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Die Hyperion-Gesänge 01 - Hyperion

Die Hyperion-Gesänge 01 - Hyperion

Titel: Die Hyperion-Gesänge 01 - Hyperion Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Simmons
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beugte. Einen Augenblick lang war er überzeugt, sie wäre es. Er sah noch einmal hin und stellte fest, daß sie es war. Sie strich ihm mit kalten Fingern über die Wange.
    »Bin ich tot?« flüsterte Kassad, hob die Hand und packte sie am Handgelenk.
    »Nein.« Ihre Stimme war weich und kehlig und schnurrte den Hauch eines Akzents, den er nicht einordnen konnte. Er hatte sie noch nie sprechen hören.
    »Bist du echt?«
    »Ja.«
    Kassad seufzte und sah sich um. Er lag nackt unter einem dünnen Gewand auf einer Art Couch oder Plattform in der Mitte eines dunklen, höhlenartigen Raums.
    Über ihm waren Sterne durch das geborstene Dach zu erkennen. Kassad hob die andere Hand und berührte sie an der Schulter. Ihr Haar war eine dunkle Krone über ihm. Sie trug ein weites, dünnes Gewand, durch das er – nur bei Sternenlicht – die Umrisse ihres Körpers sehen konnte. Er nahm ihren Geruch wahr, das schwache Aroma von Seife und Haut und ihr, das er von ihren anderen Begegnungen so gut kannte.
    »Du mußt Fragen haben«, flüsterte sie, während Kassad die goldene Spange löste, die ihr Kleid zusammenhielt. Das Kleid sank flüsternd zu Boden. Darunter hatte sie nichts an. Über ihnen war das Band der Milchstraße deutlich zu sehen.
    »Nein«, sagte Kassad und zog sie an sich.
     
    Gegen Morgen kam leichter Wind auf und Kassad zog die leichte Decke über sie. Das Material schien ihre Körperwärme zu halten, sie lagen anheimelnd warm nebeneinander. Irgendwo schmirgelten Sand oder Schnee über kahle Wände. Die Sterne waren sehr klar und sehr hell.
    Sie erwachten beim ersten Anzeichen der Dämmerung, und ihre Gesichter waren unter der Seidendecke dicht beisammen. Sie strich mit der Hand über Kassads Körper und fand alte und neue Narben.
    »Dein Name?« flüsterte Kassad.
    »Psst«, flüsterte sie zurück und glitt tiefer mit der Hand, umfaßte seine Hoden und streichelte sein Glied, das sich unter der Berührung wieder aufrichtete.
    Kassad legte das Gesicht an die duftende Wölbung ihres Nackens. Ihre Brüste schmiegten sich weich an ihn. Die Nacht verblaßte zum Morgen. Irgendwo wehten Sand oder Schnee gegen kahle Wände. Sie öffnete sich ihm.
     
    Sie liebten sich, schliefen und liebten sich wieder. Als es ganz hell war, standen sie auf und zogen sich an. Sie hatte Unterwäsche, ein graues Wams und Hosen für Kassad zurechtgelegt. Sie paßten perfekt, ebenso die Socken und die weichen Schuhe. Die Frau trug dasselbe in Marineblau.
    »Dein Name?« fragte Kassad, als sie das Gebäude mit der zerschmetterten Kuppel verließen und durch die tote Stadt schritten.
    »Moneta«, sagte sein Traum, »oder Mnemosyne, welcher Name dir besser gefällt.«
    »Moneta«, flüsterte Kassad. Er sah zu der kleinen Sonne auf, die am lapislazulifarbenen Himmel aufging. »Ist dies Hyperion?«
    »Ja.«
    »Wie bin ich gelandet? Schwebefelder? Fallschirm?«
    »Du bist unter einem Dach aus Goldfolie gelandet.«
    »Ich habe keine Schmerzen. Bin ich nicht verletzt worden?«
    »Du wurdest versorgt.«
    »Was ist das für ein Ort?«
    »Die Stadt der Dichter. Vor mehr als einhundert Jahren verlassen. Hinter jenem Hügel dort liegen die Zeitgräber.«
    »Was ist mit den Angriffsbooten der Ousters, die mir gefolgt sind?«
    »Eines ist in der Nähe gelandet. Der Herr der Schmerzen hat die Besatzung für sich selbst beansprucht. Die beiden anderen sind in einiger Entfernung niedergegangen.«
    »Wer ist der Herr der Schmerzen?«
    »Komm«, sagte Moneta. Die tote Stadt hörte an der Wüste auf. Feiner Sand rieselte über halb in Dünen vergrabenen weißen Marmor. Im Westen stand ein Landungsboot der Ousters mit offenem Irisschott. In der Nähe stand ein Thermokubus mit heißem Kaffee und frischgebackenen Brötchen auf einer umgestürzten Säule. Sie aßen und tranken schweigend.
    Kassad bemühte sich, sich die Legenden um Hyperion ins Gedächtnis zurückzurufen. »Der Herr der Schmerzen ist das Shrike«, sagte er schließlich.
    »Gewiß.«
    »Stammst du aus ... aus der Stadt der Dichter?«
    Moneta lächelte und schüttelte den Kopf.
    Kassad trank seinen Kaffee leer und stellte die Tasse weg. Das Gefühl, daß er sich in einem Traum befand, war stärker, als er es jemals in einer Sim verspürt hatte. Aber der Kaffee hatte angenehm bitter geschmeckt, die Sonne schien warm auf sein Gesicht und die Hände.
    »Komm, Kassad!« sagte Moneta.
    Sie überquerten eine Ausdehnung kalten Sands. Kassad sah himmelwärts und wußte, das Schlachtschiff der Ousters konnte sie

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