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Die Hyperion-Gesänge 02 - Der Sturz von Hyperion

Die Hyperion-Gesänge 02 - Der Sturz von Hyperion

Titel: Die Hyperion-Gesänge 02 - Der Sturz von Hyperion Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Simmons
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Energie in die Servomechanismen der Anzugbeine und kickte mit voller Wucht nach ihrem Kopf.
    Moneta wich dem Tritt aus, packte sein Bein, drehte es herum und stieß ihn in eine drei Meter im Quadrat messende Kristallplatte, die zerschellte, worauf er in Sand und Nacht hinausstolperte. Moneta berührte ihren Nacken, Quecksilber strömte über ihr Gesicht, dann folgte sie ihm.
    Kassad klappte das gesprungene Visier hoch und nahm den Helm ab. Der Wind zerzauste sein kurzes, schwarzes Haar, Sand schmirgelte seine Wangen. Er ging in die Knie, kam wieder auf die Füße. Anzeigen am Kragendisplay des Anzugs blinkten rot und meldeten, daß die letzten Energiereserven im Schwinden begriffen waren. Kassad achtete nicht auf die Anzeigen; für die nächsten Sekunden würde es noch ausreichen – und das allein zählte.
    »Was auch in meiner Zukunft – deiner Vergangenheit – geschehen sein mag«, sagte Moneta, »nicht ich habe mich verwandelt. Ich bin nicht der Herr der Schmerzen. Er ...«
    Kassad sprang über die drei Meter hinweg, die sie trennten, landete hinter Moneta und riß den tödlichen Handschuh seiner rechten Hand in einer Bewegung herum, die die Schallmauer durchbrach – die Handkante war so starr und scharf, wie die piezoelektrischen Kohlenstoffasern sie nur machen konnten.
    Moneta duckte sich nicht, noch traf sie Anstalten, dem Schlag auszuweichen. Kassads Hand traf ihren Halsansatz mit einem Schlag, der einen Baum gefällt oder durch einen halben Meter Gesteins geschnitten hätte. Auf Bressia hatte Kassad in einem Handgemenge einen Oberst der Ousters auf diese Weise getötet – der Handschuh hatte durch Schutzpanzer, Kraftfeld, Fleisch und Knochen geschnitten, ohne auf Widerstand zu stoßen –, daß der Kopf des Mannes den eigenen enthaupteten Körper zwanzig Sekunden lang blinzelnd betrachtet hatte, bevor endlich der Tod eingetreten war.
    Kassads Hieb traf sein Ziel, wurde aber von der Oberfläche des Quecksilberhautanzugs aufgehalten. Moneta taumelte, aber sie reagierte nicht. Kassad spürte in dem Augenblick, wie seine Anzugenergie verbraucht war, als sein Arm gefühllos wurde und seine Schultermuskeln sich schmerzhaft verkrampften. Während er rückwärts stolperte, hing sein rechter Arm wie abgestorben an der Seite, und die Anzugsenergie strömte aus wie das Blut eines Verwundeten.
    »Du hörst mir nicht zu«, sagte Moneta. Sie kam auf ihn zu, packte Kassad vorne am Kampfanzug und warf ihn zwanzig Meter in Richtung des Jadegrabs.
    Er schlug heftig auf, und der Schutzanzug wurde starr, konnte aber aufgrund des Energieausfalls nur einen Teil des Aufpralls absorbieren. Mit dem linken Arm schützte er Gesicht und Hals, aber dann blockierte der Anzug, und der Arm blieb nutzlos unter ihm angewinkelt.
    Moneta sprang die zwanzig Meter, kauerte sich neben ihn, hob ihn mit einer Hand in die Luft, packte eine Handvoll Schutzpanzer mit der anderen Hand, zerrte ihm den Kampfanzug vom Oberkörper und zerriß dabei zweihundert Lagen Mikrofasern und Omegastoffpolymere. Sie schlug ihn zärtlich, beinahe verspielt. Kassads Kopf wurde herumgerissen, er verlor fast das Bewußtsein. Wind und Sand peinigten die nackte Haut von Brust und Bauch.
    Moneta riß den Rest des Anzugs weg und trennte Biosensoren und Feedbackfühler ab. Sie hob den nackten Mann an den Oberarmen hoch und schüttelte ihn. Kassad schmeckte Blut, rote Pünktchen schwammen vor seinen Augen.
    »Wir müssen keine Feinde sein«, sagte sie leise.
    »Du hast ... auf mich ... geschossen.«
    »Nur um deine Reaktionen zu testen, nicht um dich zu töten.« Ihr Mund bewegte sich normal unter der Quecksilberhülle. Sie schlug ihn wieder, und Kassad flog zwei Meter durch die Luft, landete auf einer Düne, rollte im kalten Sand bergab. Eine Million Pünktchen tanzten in der Luft – Schnee, Staub, flimmernde bunte Lichter. Kassad wälzte sich herum, richtete sich mühsam auf die Knie auf und griff mit seinen zu gefühllosen Klauen gekrümmten Fingern in den Sand der Düne.
    »Kassad«, flüsterte Moneta.
    Er drehte sich auf den Rücken und wartete.
    Sie hatte den Hautanzug deaktiviert. Ihre Haut sah warm und verwundbar aus, und so blaß, daß sie fast durchscheinend wirkte. Hellblaue Venen waren auf ihren makellosen Brüsten zu sehen. Ihre Beine sahen kräftig, sorgfältig modelliert aus, die Schenkel waren leicht gespreizt, wo sie in den Körper übergingen. Ihre Augen waren dunkelgrün.
    »Du liebst den Krieg, Kassad«, flüsterte Moneta, während sie sich auf ihn

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