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Die Hyperion-Gesänge 02 - Der Sturz von Hyperion

Die Hyperion-Gesänge 02 - Der Sturz von Hyperion

Titel: Die Hyperion-Gesänge 02 - Der Sturz von Hyperion Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Simmons
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Stirn. »Was haben Sie ihm versprochen, würden Sie versuchen?«
    Ich spürte, wie das Landungsboot erbebte, dröhnte und dann emporschnellte, als der Katapultstarter uns himmelwärts schleuderte. »Ich habe ihm versprochen, ich würde mich bemühen, daß er eine kranke Freundin besuchen darf«, sagte ich.
    Hunt sah weiterhin finster drein, aber ich holte einen Skizzenblock heraus und kritzelte Impressionen von Cicero's, bis wir fünfzehn Minuten später am SprungSchiff andockten.
    Es war ein Schock, als ich durch das Farcasterportal in den Angestelltennexus im Regierungshaus trat. Ein weiterer Schritt brachte uns zur Senatsgalerie, wo Meina Gladstone immer noch vor überfülltem Haus sprach. Bildgestalter und Mikrophone übertrugen ihre Ansprache ins All-Wesen und zu hundert Milliarden wartenden Bürgern.
    Ich sah auf mein Chronometer. Es war 10.38 Uhr. Wir waren nur neunzig Minuten weg gewesen.
     

12
     
    Das Gebäude, welches den Senat der Hegemonie der Menschheit beherbergte, war mehr nach dem Senatsgebäude der Vereinigten Staaten vor achthundert Jahren gestaltet als nach den pompöseren Bauwerken der Nordamerikanischen Republik oder des Ersten Weltkonzils. Der Hauptsitzungssaal war riesig, von Galerien gesäumt und so groß, daß die über dreihundert Senatoren der Netzwelten und über siebzig nicht stimmberechtigten Repräsentanten von Protektoratskolonien darin Platz fanden. Die Teppichböden waren dunkelrot und verliefen von dem Podest aus, wo die Präsidentin Pro Tem, der Sprecher des All-Wesens und heute der Oberste Staatssekretär der Hegemonie, ihre Plätze hatten. Die Tische der Senatoren waren aus Muirholz gefertigt, welches die Tempelritter von God's Grove gespendet hatten, denen solche Produkte heilig waren, und die Wärme und der Geruch von poliertem Holz durchdrang den Saal selbst dann, wenn er so überfüllt war wie heute.
    Leigh Hunt und ich traten ein, als Gladstone gerade mit ihrer Rede fertig war. Ich rief eine kurze Zusammenfassung über mein Komlog ab. Die Ansprache war wie ihre meisten Reden kurz, vergleichsweise einfach und ohne Übertreibungen oder Pomp gewesen, aber dennoch von originellen Ausdrücken und Phrasen durchzogen, denen große Überzeugungskraft eigen war.
    Gladstone hatte die Vorfälle und Konflikte umrissen, die zur momentanen Konfrontation mit den Ousters geführt hatten, hatte den von der Zeit geheiligten Wunsch nach Frieden ausgesprochen, der immer noch die Politik der Hegemonie beherrschte, und hatte Einigkeit im Netz und Protektorat gefordert, bis die momentane Krise beigelegt war. Ich hörte mir ihre Zusammenfassung an.
    »... und so konnte es geschehen, Mitbürger, daß wir nach mehr als einem Jahrhundert des Friedens wieder in einen Konflikt verwickelt sind, um die Rechte zu erhalten, denen sich unsere Gesellschaft schon vor dem Tod von Mutter Erde verschrieben hatte. Nach mehr als einem Jahrhundert Frieden müssen wir nun – egal wie unwillig, egal wie mißbilligend – wieder zu Schild und Schwert greifen, die stets unser Geburtsrecht erhalten und unser aller Wohlstand gedient haben, damit wieder Friede herrschen kann.
    Wir dürfen – und werden – uns nicht vom Schmettern der Fanfaren oder dem Jubel der Unbesonnenheit verführen lassen, die den Ruf zu den Waffen unweigerlich begleiten. Diejenigen, welche die Lektionen der Geschichte vergessen, wenn es um die Torheit des Krieges an sich geht, werden sie nicht nur nochmals durchleben müssen, sie könnten vielleicht dadurch sterben. Große Opfer können vor uns allen liegen. Für einige von Ihnen vielleicht große Trauer. Aber welche Erfolge oder Niederlagen wir letztendlich auch hinnehmen müssen, ich sage Ihnen jetzt und hier, daß wir vor allem diese beiden Dinge nicht vergessen dürfen: Erstens, wir kämpfen für den Frieden und wissen, daß der Krieg niemals ein Dauerzustand sein darf, sondern lediglich eine vorübergehende Geißel, die wir erdulden müssen wie ein Kind ein Fieber, mit dem Wissen, daß Gesundheit auf eine lange Nacht der Schmerzen folgt und der Frieden Gesundheit ist. Zweitens, daß wir uns niemals ergeben werden ... niemals ergeben oder wanken oder uns unbesonneneren Stimmen und bequemeren Impulsen fügen werden ... niemals wanken, bis der Sieg wieder unser, die Aggression zurückgeschlagen und der Frieden wiedererlangt ist. Ich danke Ihnen.«
    Leigh Hunt beugte sich nach vorn und beobachtete gebannt, wie die meisten Senatoren aufstanden und Gladstone Beifall zollten, der von der hohen

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