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Die Hyperion-Gesänge 02 - Der Sturz von Hyperion

Die Hyperion-Gesänge 02 - Der Sturz von Hyperion

Titel: Die Hyperion-Gesänge 02 - Der Sturz von Hyperion Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Simmons
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die nach menschlichen Maßstäben vielleicht nicht intelligent sind, aber dennoch im Umfeld ferner Sterne eine Evolution durchgemacht und die Fähigkeit entwickelt haben, stärkere Kraftfelder zu kontrollieren als jede der Menschheit bekannte Maschine.
    Die Tempelritter und Ousters hatten über Jahrhunderte hinweg mit den Geschöpfen kommuniziert. Tempelritter benützten sie, um Kontrollen an ihren wunderschönen, aber exponierten Baumschiffen überflüssig zu machen.
    Het Masteen hatte dieses Ding Hunderte von Lichtjahren transportiert, damit die Übereinkunft der Tempelritter mit der Kirche der Letzten Buße erfüllt werden konnte, den Baum der Dornen des Shrike zu fliegen. Aber als er das Shrike und den Baum der Qualen gesehen hatte, war es Masteen nicht möglich gewesen, den Vertrag zu erfüllen. Und darum mußte er sterben.
    Der Möbiuskubus war noch da. Ich konnte den Erg als eingepferchte Sphäre roter Energie in der Zeitflut erkennen.
    Draußen konnte ich Sol Weintraub gerade noch hinter einem Vorhang aus Dunkelheit sehen – eine tragikomische Gestalt, die durch das subjektive Fliegen der Zeit außerhalb des Zeitfelds der Sphinx wie ein Stummfilmdarsteller wirkte –, aber der Möbiuskubus befand sich im Kreis der Sphinx.
    Rachel schrie vor Angst, die selbst ein Neugeborenes erfahren kann. Angst vor dem Fallen. Angst vor Schmerzen. Angst vor Trennung.
    Das Shrike machte einen Schritt, und wieder war für die draußen eine Stunde verloren.
    Für das Shrike war ich substanzlos, aber Energiefelder sind etwas, das selbst die Gespenster von Core-Analogons berühren können. Ich schaltete das Sperrfeld des Möbiuskubus ab. Ich befreite den Erg.
    Tempelritter kommunizieren mit Ergs per elektromagnetischer Strahlung, codierten Pulsen, einfacher Belohnung durch Strahlung, wenn das Geschöpf etwas macht, das sie wollen ... aber primär durch eine fast mystische Form von Kontakt, die nur die Brüderschaft selbst und ein paar Exoten der Ousters kennen. Wissenschaftler bezeichnen sie als rudimentäre Telepathie. In Wahrheit handelt es sich um fast reine Empathie – Empfindung.
    Das Shrike macht einen weiteren Schritt zum offenen Portal in die Zukunft. Rachel schreit von einer Energie beseelt, wie sie lediglich die Neugeborenen des Universums aufbringen können.
    Der Erg dehnt sich aus, begreift und verschmilzt mit meiner Persönlichkeit. John Keats bekommt Substanz und Form.
    Ich eile die fünf Schritte zum Shrike, nehme ihm das Baby aus den Händen und weiche zurück. Selbst im Energiemahlstrom der Sphinx nehme ich ihren frischen Babygeruch wahr, als ich das Kind an die Brust drücke und den feuchten Kopf mit der hohlen Hand gegen die Wange stütze.
    Das Shrike wirbelt überrascht herum. Vier Arme werden ausgestreckt, Klingen schnappen auf, rote Augen sehen mich an. Aber die Kreatur ist zu nahe beim Portal selbst. Ohne sich zu bewegen, rutscht sie den Abfluß des Zeitstroms hinab. Die Schaufelbaggerkiefer des Dings klappen auf, Stahlzähne knirschen, aber es ist schon fort, ein Fleck in der Ferne. Etwas Geringeres.
    Ich drehe mich zum Eingang um, aber der ist zu weit entfernt. Die schwindende Energie des Erg könnte mich dorthin bringen, mich gegen den Strom schleppen, aber nicht mit Rachel. Ein weiteres lebendes Wesen so weit gegen soviel Widerstand zu tragen, kann ich nicht einmal mit Hilfe des Erg vollbringen.
    Das Baby schreit, worauf ich es sanft wiege und ihm beruhigenden Unsinn ins warme Ohr flüstere.
    Wenn wir nicht vor und nicht zurück können, warten wir einfach einen Augenblick hier. Vielleicht kommt jemand vorbei.
     
    Martin Silenus riß die Augen auf, Brawne Lamia drehte sich hastig um und sah das Shrike über sich in der Luft schweben.
    »Ach du Scheiße«, flüsterte Brawne ehrfürchtig.
    Im Palast des Shrike erstreckten sich die Reihen schlafender Menschen bis in halbdunkle Fernen, und bis auf Martin Silenus waren noch alle mit dem Baum der Dornen, der HI der Maschinen und Gott allein wußte womit noch durch die pulsierenden Nabelschnüre verbunden.
    Es schien, als wollte das Shrike seine Macht beweisen, denn es hatte aufgehört zu gehen, die Arme ausgebreitet und schwebte drei Meter in die Höhe, bis es fünf Meter von dem Steinsims entfernt in der Luft hing, wo Brawne neben Martin Silenus kauerte.
    »Tun Sie etwas«, flüsterte Silenus. Der Dichter war nicht mehr mit Kortikalstecker an der Nabelschnur befestigt aber noch zu schwach, den Kopf zu heben.
    »Vorschläge?« sagte Brawne, aber die

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