus sehen?«
    »Nein«, sagte Silenus. »Sie liegen hinter der Hügelkette dort. Aber sehen Sie diese weißen Dinger im Norden und etwas westlich ... diese Dinger, die wie abgebrochene Zähne im Sand glitzern?«
    »Ja.«
    »Das ist die Stadt der Dichter. König Billys ursprünglicher Standort für Keats und alles Wahre und Schöne. Die Eingeborenen sagen, daß heute Gespenster ohne Kopf dort spuken.«
    »Sind Sie auch eines davon?« fragte Lamia.
    Martin Silenus drehte sich um, wollte etwas sagen, betrachtete einen Moment lang die Pistole in ihrer Hand und wandte sich ab.
    Schritte hallten in einer uneinsehbaren Krümmung der Treppe, kurz darauf betrat Oberst Kassad wieder das Zimmer. »Über dem Speisesaal befinden sich zwei kleine Vorratskammern«, sagte er. »Sie haben Zugang zum Balkon draußen, können aber nur über diese Treppe hier erreicht werden. Leicht zu verteidigen. Die Zimmer sind ... sauber.«
    Silenus lachte. »Bedeutet das, nichts kann zu uns vordringen, und falls doch, haben wir keine Fluchtmöglichkeit?«
    »Wohin sollten wir fliehen?« fragte Weintraub.
    »Wahrlich, wohin?« sagte der Konsul. Er war sehr müde. Er nahm seine Ausrüstung, nahm einen Griff des schweren Möbiuskubus und wartete darauf, daß Pater Hoyt den anderen nahm. »Machen wir, was Kassad sagt. Suchen wir ein Quartier für die Nacht. Verlassen wir diesen Saal. Er stinkt nach Tod.«
     
    Das Abendessen bestand aus dem letzten Rest ihrer Trockenrationen, etwas Wein aus Silenus' letzter Flasche und einem trockenen Kuchen, den Sol Weintraub mitgebracht hatte, um ihren letzten gemeinsamen Abend zu feiern. Rachel war zu klein, den Kuchen zu essen, aber sie trank ihre Milch und schlief dann auf der Matte neben ihrem Vater auf dem Bauch ein.
    Lenar Hoyt holte eine kleine Balalaika aus dem Gepäck und schlug ein paar Akkorde an.
    »Ich wußte nicht, daß Sie spielen«, sagte Brawne Lamia.
    »Schlecht.«
    Der Konsul rieb sich die Augen. »Ich wünschte, ich hätte ein Klavier.«
    »Sie hatten doch eins«, sagte Martin Silenus.
    Der Konsul sah den Dichter an.
    »Bringen Sie es her«, sagte

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