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Die Hyperion-Gesänge 02 - Der Sturz von Hyperion

Die Hyperion-Gesänge 02 - Der Sturz von Hyperion

Titel: Die Hyperion-Gesänge 02 - Der Sturz von Hyperion Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Simmons
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FORCE-Portal geht, muß sich durch fälschungssicher codierte Mikrotransponder identifizieren, die täglich geändert werden ...«
    »Könnten die Ousters diese Codes nicht knacken und ihre eigenen eingeben?« fragte Senator Kolchev.
    »Unmöglich.« Nashita schritt mit auf dem Rücken verschränkten Armen auf dem kleinen Podest auf und ab. »Die Änderung der Codes erfolgt täglich via Fatline-Einwegsignal von FORCE-Hauptquartieren im Netz ...«
    »Entschuldigen Sie«, sagte ich und war erstaunt, meine eigene Stimme zu hören, »aber ich selbst habe heute morgen einen kurzen Besuch im Hyperion-System gemacht und nichts von Codes bemerkt.«
    Köpfe drehten sich. Admiral Nashita machte wieder erfolgreich den Eindruck einer Eule, deren Kopf sich auf einem geschmierten Kugellager dreht. »Dennoch, M. Severn«, sagte er, »sind Sie und M. Hunt codiert worden – schmerzlos und unauffällig mit Infrarotlasern an beiden Enden des Farcastertransits.«
    Ich nickte und war einen Moment lang erstaunt, daß der Admiral sich meinen Namen gemerkt hatte, bis mir einfiel, daß auch er Implantate besaß.
    »Drittens«, fuhr Nashita fort, als hätte ich überhaupt nichts gesagt, »sollte das Unmögliche eintreten und Streitkräfte der Ousters unsere Verteidigung überwinden, unsere Farcaster intakt erobern und die fälschungssicheren Transit-Codesysteme decodieren, um damit eine Technologie zu aktivieren, mit der sie nicht vertraut sind und die wir ihnen seit vier Jahrhunderten vorenthalten ... dann wären ihre sämtlichen Bemühungen immer noch vergebens, denn der gesamte militärische Verkehr wird über den Stützpunkt auf Madhya nach Hyperion weitergeleitet.«
    »Wo?« ertönte ein Stimmenchor.
    Ich hatte nur durch Brawne Lamias Geschichte vom Tod ihres Klienten von Madhya gehört. Sie und Nashita sprachen es ›Mudje‹ aus.
    »Madhya«, wiederholte Admiral Nashita, und jetzt lächelte er wirklich. Es war ein seltsam jungenhaftes Lächeln. »Bemühen Sie Ihre Komlogs nicht, meine Damen und Herren. Madhya ist ein ›schwaches‹ System, das in Adreßlisten und zivilen Farcasterkarten nicht erscheint. Wir reservieren es für eben solche Zwecke. Madhya ist mit einem bewohnbaren Planeten, der nur zum Erzabbau und für unsere Stützpunkte taugt, die allerbeste Rückzugsposition. Sollten die Schiffe der Ousters das Unmögliche schaffen und unsere Verteidigungen und Portale um Hyperion erobern, dann können sie ausschließlich nach Madhya, wo ausreichend automatische Feuerkraft auf alles und jedes gerichtet ist, das durchkommt. Sollte das Unmögliche gar in die zweite Potenz erhoben werden und ihre Flotte den Transfer ins Madhya-System überstehen, würden sich die Farcasterverbindungen von dort nach draußen automatisch selbst zerstören, und ihre Kriegsschiffe wären Jahre vom Netz entfernt gestrandet.«
    »Ja«, sagte Senatorin Richeau, »aber unsere ebenfalls. Zwei Drittel unserer Flotte würden im Hyperion-System festsitzen.«
    Nashita stand bequem. »Das stimmt«, sagte er, »aber die Befehlshaber und ich selbst haben viele Male über diesen unwahrscheinlichen – man kann sagen statistisch unmöglichen – Fall diskutiert. Wir halten das Risiko für akzeptabel. Sollte das Unmögliche eintreten, würden wir immer noch über mehr als zweihundert Kriegsschiffe als Reserve verfügen, um das Netz zu verteidigen. Schlimmstenfalls würden wir das Hyperion-System verlieren, nachdem wir den Ousters einen schweren Schlag zugefügt haben ... der an sich mit allergrößter Wahrscheinlichkeit allen künftigen Aggressionen ein Ende bereiten würde.
    Aber das ist auf gar keinen Fall der Ausgang, mit dem wir rechnen. Wenn zweihundert Kriegsschiffe bald transferiert werden – innerhalb der nächsten acht Standardstunden –, sehen unsere Demoskopen und die des KI-Ratskonzils eine Wahrscheinlichkeit von 99 Prozent, daß der angreifende Ousterschwarm vernichtend geschlagen wird ... bei minimalen Verlusten unserer eigenen Streitkräfte.«
    Meina Gladstone wandte sich an Ratgeber Albedo. Im spärlichen Licht war die Projektion perfekt. »Ratgeber, ich habe nicht gewußt, daß dem Rat diese Frage vorgelegt wurde. Ist die Zahl von 99 Prozent zuverlässig?«
    Albedo lächelte. »Ziemlich zuverlässig, Präsidentin. Und der Wahrscheinlichkeitsfaktor betrug 99,962794 Prozent.« Das Lächeln wurde noch breiter. »Das ist so ermutigend, daß man es getrost riskieren kann, einmal eine Zeitlang alle Eier in einen Korb zu legen.«
    Gladstone lächelte nicht.

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