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Die Hyperion-Gesänge 02 - Der Sturz von Hyperion

Die Hyperion-Gesänge 02 - Der Sturz von Hyperion

Titel: Die Hyperion-Gesänge 02 - Der Sturz von Hyperion Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Simmons
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die Ousters. An dritter Hilfe gegen die Bedrohung des Shrike.«
    Leigh Hunt lehnte sich gegen das geölte Holz zurück. Dampf stieg von dem schweren Krug in seiner Hand auf. »Evakuierung ist zum momentanen Zeitpunkt nicht möglich ...«
    »Warum?« Lane feuerte die Frage wie den Strahl einer Höllenpeitsche ab.
    »Präsidentin Gladstone verfügt – im Augenblick – nicht über die politische Macht, den Senat und das All-Wesen davon zu überzeugen, daß das Netz fünf Millionen Flüchtlinge aufnehmen kann ...«
    »Dummes Zeug«, sagte der Generalgouverneur. »Im ersten Jahr des Protektorats sind die doppelte Zahl Touristen über Maui-Covenant hergefallen. Und das hat eine einmalige planetare Ökologie zerstört. Bringen Sie uns nach Armaghast oder auf eine andere Wüstenwelt, bis die Kriegsgefahr gebannt ist.«
    Hunt schüttelte den Kopf. Seine Bassettaugen blickten trauriger als gewöhnlich drein. »Es ist nicht nur eine Frage der Logistik«, sagte er. »Oder der Politik. Es ist ...«
    »Das Shrike«, sagte Lane. Er zerteilte ein Stück Speck. »Das Shrike ist der wahre Grund.«
    »Ja. Außerdem Angst vor einer Infiltration des Netzes durch die Ousters.«
    Der Generalgouverneur lachte. »Sie haben also Angst, wenn Sie Farcasterportale hier errichten, könnten ein paar drei Meter große Ousters landen und sich unbemerkt in die Reihe stellen?«
    Hunt trank Kaffee. »Nein«, sagte er, »aber die Möglichkeit einer Invasion besteht tatsächlich. Jedes Farcasterportal ist eine Öffnung zum Netz. Das Ratskonzil hat sich dagegen ausgesprochen.«
    »Na gut«, sagte der jüngere Mann mit halbvollem Mund. »Dann evakuiert uns mit Schiffen. War das nicht der Grund, weshalb die Task Force ursprünglich hergeschickt wurde?«
    »Das war der vorgebliche Grund«, sagte Hunt. »Unser wahres Ziel ist jetzt, den Ousters eine Niederlage zuzufügen und Hyperion vollwertig ins Netz einzugliedern.«
    »Und was wird dann aus der Bedrohung durch das Shrike?«
    »Es wird ... neutralisiert werden«, sagte Hunt. Er verstummte, während eine kleine Gruppe Männer und Frauen an unserem Balkon vorbeiging.
    Ich sah auf, wollte meine Aufmerksamkeit schon wieder auf den Tisch konzentrieren, drehte den Kopf aber noch einmal ruckartig um. Die Gruppe war am Ende des Flurs verschwunden. »War das nicht Melio Arundez?« sagte ich und unterbrach damit Generalgouverneur Lane.
    »Was? Oh, Dr. Arundez. Ja. Kennen Sie ihn, M. Severn?«
    Leigh Hunt sah mich böse an, aber ich achtete nicht darauf. »Ja«, sagte ich zu Lane, obwohl ich Arundez nie persönlich kennengelernt hatte. »Was macht er auf Hyperion?«
    »Sein Team ist vor über sechs lokalen Monaten mit einem Vorschlag für ein Projekt von Reichs Universität auf Freeholm hier eingetroffen, weitere Forschungen an den Zeitgräbern durchzuführen.«
    »Aber die Gräber waren für Forscher und Touristen gesperrt«, sagte ich.
    »Ja. Aber ihre Instrumente – wir haben gestattet, daß wöchentlich Daten durch den Fatlinesender des Konsulats übermittelt wurden – hatten die Veränderung der Anti-Entropiefelder um die Zeitgräber herum bereits angezeigt. Reichs Universität hat gewußt, daß sich die Gräber öffnen würden – wenn die Veränderungen das wirklich zu bedeuten haben –, und sie haben die besten Forscher im Netz darauf angesetzt.«
    »Aber Sie haben ihnen keine Erlaubnis erteilt?« sagte ich.
    Theo Lane lächelte humorlos. »Präsidentin Gladstone hat keine Erlaubnis erteilt. Die Abriegelung der Zeitgräber ist ein direkter Befehl von TC 2 . Wenn es nach mir ginge, hätte ich den Pilgern den Zugang verweigert und statt dessen der Gruppe von Dr. Arundez Priorität eingeräumt.« Er wandte sich wieder zu Hunt um.
    »Entschuldigen Sie mich«, sagte ich und glitt aus der Nische.
     
    Ich fand Arundez und seine Leute – drei Frauen und vier Männer, deren Kleidung und Körperbau auf verschiedene Welten im Netz hindeuteten – zwei Balkone weiter. Sie waren über ihr Frühstück und die wissenschaftlichen Komlogs gebeugt und warfen sich so unverständliche Fachausdrücke an den Kopf, daß ein Talmudschüler vor Neid erblaßt wäre.
    »Dr. Arundez?« sagte ich.
    »Ja?« Er sah auf. Er war zwanzig Jahre älter, als ich ihn in Erinnerung hatte, und kam Anfang Sechzig in die mittleren Jahre, aber das erstaunlich hübsche Profil war dasselbe, ebenso die bronzefarbene Haut, der markante Kiefer, das lockige, nur an den Schläfen leicht ergraute schwarze Haar und die stechenden Mandelaugen, und mir

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